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Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2) - Perry Rhodan


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      Niemand hat darin mehr Übung als ich, dachte ich.

      Das mag sein, räumte der Logiksektor ein. Dennoch ist es nicht ratsam, ohne Lohn die Arbeit anderer zu tun.

      Ich seufzte leise.

      »Zwist mit gewissen inneren Stimmen?«, hörte ich Mava da Valgathan fragen, die Kommandantin der TARTS. Die Vere'athor zupfte zwei, drei Strähnen ihres kurz geschnittenen, weißgrauen Haars zurecht und warf mir einen flüchtigen Blick zu.

      Ich winkte ab.

      Unser Schiff, ein Raumer der GAUMAROL-Klasse, hatte bei der Bleisphäre Position bezogen. Zu unserem Verband gehörten mittlerweile einige Schiffe der GAUMAROL-, DAGOR- und YILLD-Klasse sowie etliche THARK-Kreuzer. Im weiten Orbit um die Bleisphäre kreisten weitere Verbände der Vereinigten Sternenbaronien von Thantur, strategisch den Flottensegmenten der Ladhonen und Naats gegenübergestellt, die sich teils außerhalb der Oortschen Wolke hielten, teils in die Gesteinswolke eingetaucht waren und im freien Fall dahintrieben.

      Von den EPPRIK-Robotschiffen, die seit Jahrhunderten in diesem Sternenraum Wache gehalten hatten, gab es keine Spur. Tormanac da Hozarius hatte sie abgezogen, um im Bruderkrieg der Thantur-Völker aus dem Arkonsystem, der Naats und Arkoniden, keine Partei ergreifen zu müssen.

      Stattdessen hatte die Bleisphäre neue Satelliten erhalten: akonische Transmitter-Etappenhöfe, die von den Cairanern beschlagnahmt und offenkundig den Ladhonen überlassen worden waren.

      Überlassen oder übergeben?, fragte mein Extrasinn.

      Übergeben, korrigierte ich mich im Stillen. Denn die Ladhonen sind nichts als die Befehlsempfänger der Cairaner.

      Zieh keine voreiligen Schlüsse!, mahnte der Logiksektor. Die Hierarchien könnten auch anders aufgebaut sein. Wir sehen, was wir sehen sollen.

      Aber wir sehen nichts, gab ich bitter zurück und starrte in den Panoramaschirm der Zentrale, in dem das graue Wabern vor aller Augen stand, unruhig wie ein Traumbild, das keine Gestalt annehmen wollte. Die Sphäre, die Arkon vertilgt hatte, meinen weißen Stern.

      Zugleich der Stern der Naats, erinnerte mich der Extrasinn. Auch für sie ist die Singularität keine Quelle des Glücks. Wir sollten auf ihrer Seite stehen.

      Würden sie nicht auf uns feuern, könnten wir uns besser an ihre Seite stellen, versetzte ich.

      Sie feuern doch gar nicht mehr.

      Der Extrasinn hatte recht. Seit zwei Tagen herrschte eine geisterhafte Ruhe in Thantur-Lok – eine bleierne Ruhe, dachte ich. Eine Ruhe, die auf uns lastete und mich besorgte, weil ich das Gefühl hatte, als würde aus diesem aschgrauen Herzen mehr und mehr Gift in die Adern des Kugelsternhaufens gepumpt.

      Wenn doch Arkon aufscheinen würde. Nur für einen Moment.

      Und wenn du nicht immer wieder Energie in nutzlose Hoffnungen investieren würdest ..., kommentierte der Logiksektor kühl.

      Arkon ...

      Terraner, die Arkons Ruhm kennen und von der Wärme des Sterns gehört haben, sehen meist nur die im Vergleich zu Sol riesenhafte Sonne vor sich. Dabei ist Arkon, ein weißer Stern vom Typ A8V, nicht nur groß, sondern auch sehr heiß.

      Die Durchschnittstemperatur auf einem arkonidischen Raumschiff ließ Terraner oft schläfrig werden, ganz so, als hätten sie sich für den Abend vor einen Kamin zur Ruhe gesetzt, in dem das brennende Holz prasselte. Gut, das grelle Licht hätte sie irritiert und die Art und Weise, wie es die Armaturen herausstellte und sie scharfe Schatten werfen ließ.

      Es waren ja oft die kleinen Dinge, die den Unterschied machten.

      An Bord der TARTS war es arkonidisch hell und heiß. Ich hatte mich schneller eingewöhnt, als ich gedacht hatte.

      Das Schott zur Zentrale öffnete sich mit einem diskreten Geräusch und schloss sich wieder. Ich sah mich nicht um.

