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Fettnäpfchenführer Frankreich. Bettina BoujuЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Frankreich - Bettina Bouju


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Eva war zufrieden. Und Manni auch. Anton spielte genervt weiter. Seine Eltern hatten eben einfach keinen Geschmack.

      Das Ziel der Familie Fischer war zunächst Paris. Dort hatte Paula gerade ihr Auslandsjahr begonnen. Sie wollten sich mal die französische Gastfamilie anschauen, bei der Paula für den Rest des Jahres bleiben sollte. Sie hatte durchblicken lassen, dass sie nicht so richtig glücklich war und die Umstellung doch größer, als sie gedacht hatte. Manni würde notfalls mal ein Wörtchen mit denen reden oder Paula einfach wieder mitnehmen. Schließlich geht es nicht an, dass sie dort unglücklich ist! Von Paris aus würden sie dann in die Bretagne fahren. Den Fotos nach zu urteilen, gab es dort malerische Orte. Da sie bisher fast alle Urlaube gemeinsam als Familie unternommen hatten, verbrachten sie dieses Jahr eben ihren Vierer-Urlaub in Frankreich, auch wenn Manni und Eva nicht besonders scharf auf ihre unheimlichen Nachbarn waren.

      Wieder verlangsamte sich der Verkehr und vor ihnen tauchte eine weitere péage-Station auf. Manni reihte sich schnurstracks in die kürzeste Schlange ein – nicht schlecht, nur zwei Autos vor ihm. Alles ging rasend schnell. Die Fischers waren dran. Manni ließ das Fenster runterfahren und wollte lässig die Karte in den Automatenschlitz einführen, doch da war kein Automat. Da war gar nichts. Kein Mensch, kein Automat! Wie sollte er denn jetzt diese Schranke passieren? Mit Magie? »Was soll das denn?«, fragte er seine Frau, die schließlich immer auf alles eine Antwort hatte. Eva stieg schnell aus und ging um das Fahrzeug herum auf die Fahrerseite. Dabei wurde sie von lautem, aggressivem Hupen begeleitet. Der Fahrer hinter ihnen brüllte etwas, das sie nicht verstand, und zeigte ihr wild gestikulierend einen Vogel. Eva betete, dass Manni das nicht gesehen hatte. Sie fand ebenfalls keinen Anhaltspunkt dafür, wo man hier die Autobahngebühren zahlen konnte. »Tja, so werden wir das nächste Level nicht erreichen«, amüsierte sich Anton auf dem Rücksitz. Er freute sich, dass was los war, und schnitt den anderen Autofahrern Grimassen. Manni hatte das zum Glück nicht gehört, denn er hatte jetzt einen unscheinbaren Knopf entdeckt, den er zu betätigen versuchte. Bestimmt käme dann jemand oder es würde eine Stimme erklingen, die ihnen weiterhalf. Aber er kam nicht an den Knopf heran. Sein Bauch war im Weg. Ein paar Autos hinter ihnen scherten schon aus der Reihe aus und stellten sich woanders an. Als Manni gerade ausstieg, kam der Fahrer aus dem Wagen hinter ihnen auf ihn zu. Manni war erfreut. Endlich ein Mensch, und er sah genauso aus wie Jean-Luc aus dem Sprachführer! »Je m’appelle Manfred«, sagte er und streckte dem Mann im Anzug erfreut die Hand entgegen. Der warf einen kurzen Blick auf Mannis Birkenstock-Sandalen, seine weißen Socken und die kurzen, beigefarbenen Hosen, erwiderte den Handschlag nicht, sondern fragte unfreundlich: »Êtes-vous abonnés au télépéage?« (Nehmen Sie an der Télépéage teil?). Eva und Manni schauten sich fragend an. »T«, sagte der Franzose und zeigte auf ein Zeichen. »Télépéage. Êtes-vous abonnés au télépéage?« (Sind Sie zur Télépéage angemeldet?) Manni und Eva verstanden nur télé und konnten sich keinen Reim darauf machen, was denn jetzt das Fernsehen damit zu tun haben könnte. Eva schüttelte den Kopf und brachte eine Mischung aus einem englischen no und einem französischen non hervor. Der Mann im Anzug, halb freundlich, halb ungeduldig, erklärte: »Ici, this, only télépéage.« Manni wurde das Ganze immer peinlicher. »Oh sorry, how we can solve problem?« Mittlerweile waren alle Autofahrer aus der Reihe geschert und hatten sich in andere Schlangen eingereiht, was nicht ganz ungefährlich war, da von der Autobahn immer wieder neue Fahrzeuge mit ziemlichem Tempo auf die péage-Station zudonnerten. Manni war das zwar peinlich, aber er war auch sauer: Wegen drei Euro siebzig so einen Umstand zu machen, warum musste das denn alles so kompliziert sein?!

