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Fettnäpfchenführer Mexiko. Büb KäzmannЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Mexiko - Büb Käzmann


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Kalifornien, Utah und Teilen von Colorado die Hälfte des früheren Staatsgebietes verlor. 1877 begann und 1911 endete die Herrschaft Porfirio Díaz’, die von Unterdrückung, aber auch beginnender Industrialisierung geprägt war. Von 1910 bis 1921 kämpften die Revolutionäre unter Emiliano Zapata und Pancho Villa gegen die politische und wirtschaftliche Elite.

      Nach dem Sieg der Rebellen wurde die Revolution Ende der 1920er-Jahre »institutionalisiert«, als 1929 die Revolutionäre Staatspartei, die spätere Partido de la Revolución Institucional (PRI, Partei der institutionellen Revolution) gegründet wurde. Sie spielt bis heute eine zentrale Rolle in der mexikanischen Politik. 1998 verlor sie erstmals die absolute Mehrheit und erst im Jahr 2000 wurde Vicente Fox von der christlich-konservativen Partido Acción Nacional (PAN, Partei der nationalen Aktion) zum ersten nicht der PRI angehörenden Präsidenten gewählt.

      Im 1. Weltkrieg war Mexiko neutral, sodass die für Deutschland und alle europäischen Länder wichtigen Jahreszahlen 1914 und 1918 in Mexiko keine besondere Rolle spielen. In den 2. Weltkrieg trat das Land 1942 als Verbündeter der USA ein, nachdem deutsche U-Boote im Golf von Mexiko zwei mexikanische Tanker versenkt hatten.

      Am saludo romano kann man gut sehen, wie stark die Geschichte den Blick prägt. Die italienischen Faschisten haben den alten römischen Gruß benutzt, die Nazis haben ihn kopiert und beide haben dafür gesorgt, dass er wohl für alle Zeiten mit ihren Gräueltaten verbunden wird. Nicht so im fernen Lateinamerika, wo er nicht nur in Mexiko, sondern auch in Ländern wie Argentinien und Chile traditionell den Fahnenschwur begleitet.

      Was Lily beobachtet, ist durchaus typisch. Nationale Symbole und Rituale spielen in Mexiko eine weitaus größere Rolle als in Deutschland. Das wird schon von klein auf eingeübt. Hierzu gehört die jeden Montag stattfindende Flaggenehrung in der Schule, die im ley sobre el escudo, la bandera y el himno nacionales (Gesetz über Staatswappen, -flagge und Nationalhymne) vorgeschrieben ist.

      Die meisten Mexikaner werden die Nationalhymne singen können, ohne bei ihrem martialischen Text an Böses zu denken. Ob im Fußballstadion oder bei den ceremonias cívicas, den Festakten an den nationalen Gedenktagen – viele singen mit und schmettern den Refrain: »Mexikaner, zum Kriegsgeschrei die Schwerter und das mutige Ross bereit. Auf dass die Erde in ihrem Innersten erbebt beim Donnergrollen der Kanonen.«

      So befremdlich das klingt, eine Ausnahme ist das nicht. Viele Nationalhymnen sind wie die mexikanische zu Zeiten entstanden, als kriegerische Auseinandersetzungen noch in frischer Erinnerung waren oder unmittelbar bevorstanden. In der französischen Marseillaise wünscht man sich beispielsweise im Refrain: »Das unreine Blut tränke unserer Äcker Furchen.«

      Wenn man sich in Gespräche traut, wie Lily es tut, wird man sicher sehr unterschiedlichen Einstellungen begegnen. Bei Weitem nicht alle Mexikaner sind beispielsweise davon angetan, dass in den Schulen so viel Zeit und Aufwand ins Marschieren und Salutieren gesteckt wird.

      4

       DA GEHT’S LANG, SO UNGEFÄHR

      Der lange Flug und der Jetlag stecken Anton zwar noch in den Knochen, aber schlafen kann er auch zu Hause und bis zum Treffen mit seiner Nichte Lily ist noch Zeit. Er schaut auf die Uhr. Jetzt sitzt sie vermutlich im Bus, der sie von Puebla hierher bringt.

      »Ich komme nach D.F. und wir gucken uns zusammen die Stadt an. Ich hab sowieso frei und kann anschließend noch ein bisschen schwänzen.«

      Am Telefon hat Lily sich angehört, als hätte sie schon immer hier gelebt. Er ist gespannt, ob sie sich verändert hat, immerhin steht sie jetzt schon seit einigen Monaten auf eigenen Füßen, und das so fern der Heimat. Tja, aus dem widerspenstigen kleinen Mädchen, das auch an den gefährlichsten Kreuzungen nie an der Hand gehen wollte, ist eine junge selbstbewusste Frau geworden.

