Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
Er kam auf die Speisenausgabe zu. Er wirkte selbstbewusst und ging mit festem Schritt.
Bemerkenswert waren die Geräte, die er wie viele andere Olubfaner bei sich trug. Da waren klobige Chronometer genauso wie Armbandgeräte mit integriertem Funk – und sogar Messer. Die Ladhonen gaben ihren Gefangenen bemerkenswert viele Freiheiten.
»Es ist ihnen völlig einerlei, was innerhalb dieser vier Wände geschieht. – Kannst du Spionsonden anmessen? Etwas, das nach ladhonischer Technologie aussieht?«
»Nicht hier im Küchenbereich«, antwortete KORN knapp. »Im Aufenthaltsraum gibt es einige Beobachtungssonden.«
»Das reicht den Ladhonen wohl, um ihre ... Gäste zu überwachen. Vermutlich verlassen sie sich auf Kampfroboter oder Maate, die vor den Eingangstür Wache stehen.«
Der Olubfaner betrat die Küchennische auf zwei Beinen. Er maß gewiss drei Meter und war wuchtig gebaut. Die beiden Gewebeballen links und rechts seines faltigen Gesichts raschelten leise. Sie dienten als Ohren und waren höchst empfindlich, wie Tenga den Einsatzunterlagen entnommen hatte.
Der Olubfaner bediente sich an den gestapelten Eimern. Wie sein Vorgänger erhitzte er die Nahrung, indem er mehrmals gegen den Deckel klopfte.
Tenga gab KORN ein Zeichen, das Holo zum Leben zu erwecken. Er sah sich mit einem Mal in aller Pracht vor die SCHOTE projiziert, noch im Schatten der Ecke verborgen.
»Pst!«, sagte er und ließ es so erscheinen, als würde er einen Schritt in den Küchenbereich hinein machen, zog sich aber gleich wieder zurück. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
Der Olubfaner wandte sich ihm mit bemerkenswerter Geschwindigkeit zu. Er fiel auf die Vorderbeine und stand auf allen vieren da, die hinteren Glieder gegen den Boden gestemmt, als wollte er auf Tenga zustürzen und über ihn herfallen.
»Ich bin ein Freund«, sagte Tenga ruhig. »Ich bin hier, um euch zu helfen.«
»Ich will dich sehen«, forderte der Olubfaner grollend.
Tenga ging erneut einen Schritt vor – und bewirkte keinerlei Reaktion. Es war, als hätte das Wesen vor ihm niemals zuvor einen Terraner zu Gesicht bekommen.
»Bist du ein Akone?«, fragte sein Gegenüber mit skeptisch klingender Stimme.
»Wir haben gemeinsame Vorfahren, aber das tut nichts zur Sache. Ich habe mich in die POD-2202 eingeschlichen. Ich möchte euch von hier wegschaffen. Auf ein anderes Schiff. Zu Leuten, die euch nach Ollfa zurückbringen werden.«
Tenga redete weiter. Er sprach ruhig und gleichermaßen bestimmt. Er erzählte ein wenig von den Problemen, die er gehabt hatte, die Olubfaner zu finden.
Der Riese hörte aufmerksam zu, ohne seine Position zu verändern. Er wirkte wie erstarrt. Wie die Statue eines vierbeinigen Riesen.
»Ist alles in Ordnung mit dir, Onostaio?« hörte Tenga eine Stimme aus der Nähe.
»Wir haben ein Problem«, sagte der Olubfaner.
Tenga ließ seinen Holokörper einen Schritt nach vorne machen und hob abwehrend beide Hände. »Ich bin ein Freund und ...«
»Du bleibst gefälligst stehen!«, fuhr ihn Onostaio an.
Tenga gehorchte. Etwas lief mächtig schief. Der Olubfaner misstraute ihm ganz und gar. Hatte er etwas falsch gemacht, und wenn ja, was? War der Riese traumatisiert? Hatte Onostaio nicht verstanden, dass er helfen wollte?
Ein zweiter Olubfaner betrat die Küchennische. Ein etwas zarteres Exemplar, eine Frau. Ihr fehlte jenes prägnante Haarbüschel auf dem Kopf, das die Männer ihres Volkes stolz präsentierten.
Sie fiel ebenfalls auf alle viere, richtete sich aber gleich wieder auf. Wie von Zauberhand hielt sie auf einmal ein Messer mit langer, glänzender Klinge in der Hand.
»Was hast du hier zu suchen?«, fragte sie in Tengas Richtung.
»Wie ich deinem Freund bereits sagte ...«
»Du sollst nicht lange herumreden. Haben dich die Ladhonen geschickt? Sollst du uns bespitzeln?«
»Er behauptet, dass er gekommen sei, um uns zu helfen«, mischte sich Onostaio ein.
