Perry Rhodan Neo Paket 24. Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
auf Rhodans Höhe. »Erzähl weiter.«
Also berichtete ihm Rhodan: von ihrem Einsatz im Arkonsystem und wie sie das Dunkelleben bekämpft hatten, von Atlan und Mirona und der Projektion Nathalies auf einem Bruchstück der Elysischen Welt. Er erzählte Bull von Nathalies Hinweisen und geheimnisvollen Andeutungen, von Thoras Schmerz und ihrer beider Wut darüber, dass ihre Kinder sie zehn Jahre lang hinters Licht geführt hatten.
»Ich verstehe, dass ihr nach Olymp wolltet«, sagte Bull lahm. »Ich an eurer Stelle hätte da wohl auch Gesprächsbedarf gehabt.« Er bot seinem Freund abermals die Flasche an.
Rhodan hielt ihm im Gegenzug den Aktivator hin. Bull seufzte, sie tauschten, er streifte die Kette über und Rhodan trank. »Also, was hat sie gesagt?«, fragte Bull.
»Wer hat wozu was gesagt?«, fragte Rhodan, der kurzzeitig von der Tatsache abgelenkt war, dass er an einem Mittwochnachmittag in einem warmen Schuppen teuren Scotch aus der Flasche trank.
»Na, Nathalie. Dazu, dass sie jetzt Kaiserin ist. Wollte sie doch immer sein, oder?«
Rhodan musste prusten. Bull und seine eigene Art, die Dinge auf den Punkt zu bringen, hatten ihm gefehlt. »Im Prinzip dasselbe, was sie mir zuvor schon durch die Blume gesagt hat: dass wir durch das Versiegeln der Großen Ruptur ein paar Probleme gelöst und eine ganze Reihe neuer Probleme geschaffen haben. Dass wir an Dingen gerührt haben, deren Auswirkungen noch niemand von uns überschauen kann. Dass wir gewissermaßen in das Räderwerk einer komplexen kosmischen Maschine eingegriffen und wahllos an einigen Stellschrauben gedreht haben – und nun die Konsequenzen in den Griff bekommen müssen, ehe es zu spät ...«
Er sah, dass Bull schon nicht mehr zuhörte.
»Dafür seid ihr nach Olymp geflogen?«, fragte Reginald Bull. »Für diese Sprüche? Erinnere mich daran, dass ich die Klappe halte, wenn ich mich mal wieder über meine Töchter beklage.«
Rhodan wusste, dass sein Freund oft genug Probleme damit hatte, dass Laura und Sophie Bull-Legacy im Auftrag NATHANS Dinge taten, die Bull nicht mal ansatzweise erfasste.
»Glaub mir, mir fällt das auch nicht leicht«, versicherte Rhodan. »Zuletzt hat Callibso solche kosmischen Zusammenhänge angedeutet, und dass ich und Thora, wir alle vielleicht wichtige Rollen darin spielen. Und jetzt auch Nathalie.«
»Wieso tun sie uns das an, was meinst du?«, rätselte Bull.
»Wer?«
»Callibso. ES. Oder NATHAN. Ellert, Soptor ...«
Rhodan dachte an die Halbarkonidin, die in seinen Armen gestorben war, nachdem sie ihn vor der drohenden Gefahr gewarnt hatte.
Doch Bull hatte derzeit andere Sorgen. »Diese ganzen Gestalten, die behaupten, die Wahrheit zu kennen, aber immer nur in Rätseln sprechen!«, setzte er seine Tirade fort.
»Nathalie sagt, dass die Eckpunkte dieses kosmischen Plans – wenn es denn einer ist – sich ständig verändern und angepasst werden müssen. Deshalb dürften wir die Details dieses Plans nicht kennen, denn sonst würden wir ihn vielleicht gefährden ...«
Bull winkte ab. »Dasselbe Geschwätz, dass wir uns seit Jahrzehnten anhören dürfen. Aber wieso, frage ich dich, wieso müssen sie das auch unseren Kindern antun?« Ein merkwürdiger Ausdruck trat in sein Gesicht. Halb Leid, halb Flehen. »Warum, Perry? Warum können NATHAN und seine Freunde nicht wenigstens die Finger von unseren Familien lassen?«
Rhodan wusste keine Antwort. »Es ... schmerzt«, gestand er.
Bull machte eine auffordernde Geste, Rhodan trank noch einmal und reichte ihm die Flasche dann zurück.
»Und bleibt sie Kaiser?«, erkundigte sich Bull.
»Bis auf Weiteres. Sie sagt, das sei die ideale Position, um das zu tun, was getan werden muss.«
»Sag bloß.« Bull lachte. »Kaiserin Nathalie die Erste.«
»Wie steht es mit dir?« Rhodan hatte Angst vor dieser Frage gehabt, aber sie musste gestellt werden.