      Gucky trat neben meinem Kontursessel. Er sah auf den Holoschirm. »Immer noch dasselbe Programm?«, fragte er. »Das Trauerspiel ohne Figuren?«

      Von irgendwo klang ein verhaltenes Lachen auf.

      »Was ist mit den Transmitterpostämtern?«, fragte er weiter. »Werden noch welche geliefert?«

      Ich schüttelte den Kopf. »Die Ladhonen haben die Etappenhöfe rings um die Bleisphäre in Stellung gebracht«, sagte ich. »Vier von ihnen besetzen gewissermaßen die Nord-, Süd-, West- und Ostposition um die Sphäre, einer steht über, einer unter dem Diskus. Dazwischen sind etliche Relaisstationen positioniert.«

      »Sieht nach einem Plan aus«, sagte der Ilt.

      Ich lachte nur auf.

      »Wie ich dich kenne, haben deine arkonidische Erhobenheit erwogen, die akonischen Konstrukte aus dem Raum zu fegen?«

      Ich zuckte mit den Achseln. »Sie würden sich neue beschaffen. So lange, bis das Transmitternetz restlos abgebaut ist.«

      »Hm«, machte Gucky. »Sie wollen also etwas durch die Bleisphäre verschicken?«

      Ich nickte.

      »Wozu? Nur ein Experiment?«

      Mava da Valgathan räusperte sich leise. »Einige unserer Wissenschaftler meinen, möglicherweise wollen sie die Bleisphäre vermessen, indem sie sie durchqueren.«

      Der Ilt sah mich an.

      »Möglicherweise«, gab ich zu.

      »Möglicherweise versuchen sie aber etwas anderes?«, setzte Gucky nach.

      Ich erinnerte mich an einen Hinweis, den uns eine Terranerin von Bord des Haluterraumers HONNA zur sogenannten Phase der Realisation gegeben hatte: Ich rate euch dringend, nicht zu versuchen, die Bleisphäre mit einer Transition zu durchqueren. Das könnte zu üblen Ergebnissen führen. Manche Raumflugzeuge, die es versucht haben, ob nun bemannt oder unbemannt, sind spurlos verschwunden oder furchtbar verändert rematerialisiert.

      Ob die Cairaner und ihre Handlanger dahingehend Experimente planten? Wollten sie Personen via Transmitter durch die Bleisphäre schicken und die Auswirkungen des Transports untersuchen? Und wenn ja: warum? Wozu?

      »Wie auch immer: Die Bleisphäre entwickelt sich ja zu einer richtigen Touristenattraktion«, flachste Gucky.

      Ich hörte, wie Mava da Valgathan die Luft durch die Nase ausstieß. Schon der Gedanke an die Bleisphäre rief bei ihr – bei Weitem nicht als Einziger – eine Art Abscheu hervor, eine schmerzhafte Art von Scham. Der Aufenthalt in dieser Region, in der der ehemalige Mittelpunkt des Imperiums förmlich aus der Realität gestanzt worden war, belastete beinahe alle Besatzungsmitglieder der arkonidischen Einheiten so, dass ich um ihre psychische Gesundheit fürchtete.

      Auch der Extrasinn meinte erste Anzeichen einer sich entwickelnden Belastungsstörung wahrgenommen zu haben: leichte Konzentrationsstörungen, wie sie überall auftreten konnten, in der Zentrale eines Raumschiffes im Einsatz aber eindeutig fehl am Platz waren; kleinere Desorientiertheiten, als würden Besatzungsmitglieder, die in die Zentrale kamen, ihren Platz nicht finden oder jene, die gerade ihren Dienst beendeten, nicht recht wissen, wo der Ausgang war; Schweiß auf der Stirn, obwohl Arkoniden sonst selten schwitzen und die Temperatur innerhalb der Zentrale wirklich angenehm war.

      »Mit den Touristen meinte ich nicht euch«, erläuterte Gucky der Kommandantin. »Ich meine unsere ladhonischen Freunde. Was, wenn sie tatsächlich nur auf der Durchreise sind und nun ihren Bahnhof gefunden haben? Und mit den Etappenhöfen den passenden Eingang?«

      Ich sah ihn an. »Was dann?«

      Er entblößte seinen Nagezahn. »Lass es dir von einem alten Bahnhofsvorsteher sagen, Mascant: Verkaufen wir ihnen doch ein paar Fahrscheine!«

      In diesem Augenblick drehte sich einer der Männer am Hyperfunkterminal zu uns um: »Mascant? Vere'athor? Soeben übermittelt das Büro des Thantur-Barons eine Anfrage. Ein Fragmentraumer der Union Positronisch-biologischer Zivilisationen erbittet Einflugerlaubnis nach M 13 und zum inneren Sektor im Bereich der Singularität.


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