Perry Rhodan 2512: Die TRAITOR-Marodeure. Christian MontillonЧитать онлайн книгу.
Handlungen hinreißen lassen.
Ein erster Strahlerschuss schmetterte in seinen Schutzschirm.
Noch war es harmlos und der SERUN von einer Überlastung weit entfernt. Tekener wusste jedoch aus leidiger Erfahrung, dass sich das schnell ändern konnte. Momentan sah es nicht danach aus, als könnten die Gegner ihnen gefährlich werden; zu sehr waren sie zweifellos vom unerwarteten Auftauchen der USO-Einheiten überrascht. Doch der Verlauf eines Kampfes war unberechenbar, es gab zu viele im Vorfeld unbestimmbare Faktoren.
Als Tekener sein Ziel erreichte, waren einige Mikro-Bestien bereits im Einsatz. Sie trugen die nachtblauen Kampfanzüge, die Roi Danton der USO besorgt hatte, Spezialanfertigungen für dieses Volk, die von Kolonnen-Technikern entwickelt und gefertigt worden waren. Kampfanzüge, die einem SERUN in nichts nachstanden, die die Mikro-Bestien perfekt handhaben konnten und sie zu wahren Kampfmaschinen machten, tödlich, schnell und präzise.
Doch auch ihre Gegner waren bestens gerüstet. Während rund um ihn Schüsse peitschten und Dron schreiend flohen, widmete sich Tekener dem Gegner, den er von Anfang an fixiert hatte. Jener hielt den Mor'Daer wie einen zusätzlichen Schutzschild vor sich, obwohl seine Geisel längst tot war.
Der Smiler hegte keinerlei Absicht, diesen Feigling entkommen zu lassen. Bislang hatte die USO keinen der TRAITOR-Jäger in die Hände bekommen; allerdings waren sie ihnen auch noch nie so nahe gewesen. Erst der Tipp durch Noah Kelch hatte diesen direkten Zugriff möglich gemacht.
Tekener feuerte in den Boden vor seinem Gegner. Steine schmolzen, Erde spritzte zur Seite, und schwarzer Qualm umwölkte den Feind und dessen Geisel. Es konnte höchstens zur kurzzeitigen Verwirrung dienen, denn zweifellos orientierten sich die Jäger ebenso wenig auf rein optischem Weg wie die USO-Spezialisten.
Er sah neben sich ein rasendes blaues Etwas – ein beiläufiger Blick: Vier Mikro-Bestien stürmten auf die Gegner zu, rissen zwei Mor'Daer mit sich. Dann erreichte er den Rand der Wolke, die an den Rändern zerfaserte. Etwas flog daraus auf ihn zu. Der tote Mor'Daer. Seine Schuppenhaut war aufgequollen vor Hitze.
Instinktiv wich der Smiler aus, tauchte in den Qualm ein. Rund um ihn herrschten mörderisch hohe Temperaturen, Strahlerschüsse jagten ungezielt auf ihn zu, an ihm vorbei, schmetterten in den Boden, in seinen Schirm. Alles ging rasend schnell. Er sah den Gegner, umgeben von einem kugelförmigen Schutzschirm, in dem Rußpartikel verglühten. Er leuchtete wie eine Fackel in der Nacht.
Der Smiler gab Dauerfeuer.
Schutzschirmbelastung 130 Prozent, meldete der SERUN. Noch kein Grund zu echter Sorge. Die Frage war nur, wie er den Feind gefangen nehmen sollte.
Soeben meldete Senego Trainz per Helmfunk, dass die TRAITOR-Jäger flohen, in ihren Kampfanzügen in die Höhe rasten, zweifellos, um die Kampfgleiter in wenigen hundert Metern Höhe zu erreichen.
»Die Zielobjekte?«, fragte er, während er weiterfeuerte und erstaunt feststellte, dass der Gegenbeschuss endete.
»Zwei überlebende Mor'Daer, ein Ganschkare. In unserer Gewalt.«
Kaum erhielt er diese gute Nachricht – die gleichzeitig bedeutete, dass sie für vier ehemalige TRAITOR-Angehörige zu spät gekommen waren –, als er erkannte, warum sich sein Feind nicht mehr wehrte. Auch er setzte zur Flucht an.
Tek folgte, jagte wie ein Geschoss mit Vollschub in die Höhe, seinem Gegner hinterher.
Der Anblick, wie Jäger und Gejagte aufeinander feuernd durch die Luft rasten, musste für die am Boden zurückbleibenden Dron einen grotesken Anblick bieten. Tek sah nach oben, und ein Adrenalinschub jagte durch seinen Leib. Ein Kampfgleiter kam auf ihn zu. Eine der gegnerischen Einheiten. Er nahm schon fast sein gesamtes Gesichtsfeld ein.
Und er brannte.
Ein lodernder Koloss aus Stahl, Feuer und Tod raste auf ihn zu.
Der Jäger, den Tek verfolgte, änderte verzweifelt den Kurs, doch er wurde mitgerissen und verschwand zwischen den Flammen.