»Ausgerechnet jetzt? – Das ist unglaubwürdig.«
»Vielleicht lässt du mich endlich etwas sagen?«, mischte sich Tenga ein. »Ich wurde von Perry Rhodan geschickt, um euch zu befreien. Ich bin ein Siganese und ...«
»Was ist ein Perry Rhodan und was ein Siganese? Hör auf mit diesem Unsinn und sag, was du wirklich willst.«
Tenga schluckte. Der Name des Unsterblichen war der Frau ebenso unbekannt wie der seines Volkes. Was lief bloß schief in der Milchstraße? Was war mit den Siganesen geschehen? Wie war es den Cairanern gelungen, die Namen von ganzen Völkern aus dem kollektiven Bewusstsein zu löschen?
»Ich bin hier, um zu helfen. Ich schwöre, dass ich mit guten Absichten komme. Ich heiße Tenga. Und wie ist dein Name, Olubfanerin?«
»Onigboia.«
Sie machte einen überraschenden Satz auf ihn zu und blieb unmittelbar vor Tengas Holo stehen. Bevor er zurückweichen konnte, berührte sie ihn, seine Darstellung.
»Du bist nicht echt«, sagte sie. »Du hast ein Holo von dir erschaffen und hockst irgendwo in Sicherheit, weil du dich vor uns fürchtest. Du bist ein Betrüger, der mit den Ladhonen kooperiert. Wie ich's mir dachte. Ich fühle, dass du etwas anderes bist als das, was du darstellst. Du bist ... minderer.«
»Wie bitte?« Tenga mochte ganz und gar nicht, in welche Richtung sich diese Unterhaltung entwickelte. Zumal immer mehr Olubfaner die Unterhaltung verfolgten. Einige richteten sich von ihren Liegen auf, andere tuschelten miteinander.
»Du bist unbedeutender. Kleiner. Wie auch immer du es nennen möchtest. Du gibst etwas vor zu sein, was du nicht bist.«
Worauf spielte Onigboia an? Verfügte sie über besondere Fähigkeiten, um sein wahres Ich, seine Körpergröße zu erahnen? Waren es die Tolnoten, die ihr dabei halfen, nun, da sie sein Holo berührt hatte? Oder gab es einen anderen, noch unbekannten Faktor?
»Hör zu, Onigboia: Du musst dafür sorgen, dass keine Unruhe ausbricht. Lass uns darüber reden, warum ich hier bin.«
»Betrüger!«, sagte Onostaio. »Bist du ein Ladhone, der irgendwo hockt und uns vorspiegelt, ein akonenähnliches und hässliches Wesen zu sein? Habt ihr uns nicht schon genug angetan? Warum haltet ihr uns hier gefangen und quält uns?«
»Es wird ungemütlich«, meldete sich KORN zu Wort. »Die Wächtersonden im Schlafraum haben die wachsende Unruhe angemessen und Alarm geschlagen.«
Tenga wollte nicht so rasch klein beigeben. Er überdachte seine Optionen, nahm eine Abschiedspraline – ein Basilikum-Limonen-Praliné – zu sich und löste sich mit geübten Griffen aus dem Haltegeschirr seines Platzes. Er aktivierte das Vollprogramm seines SERUN-DS und machte sich bereit für den Ausstieg aus der SCHOTE.
»Was machst du da?«
»Ich muss die Olubfaner überzeugen.« Tenga aktivierte den Öffnungsmodus. Leise zischend schob sich die Einstiegsluke zur Seite, er sprang ins Freie. Der SERUN trug ihn auf Kopfhöhe des Olubfaners.
»Holo desaktivieren!«, befahl er, KORN gehorchte kommentarlos.
Für die Olubfaner musste es den Eindruck haben, als flöge er direkt aus dem sich auflösenden Holo. Onigboia streckte die vorderen Glieder wie abwehrend von sich. Ein Zischeln und Grunzen erklang. Immer mehr der tonnenförmigen Geschöpfe wurden auf die Geschehnisse in der Küche aufmerksam.
Tenga drehte die Leistung seines Lautsprechers höher und sagte: »Verstehst du jetzt? Ich wollte euch auf gleicher Höhe begegnen. Ich bin Tenga. Ein Agent. Ich wurde von meinem ... Kommandanten beauftragt, euch zu befreien.«
Onigboia ging einen zögerlichen Schritt auf ihn zu. Hatte sie Vertrauen zu ihm gefasst? Gewiss fühlte sie sich nicht mehr bedroht, nun, da sie ihn in seiner