      Doch da war Jean-Luc, wenigstens einer, der sich ihrer annahm. »Where go?«, fragte Manni ihn so freundlich, wie das die Situation zuließ, und in abgehacktem Englisch, weil er sich sicher war, dass Franzosen sowieso kein Englisch sprechen, und wenn, dann bestimmt noch schlechter als er. Also möglichst kurze Sätze bilden. Und Jean-Luc antwortete ebenso abgehackt, weil er davon ausging, dass ein Neandertaler in Öko-Latschen bestimmt kein Englisch sprach. »Here no! You go!« Er zeigte auf eine andere Schlange mit Kartenhäuschen, wo jemand saß, der kurz zu ihnen herübersah. Bevor Jean-Luc wieder in sein Auto stieg, machte er mit der Hand Bewegungen, als würde er Katzen von einem Esstisch scheuchen. »Go!«, sagte er, »go, go, go!« und fuhr rückwärts aus der Schlange. Manni stieg schnell ein und manövrierte den Bus rückwärts aus der falschen Schlange heraus, wobei Eva hinten stand und wedelnde Gesten machte, während sie außerdem versuchte, den anrasenden Autos Zeichen zu geben.

      In der neuen Schlange dauerte es abermals eine halbe Ewigkeit, und als die Fischers endlich an der Reihe waren, fand Manni die Karte, die sie an der letzten Station bekommen hatten, nicht. Eva suchte hektisch und Manni versuchte, die Zeit mit Fragen zu überbrücken. »Why television here?« Der Mann am Schalter verstand gar nichts. Auch er erzählte irgendetwas Unverständliches von télé und zeigte auf das große T. Bevor Manni sich erneut aufregen konnte, reichte Eva ihm die Karte und das Geld. Die Schranke öffnete sich und Manni versuchte, so schnell wie möglich von null auf hundert zu beschleunigen.

       Was ist diesmal schiefgelaufen?

      Manni war vollkommen überzeugt, dass die kürzeste Schlange – wie überall auf der Welt – die beste sein müsste. Sein einziges Ziel war: Er wollte schnell und unkompliziert vorankommen. Dabei hat er sich nur leider nicht eine Sekunde lang auf das französische Autobahnsystem eingestellt. Anstatt kurz innezuhalten, das Geschehen einen Moment lang zu beobachten und einen Autonachbarn höflich auf Englisch nach den allgemeinen Regeln zu fragen, ist er sofort blind und rücksichtslos vorgeprescht. Das hatte zur Folge, dass er den Verkehr unnötig aufgehalten hat, die betroffenen Fahrer aggressiv wurden, was ein lautes Hupkonzert zur Folge hatte. Das wiederum geht in Frankreich grundsätzlich schneller und energischer vonstatten. Selbstbewusstes Hupen gehört quasi zum guten Fahrstil eines jeden Franzosen.

      Es ist ratsam, sich vor dem Urlaub einen kurzen Überblick über das französische Autobahnsystem zu verschaffen. Dann hätte Manni nämlich auch gewusst, dass die Franzosen die péage (Mautstelle) wie das Amen in der Kirche meistern. Doch wenn man die Regeln nicht kennt, können die Zahlstationen für den Besucher höchst unangenehm werden. Manni hatte sich bei einem Schild mit der Aufschrift »T« eingereiht. Dieses T steht für télépéage und hat natürlich nichts mit télévision, Fernsehen, zu tun. Télépéage ist nur für diejenigen zugelassen, die sich anmelden und dann über einen elektronischen Kasten, der in ihrem Auto montiert wird, identifiziert werden können. Sie bekommen einmal im Monat eine Rechnung mit der Post. Diese télépéage-Kunden fahren viel und regelmäßig und sind es leid, sich in lange Schlangen mit Touristen einzureihen. Gerade deshalb sind sie natürlich doppelt verärgert, wenn sich dann die Touristen in die Schlange einreihen, die extra nur für sie gedacht ist.

      Und warum wurde Manni nach der ersten péage von allen Seiten angehupt und kam sich vor wie bei einem Formel-Eins-Rennen? Ganz einfach: Es ist ein beliebter Sport der Franzosen und ein unausgesprochener Wettbewerb, nach der péage sofort richtig Vollgas zu geben, um als erster wieder bei 130 auf der Autobahn zu sein und seine Nachbarn ordentlich abzuhängen. Da man auf Autobahnen in Frankreich grundsätzlich ein Tempolimit hat, werden die PS auf diese Weise ausgereizt. Jahrelanges Training hat dazu geführt, dass französische Autofahrer parallel dazu Karten wieder im Geldbeutel und Geldbeutel wieder in Handschuhfächern verstauen können, gleichzeitig die Scheibe hochkurbeln und das Radio wieder aufdrehen, während sie auf die Straße starren, um nicht mit Vollkaracho einen Konkurrenten zu rammen. Seit es elektrische Fensterheber gibt und dieser Sport drohte, zu langweilig zu werden, kam zum Glück das Handy dazu. Dauertelefonieren gehört hierbei unbedingt dazu, kann aber teuer werden! Am Steuer beim Telefonieren mit dem Handy erwischt zu werden, kostet in Frankreich 135 Euro.

       Was können Sie besser machen?

      Grundsätzlich gilt: Halten Sie Ihre Kreditkarte und möglichst viel Kleingeld bereit und stellen Sie sich im Zweifelsfall dort an, wo ein Mann mit Mütze abgebildet ist, auch wenn die Schlange etwas länger ist. Sich wie Manni einfach in der kürzesten Schlange einzureihen, ist leider meistens verkehrt. Auch die geringsten Beträge werden in Frankreich mit der Kreditkarte, der sogenannten carte bleue, bezahlt. Wenn man eine


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