      Es war nicht leicht gewesen, so lange frei zu bekommen. Aber Anton war fest entschlossen. Drei unbezahlte Wochen, sein Jahresund einige Tage Resturlaub, vor allem aber die vielen Überstunden, die sich auf seinem Zeitkonto angesammelt haben – schon hatte er mehr als drei Monate für seine Mexikoreise zusammen. Noch vor Kurzem hatte er geglaubt, dass seine Firma ohne ihn und auch ohne seine Überstunden nicht überleben könnte. Dann ist er plötzlich zusammengebrochen, zum Glück nur eine Kreislaufschwäche, und als ihn ein Taxi aus der Klinik nach Hause brachte, beschloss er, dass es, was auch immer das für das Überleben der Firma bedeutete, für sein eigenes besser wäre, keine weiteren Überstunden anzuhäufen und die alten auf interessante Weise loszuwerden. Also: Warum sollte er nicht mal sein Patenkind Lily in Mexiko besuchen und ein wenig im Land herumreisen? Nun gut, bei der Gelegenheit könnte er vielleicht auch Rosa besuchen, die sympathische Mexikanerin, die er vor ein paar Jahren durch die Arbeit kennengelernt und mit der er, wenn auch unregelmäßig, Kontakt gehalten hat.

      Am Telefon hat Lily ihm noch einen Tipp gegeben, dem er gleich heute folgen will: »Der Plattenladen ist ganz einfach zu finden. Wenn du auf der Plaza de San Jacinto in San Angel bist, kannst du ihn nicht verfehlen. Die haben für Vinyl-Fans wie dich super Sachen, auch sehr viel typisch Mexikanisches. Und günstig.«

      Also macht sich Anton auf den Weg, ein paar Haltestellen mit dem Bus, den Rest will er zu Fuß gehen. Nach dem langen Sitzen tut Bewegung sicher gut.

      Er hat sich die Richtung eingeprägt und beschließt, sein Ziel über ruhige Seitenstraßen anzusteuern. Was für ein Kontrast! Eben noch mitten im tosenden Verkehr schlendert er jetzt durch enge Gässchen, die sich hin und wieder zu kleinen, lauschigen Plätzen weiten, auf denen sogar Bäume stehen. Die Luft ist sofort frischer und das entfernte Rauschen des Verkehrs ist nur noch ein milder Hintergrund fürs Gezwitscher der Vögel.

       HOCH OBEN IM TAL: MEXIKO-STADT

      Wir nennen sie Mexiko-Stadt, Engländer oder Amerikaner Mexico City, die Mexikaner selbst sprechen meist von México – seien Sie also nicht überrascht, wenn Ihnen ein Mexikaner in Mexiko sagt, er fahre nächste Woche »nach Mexiko« – oder von D.F. bzw. De Efe. Der Distrito Federal, der Hauptstadtbezirk ist an drei Seiten in den Bundesstaat México (nicht zu verwechseln mit dem Gesamtstaat, der Republik Mexiko) eingebettet. D.F. ist mit den umliegenden Städten und Gemeinden, die zum Bundesstaat México bzw. in wenigen Fällen zum Bundesstaat Hidalgo gehören, so stark zusammengewachsen, dass häufig von der Zona Metropolitana del Valle de México (Metropolregion im Tal von Mexiko) gesprochen wird.

      Das Tal, in dem D.F. liegt, ist übrigens ein Hochtal, das rund 2.300 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Wenn man die Hauptstadt in den ersten Tagen im wörtlichen Sinne atemberaubend findet, liegt das nicht nur an ihren kulturellen Schätzen oder dem Dauersmog, sondern auch an der ungewohnt dünnen Höhenluft.

      Nach offiziellen Angaben leben in D.F. knapp 9 Millionen Menschen, in der Metropolregion insgesamt ca. 20 Millionen. Das sind rund 20 Prozent der gesamten mexikanischen Bevölkerung. Die Region wächst, allerdings weniger aufgrund der Geburtenrate, die beträgt weniger als zwei Prozent, als durch Zuzug aus anderen Regionen.

      Vorsichtshalber fragt Anton jetzt doch mal nach dem Weg: »Por favor, ¿dónde está la Plaza de San Jacinto?«

      Der ältere Herr ist sehr hilfsbereit: »Sie gehen einfach fünf, sechs Blöcke in diese Richtung«, er zeigt vage nach rechts, »und schon sind Sie da.«

      Anton hat gedacht, er müsste eher nach links gehen, aber der Mann scheint sich auszukennen. In raschem Tempo marschiert Anton weiter. Wenn er im Plattenladen in Ruhe stöbern will, muss er sich beeilen. Aber auch sieben Häuserblöcke später ist noch nichts von der plaza zu sehen. Im Reiseführer gibt es zwar detaillierte Pläne, aber nur vom Zentralplatz zócalo und vom Stadtteil Coyoacán, nicht aber von San Angel und der Gegend um die Plaza de San Jacinto. Also noch mal jemanden fragen.

      »Disculpen.« (Entschuldigung.) Anton wendet sich an drei junge Männer, die ihm entgegenkommen.

      »¿Plaza


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