Der SERUN gab ein schrilles Warnsignal. Tek bremste auf brutale Weise seinen Flug, indem er vollen Gegenschub gab.
Physikalische Kräfte tobten sich in ihm aus. Das Metallmonstrum war schon fast heran. Tek wurde durch den Gegenschub aus der Flugbahn gedrückt, trudelte zur Seite, schrie auf und wurde zum Spielball von Gewalten, auf die er keinerlei Einfluss mehr hatte.
Etwas Heißes fauchte über ihn hinweg, sein Schutzschirm loderte, das ganze Universum bestand nur noch aus Brausen und Kreischen.
Endlich war der brennende Gleiter unter ihm. Teks Flug stabilisierte sich in der Sekunde, da das Wrack aufschlug. Er sah ein letztes Bild, das er so nie hatte sehen wollen.
Flüchtende Dron. Berstende Mauern. Metall, das sich durch Dächer und Wände bohrte. Bruchstücke, die durch die Luft wirbelten und Krater in den Boden rissen. Gewaltige Bäume, die wie winzige Äste knickten. Und blaue Schemen – die Mikro-Bestien, die durch das Chaos rasten.
Dann ein Donnern, eine Explosion, und ein gewaltiger, weiß lodernder Feuerball.
*
Ronald Tekener war der Letzte des USO-Einsatzkommandos, der sich noch auf Zorbar II aufhielt. Die übrigen Spezialisten hatten sich ebenso wie die Mikro-Bestien mit den geretteten TRAITOR-Angehörigen in ihre Gleiter zurückgezogen.
Ihm gegenüber stand ein Dron; ein hochrangiger Vertreter seines Volkes, der sich nach der Katastrophe am Ort des Absturzes eingefunden hatte. Die Bergungsarbeiten waren inzwischen abgeschlossen, es stand fest, dass es in dem gewaltigen Trümmerfeld keine Überlebenden mehr gab.
Ein Berg aus Stahl, umringt von steinernen Trümmern, ragte hinter dem Reptiloiden auf. Die Stille im weiten Umfeld war geradezu erschreckend. Es schien, als wolle sich die Natur der Trauer der Dron um die Opfer anschließen. Es wehte kein Windhauch, die kleine rote Sonne brannte mit erbarmungsloser Hitze vom Himmel. In den umliegenden Häusern und Straßen war niemand unterwegs.
Der Dron überragte Tek um wenige Zentimeter und erinnerte ihn an einen Tyrannosaurus Rex. Die Schuppenhaut bestand aus einer braunschwarzen Hornschicht, die – wie Tek während der Rettung überdeutlich miterlebt hatte – äußerst widerstandsfähig war. Und dennoch nicht widerstandsfähig genug, wenn ein Gebäude über ihnen einstürzte.
»Was wird mit unseren Gästen geschehen?«, fragte der Dron.
Tek versuchte sich an den Namen seines Gegenübers zu erinnern. Zu viel war in den letzten Stunden auf ihn eingestürmt. Schori ... war es nicht etwas wie Schori Marg gewesen?
»Du sprichst von den ...«
»Richtig«, unterbrach Marg. »Von den beiden Mor'Daer und dem Ganschkaren.« Kegelförmige Zähne blitzten kurz am Kieferrand auf, verschwanden dann unter der hellroten großen Zunge. »Von unseren Gästen. Den letzten Nachkommen der Flüchtlinge, die mein Volk aufgenommen und ihnen Asyl gewährt hatte, nachdem die Terminale Kolonne abgezogen war.«
Das alte Problem, dachte Tek, der die Motive seines Gegenübers nur zu gut verstand. Auf vielen Welten lebten versprengte Nachkommen der ehemaligen Angehörigen der Terminalen Kolonne, meist friedlich und von den Bewohnern akzeptiert. Man strafte diese Wesen nicht für ihre Volkszugehörigkeit oder dafür, was ihre Vorfahren getan oder welchem Herrn sie gedient hatten.
Andererseits gab es Hardliner, die exakt entgegengesetzt dachten und handelten. Sie trauten sich politisch zwar praktisch nie aus der Deckung, aber ihre Taten sprachen eine überdeutliche Sprache. Dass es sich bei den Jägern, die die Siedlung Randhoi überfallen hatten, um ebensolche handelte, stand so gut wie fest.
Immer wieder tauchten sie blitzartig auf und töteten ehemalige TRAITOR-Angehörige; meist zwangen sie, wie auch auf diesem Planeten vor wenigen Stunden, deren Asylgeber dazu, bei den Exekutionen zuzuschauen. Es war wohl ihre Art von Strafe für die, die Barmherzigkeit gezeigt hatten.
Tek war zu müde, um das Für und Wider der Politik, die die USO, und damit auch gerade er als Stellvertreter des Lordadmirals, vertrat, mit dem Dron zu diskutieren. Stattdessen versuchte er sich mit einigen