»Was meinst du?«
»Bleibst du auch auf deiner Position? Kann die Menschheit auf dich zählen?«
Nachdenklich schwenkte Bull die Flasche und sah ihrem goldenen Inhalt beim Kreisen zu. »Früher hättest du gefragt, ob du auf mich zählen kannst, weißt du das?«
»Ich sehe nicht, was das für einen ...«, setzte Rhodan an.
»Oh, es macht einen großen Unterschied«, unterbrach Bull. »Aber ich bin froh, dass du die Frage genau so gestellt hast, wie du sie gestellt hast. Es ist fairer, weißt du. Ein bisschen theatralisch vielleicht, aber fairer.«
»Reg ...«
»Lass mich mal ausreden. Ich weiß, ich mache nicht den besten Eindruck, und ich will nicht dein Mitleid. Ich will nur, dass du weißt ...« Bull wedelte mit der Hand. »Dass es schwer ist.« Seine Hand fand den Zellaktivator. »Das hier.« Er zog ihn sich über den Kopf. »Das hier ist schwer. Du hast das ja schon wieder hinter dir, also ...« Er stockte, deutete wortlos auf Rhodans Brust.
Seit seiner Rückkehr aus dem Zeitbrunnen von Lashat brauchte Rhodan keinen Aktivator mehr und kam dennoch in den Genuss seiner lebensverlängernden Wirkung. Eine Manipulation auf der Quantenebene, die sich ihrer aller Verständnis entzog.
»Was, Reg?«, fragte Rhodan. »Was fällt schwer?« Doch er glaubte die Antwort zu kennen: Die Unsterblichen entfernten sich von den Menschen. Erst verloren sie ihre Liebsten, so wie Bull Autum verloren hatte. Und wenn sie nicht aufpassten, verloren sie ihre eigene Menschlichkeit, bis sie wie Atlan, Avandrina oder Mirona wurden.
»Das Trinken fällt schwer«, scherzte Bull. »Macht richtig viel Arbeit. Dieses verdammte Ding hält einen nüchtern, und das weißt du genau, auch wenn du so tust, als wärst du ebenso alkoholisiert wie ich.«
»Reg, bitte glaub mir. Mir fällt das alles auch nicht leichter als dir. Aber ich versuche, keine Fragen zu stellen, auf die mir niemand außer mir selbst eine Antwort geben kann.«
Bull hob den Blick. »Du wolltest mich was fragen: ob ich meinen Job machen kann. Mein Job, der eigentlich deiner ist. Es ist nett, dass du fragst, denn voriges Mal hast du das nicht getan. Willst du endlich deine Antwort?«
Rhodan nickte.
»Es ist sauschwer«, sagte Bull. »Aber ich kriege es hin. Ich erledige meine Arbeit. Und Marcus hat einen Orden verdient.«
»Ist vermerkt«, versprach Rhodan.
»Aber ich wüsste gern: Wieso gerade jetzt? Wieso die Frage?«
»Weil ich wieder wegmuss.« Bisher war es nicht mehr als eine vage Ahnung gewesen. Aber nun, da Rhodan es aussprach, wurde es zur Gewissheit. »Wir haben noch keine offizielle Freigabe, aber es wird unvermeidlich sein. Merkosh ist im MIMERC in Behandlung – und es geht ihm schlecht. Er redet viel davon, dass er nach Hause will. Und als ich das vorige Mal von unseren kosmischen Rätselfreunden kontaktiert wurde, im Arkonsystem ...«
Bull bedeutete ihm, zum Punkt zu kommen.
»Ich hatte eine Vision. Von einem Ort namens Drem-Doreus. Irgendwo im galaktischen Zentrum.«
»Das zum Compariat gehört.«
»Wir haben starke Gravitationswellen von dort aufgefangen«, berichtete Rhodan weiter. »Eine ungewöhnliche Aktivität der Schwarzen Löcher im Milchstraßenzentrum, die anscheinend Auswirkungen auf die Pulsare der Lokalen Blase hatte. Eine fünfdimensionale Front ...«
»Ich kenne meine Pflichten«, sagte Bull knapp. »Du kannst dich auf mich verlassen.«
»Danke.« Rhodan fiel ein Stein vom Herzen. Es gab noch so viel, über das er seinen Freund ins Bild setzen musste: das Dunkelleben, Tihit ... Doch dafür war es sinnvoll, das Bull auch die zugehörigen Daten und Holoaufzeichnungen einsehen konnte. »Ich bin wirklich froh, dass wir das geklärt haben. Ich wollte dir nämlich nicht in den Rücken fallen, wenn wir mit Michelsen darüber reden.«
»Wir