Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
Panzer aufbrechen wollen, wird es eine Phase der Unordnung geben«, sagte Rikmoon. »Dinge werden sich bewegen. Die Bewegungen werden schmerzhaft sein, wie bei einer Geburt.«
Sie gingen langsam nebeneinander am Ufer eines kleinen Flusses entlang. Am holografischen Himmel prangte die Spiralgalaxis, geborgen in zwei menschlichen, transparenten Händen: die eine feminin, die andere maskulin. Das Licht war abendlich getönt, aber sie fanden mühelos den Weg.
Rikmoon hatte an ihrem Multifunktionsgürtel etwas aktiviert, das sie die Privatsphäre nannte. Ein schwaches Energiefeld bewirkte, dass Außenstehende sie nur wie hinter satiniertem Glas sahen, während die Sicht hinaus völlig ungetrübt blieb. Akustische Signale passierten die Sphäre nur ins Innere, und auch das ein wenig gedämpft.
Gegen jede Art von Ortung sei man geschützt. Dies sei einer der Gründe, warum Tefroder und andere nicht ungern auf dem Weltraumbahnhof lebten: die dortige größere Freiheit von allumfassender Kontrolle.
Was den Tamaron amüsierte: Gerade im Nervenzentrum eines galaxienumspannenden Abwehrschirms sollte die Kontrolle laxer sein als auf einem Planeten irgendwo im Virthanium?
Die beiden waren nicht das einzige Paar, das im Schutz einer solchen Sphäre flanierte. Aber in diesem Fall war das Paar nicht unterwegs zu einer romantischen Situation. Noch nicht jedenfalls.
Rikmoon schlug ein Gedankenspiel vor: Angenommen, es käme zu einer wie auch immer gearteten Unruhe im Virthanium. Zu einer interstellaren Katastrophe beispielsweise, zum Auftauchen eines übermächtigen Feindes aus den Tiefen des Kosmos. Einem plötzlich eskalierenden inneren Konflikt.
Ob der Tamaron sich vorstellen könnte, in einem solchen Fall einem Virthanium, das ihn um Unterstützung bäte, beizustehen?
Der Tamaron antwortete: »Ich sehe einmal davon ab, dass die Sonnentransmitterstrecke nicht mehr in Betrieb ist. Und dass unsere Schiffe vom Linearzonen-Passagen-Definitor abgewiesen werden. Und dass sie, selbst wenn dieser Abwehrschirm fiele, immer noch Monate brauchen würden, um einzugreifen. Übrigens auch davon, dass wir keine gerne gesehenen Gäste sind, wie ich bemerkt habe. Heißt deine Frage im Klartext, ob ich euch, für den Fall, dass du und andere gegen die gewählte Regierung putschen würdet, zur Seite stünde?«
»Würdest du?«
Der Tamaron lachte nur. Wie er mir erzählte.
Übrigens bestritt Rikmoon mit keinem Wort den Vorwurf, dass die Andromeda-Tefroder die Sonnentransmitter lahmgelegt hätten.
Wie auch immer. Sie wollte nichts ins Detail gehen.
7.
Atlan
27. April 2046 NGZ
»Klingt alles logisch«, sagte Gucky. »Wie eine mit dem Reißbett gezeichnete Geschichte.«
»Du glaubst mir nicht?«, fragte Ganud.
»Jedes Wort«, sagte der Ilt. »Aber die Geschichte als solche gefällt mir nicht.«
»Dem Tamaron hat sie ebenso wenig gefallen«, sagte Ganud. »Für ihn war diese Expedition ein Fiasko. Das Sonnentransmitternetz ist weiterhin stillgelegt. Und wenn Vetris-Molaud noch politische oder strategische Ambitionen in Richtung Andromeda gehabt hätte, sind sie ihm genommen worden.«
»Und diese Starrsinnität hat ja so recht!«, rief der Ilt mit gespielter Begeisterung. »Isolation von der Milchstraße – was ist nicht alles von dort herübergeschwappt! Tefroder! Terraner! Stellungslose Arkonidenfürsten! Wer würde sich da nicht am liebsten mit Hyperenergiefeldern immunisieren?« Er beäugte mich. »Was meint dein Extrasinn? Oder genießt und schweigt er bloß?«
Mein Extrasinn hatte durchaus nicht geschwiegen, sondern Folgendes kommentiert: Wir verdanken der Galaxis Andromeda viel mehr als sie uns. Sie ist die Fluchtburg für Abermilliarden Lemurer gewesen. Von Andromeda aus schickten die Maahks Hilfe gegen den Schwarm. Ohne die Hilfe der Maahks hätten wir die Vatrox vielleicht nicht besiegt. Wärest du eine höher entwickelte Entität und hättest das Ziel, die Milchstraße auf mittlere und lange Sicht eines wichtigen Verbündeten zu berauben – wo würdest du ansetzen?
