Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans KneifelЧитать онлайн книгу.
sollten miteinander reden.«
Crahstor war nicht der einzige gewesen, der sich seinen Blicken gebeugt, der es nicht gewagt hatte, ihn zu schlagen.
Etwa eine Stunde verstrich. Mrothyr blieb stehen. Er hielt die Arme vor der Brust verschränkt und blickte unverwandt in die Linse, so als wüsste er genau, dass er durch sie eine Verbindung zu dem Wesen hatte, das ihn auf Aklard überfallen und von dort entführt hatte.
Dann plötzlich flog die Tür auf. Sie schoss förmlich zur Seite, und ein humanoides Wesen trat ein, das nur wenig kleiner war als er.
Es hatte lange, dürre Beine, erstaunlich kurze Arme und einen hammerförmigen, weit nach vorn vorspringenden Kopf mit kegelförmigen, blauen Zähnen und winzigen, roten Augen. Mrothyr hatte nie ein Wesen dieser Art gesehen, und er wich unwillkürlich vor ihm zurück, obwohl er sich nicht fürchtete.
Der Fremde trug einen eng anliegenden grünen Anzug mit großen, weit ausgebeulten Taschen, in denen er offenbar allerlei Dinge verstaut hatte. Wortlos löste er die Kette vom Handgelenk Mrothyrs. Dann kehrte er zur Tür zurück.
»Wir sind gleich auf dem Planeten Evutuum«, erklärte er. »Dort werden wir dich absetzen.«
»Wozu?«, fragte der Zyrpher. »Was soll das? Weshalb bringt ihr mich dorthin?«
»Alle Fragen finden irgendwann eine Antwort«, erwiderte das Wesen vieldeutig.
»Nicht irgendwann. Ich will es jetzt wissen.«
Der Fremde verließ den Raum, ohne die Tür hinter sich zu schließen, und Mrothyr folgte ihm bis in die Zentrale. Hier saß ein zweites Wesen, und als er dieses sah, erlitt er einen Schock.
Es sah ebenso aus wie er und trug sogar die blau-grün gestreifte Fellmütze mit dem orangefarbenen Schweif. Er hörte, dass sich dieses Wesen als Mrothyr ausgab und über Bildfunk mit jemandem sprach, und es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, dass der Gesprächspartner die STERNSCHNUPPE war.
Seine Kopie behauptete, auf dem Weg nach Zyrph zu sein und bald von dort wieder nach Aklard zurückzukehren.
Mrothyr stand wie angewurzelt am Eingangsschott der Schleuse. Er versuchte etwas zu sagen, aber er brachte die Lippen nicht auseinander. Dann wollte er zu dem anderen hingehen, der seine Rolle spielte, aber er konnte die Füße nicht vom Boden lösen. Das Wesen mit dem hammerförmigen Kopf richtete ein blitzendes Instrument auf ihn und fesselte ihn damit offensichtlich an seinen Platz. Erst als das Bildfunkgespräch beendet war, senkte sich das Instrument, und Mrothyr konnte sich wieder bewegen.
Fassungslos beobachtete er, wie das Wesen am Bildfunkgerät sich veränderte. Die Fellmütze verschmolz mit dem Kopf, der nun allmählich hammerförmig wurde. Der Körper wurde schlank und schmal, bis der Fremde jenem anderen bis aufs Haar glich, der ihn aus der Kabine geholt hatte.
»Glaube nur nicht, dass du es mit uns beiden aufnehmen kannst«, warnte das Wesen, das sich dergestalt verwandelt hatte. »Du würdest tot sein, bevor du uns berührt hast.«
»Wer seid ihr?«, fragte der Zyrpher.
»Mein Name ist Kiart«, antwortete das Wesen am Bildfunkgerät.
»Und meiner ist Taleda«, stellte das andere sich vor.
Mrothyr setzte sich in einen Sessel, der neben dem Schott stand. Er hatte das Gefühl, sich nicht mehr auf den Beinen halten zu können.
*
Das Raumschiff landete auf einem Raumhafen, der mitten in einem tropischen Urwald lag. Die Luft sah rot aus – ebenso wie die Bäume und die Betonpiste, wie die beiden fremden Wesen und wie Mrothyr auch. Über den Himmel zogen dunkelrote Wolken, aus denen es rot herabregnete.
»Die Luft ist erfüllt von winzigen, roten Pflanzen«, erläuterte Kiart, während sie ungeschützt durch den strömenden Regen zu einem kastenförmigen Gebäude hinübergingen. »Diese Pflanzen schweben überall in der Luft. Sie bewirken, dass hier alles rot aussieht.«
Als sie das Gebäude erreichten, waren sie vollkommen durchnässt, doch Kiart und Taleda schien das nicht zu stören. Sie führten den Zyrpher zu einer Nische, in der ein Gleiter parkte, und sie bedeuteten ihm, einzusteigen. Sie verriegelten die Tür, als er in der Maschine saß, wandten sich dann grußlos ab und kehrten zu ihrem diskusförmigen Raumschiff zurück. Mrothyr beobachtete, wie es startete und hell aufleuchtend in den Wolken verschwand. Er rüttelte an den Verschlüssen der Tür, ohne sie öffnen zu können. Er versuchte, die Scheiben zu zerschlagen, aber auch das gelang ihm nicht. Resignierend ließ er sich in die Polster zurücksinken und beschloss, auf das zu warten, was kommen musste.
Etwa eine halbe Stunde verstrich, dann sprang der Antigravmotor leise pfeifend an, und die Maschine schwebte in die Höhe. Sie glitt über das Raumhafengebäude hinweg, beschleunigte dann plötzlich und flog nach Norden. Dabei raste sie so dicht über die Bäume hinweg, dass der Zyrpher einige Male fürchtete, sie würde mit den Wipfeln zusammenprallen.
Mrothyr blickte nach unten. Er sah exotische Tiere von beachtlicher Größe, die sich durch weite Sümpfe und über die Lichtungen im Dschungel bewegten. Immer wieder fragte er sich, was er hier sollte, ohne eine Antwort zu finden. Es schien keine vernünftige Erklärung für das zu geben, was ihm widerfahren war.
Der Flug dauerte etwa eine halbe Stunde. Dann erreichte die Maschine mehrere Gebäude, von denen jedes etwa zwei zweihundert Meter lang, fünfzig Meter breit und achtzig Meter hoch war. Keines von ihnen hatte Fenster. Ihre Außenflächen waren rau und uneben, so dass sie beim flüchtigen Hinsehen großen Felsquadern glichen. Der Gleiter flog durch einen Torbogen und landete dann in einer Parknische. Ein Schott schloss sich hinter ihm, und dann öffnete sich die Tür.
Mrothyr stieg aus.
Eine Tür öffnete sich, und ein koalabärenähnliches Wesen – ein Kaytaber – zielte mit einer Kombitraf auf ihn. Der Bewaffnete hatte ein hellblaues, seidiges Fell. Er stand auf seinen Hinterbeinen, schien jedoch Mühe zu haben, die Balance zu halten.
»Schön langsam«, sagte er. »Ich bin etwas nervös, und ich könnte schießen.«
Mrothyr ging an ihm vorbei in eine Halle hinein, die nahezu das gesamte Gebäude einnahm. In ihr befand sich eine ihm völlig unbekannte Maschine, die sich aus zahllosen metallisch blitzenden Einzelteilen zusammensetzte. Während er durch die Halle zu einer am entgegengesetzten Ende liegenden Treppe geführt wurde, sah er weder ein anderes Wesen noch Roboter. Die Maschine – was auch immer sie darstellen mochte – brauchte offenbar keine Bedienung und Wartung.
»Das ist für mich neue Technik«, sagte er zu dem Kaytaber. »Was ist das? Was macht die Maschine?«
»Sie macht mich vor allem nervös«, erwiderte das bärenähnliche Wesen, das nun auf allen vieren lief, die Waffe jedoch nicht aus der Hand gelegt hatte. »Geh lieber weiter. Ich könnte schießen. Was ich nicht will.«
Mrothyr stieg die Treppe hinunter. Er erwog, sich auf den Kaytaber zu werfen und ihn zu entwaffnen, schob diesen Gedanken jedoch wieder zur Seite, da er nicht wusste, ob er von anderen Wesen beobachtet und überwacht wurde. Er war entschlossen, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu fliehen, bis dahin aber brauchte er Informationen. Es wäre wenig sinnvoll gewesen, einfach wegzulaufen, solange er nicht wusste, wohin er sich wenden sollte und was danach geschehen würde.
Eine Tür am Ende der Treppe öffnete sich, und er ging hindurch in einen Raum, der etwa fünfzig Meter lang und vierzig Meter breit war. Auf einfachen Liegegestellen ruhten etwa zweihundert Gefangene. Es waren Wesen der unterschiedlichsten Art. Mrothyr sah mehrere Zyrpher unter ihnen und bemerkte zu seinem Erstaunen auch zwei Ligriden und einen Naldrynnen. Die anderen waren überwiegend humanoide Wesen, die unbekannten Völkern entstammten.
Nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, ging er zu den Zyrphern hinüber, um mit ihnen zu reden, fand jedoch keine Beachtung. Sie blickten lethargisch vor sich hin und reagierten nicht auf seine Worte. Er packte einen von ihnen an der Schulter und riss ihn herum.
»Was ist los mit dir?«, fragte er.
»Nichts«, antwortete