Du hast recht, hatte ich geantwortet. Ich würde überlegen, Andromeda aus dem Spiel zu nehmen.
Vielleicht bist du ja nicht die einzige höhere Wesenheit, die so denkt.
Ich sagte laut: »Mir wäre wohler, wenn ich wüsste, dass die Sternenvölker Andromedas und sie allein und in Eigenregie diesen Plan gefasst und umgesetzt hätten.« Ich blickte Ganud an. »Gibt es dafür Beweise?«
»Nein«, antwortete Ganud.
»Und das bizarre Angebot dieser liebreizenden Tefroderin Rikmoon, ihr bei Gelegenheit als Putschpartner zu Willen zu sein?«, fragte Gucky. »Ganz große Operette!«
Es klingt wie das Angebot von Faktor I an dich, nach einer Manipulation der Zeitlinie mit ihr gemeinsam über die beiden Galaxien zu herrschen, kommentierte der Extrasinn.
»Nach und nach«, sagte Ganud bedächtig, »gewannen der Tamaron und ich den Eindruck, gezielt nach YEDDVEN geholt worden zu sein, um dort ganzen Testreihen unterzogen zu werden. Wie in einem Labor.«
»Ganud«, sagte ich. »Du wirst Reginald doch diese Geschichte erzählt haben. Die Kosmopsychologen, die Soziologen und Strategieanalysten der Liga werden jedes Detail gedreht, gewendet und gedeutet haben. Welchen Reim hat man sich auf diesen ganzen Spuk gemacht?«
»Gar keinen«, sagte Ganud. »Jedenfalls keinen wohlklingenden. Und der Spuk – der hatte noch gar nicht begonnen.«
8.
Ganud
23. bis 24. November 1638
Für den Abend des folgenden Tages war die Ankunft der Regierungsberaterin Aureni-Tarat angekündigt. Der Tamaron hatte die Nacht mit Rikmoon verbracht, sie aber seitdem nicht mehr gesehen.
Die Einladung Gota-Thaos zu einem intergalaktischen Frühstück sondergleichen hatte er ausgeschlagen – nicht zuletzt, um zu sehen, wie der Kommandant auf diese Ablehnung reagieren würde.
Dieser nahm es gelassen.
Wir unterhielten uns kurz mit den restlichen Mitgliedern unserer Delegation, für die aber weiterhin die dringende Bitte galt, ihre Quartiere nicht zu verlassen. Wir sprachen über Funk – und wohl nicht ohne unerwünschte Zuhörer – mit Ferinan Andurri an Bord des ZAON-Kreuzers.
Die Lage war ruhig. Auch von der SCIMOR gab es nichts Neues.
Der Tamaron nickte Kommandant Lanbal zu und verschränkte die Arme im Nacken. Er lächelte. »Aktiviert den Paratronschirm – jetzt. Sollte ich mich in exakt einem Tag nicht gemeldet haben, feuert aus allen Rohren auf den Weltraumbahnhof. Richtet in einem der kleineren Hangars ein gut abschirmbares Medozentrum ein. Die Delegation – und dieser Befehl schließt meine Person ausdrücklich ein – ist in diesem Medozentrum aufs Gründlichste zu untersuchen: physiologisch, psychologisch, mnemotechnisch und so weiter. Anderslautende Befehle von mir sind ab sofort zu ignorieren. Lanbal, du bist hiermit zum Kommandeur der Mission ernannt.«
Dann unterbrach er die Verbindung und betrachtete mich nachdenklich. »Wollen wir mal sehen, ob wir in diese Stabilität ein wenig Schwung bringen. Wir machen einen Ausflug zum Wrack auf der vereisten Landefläche.«
»Maghan«, sagte ich und neigte mein Kopfsegment. Manchmal vergaß ich, wie sehr ich ihn mochte. Aber er hatte ein gutes Gespür und wusste gegebenenfalls meine Zuneigung zu erneuern. Wie in jenem Moment.
*
Unser Weg durch den Weltraumbahnhof war denkwürdig. Wir begegneten keinem einzigen Tefroder. Hin und wieder sahen wir den einen oder anderen zwar, aber so, wie man im Hochgebirge scheues Wild sieht: von uns abgekehrt, eilig, beinahe auf der Flucht.
Uns war klar, dass dieses Verhalten koordiniert sein musste. Jemand warnte vor uns.
Ich hielt es für unwahrscheinlich,