G.F. Barner Staffel 7 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
Brendan hat über die für einen Überfall günstigsten Plätze nachgedacht. Nun zieht er sein Pferd herum und reitet an. Er verschwindet vor den Doppelposten der Kolonnenspitze um die Biegung des Waldweges und prescht in das offene Gelände.
»Grey«, sagt der First Sergeant Dick Bowley mürrisch. »Er hat eine Nase für Ärger. Hoffentlich kommen wir heil durch. Zwar sind noch mehr Kolonnen unterwegs, aber die sind Meilen entfernt. Und keine andere hat Waffen geladen, soviel ich weiß.«
»Mit Brendan passiert nichts«, antwortet Corporal Grey. »Der riecht eine Falle, wetten? Schließlich war er hier zu Hause.«
»Was sagst du?« fragt Bowley überrascht. »Hier, aber ich dachte, er stammt aus Nord Virginia.«
»Seine Mutter, aber nicht sein Vater«, gibt Grey zurück. »Die Brendans haben in Louisiana eine Plantage besessen, wohnten jedoch in Nord Virginia.«
»Dann – dann ist Brendan ja ein halber Rebell!« sagt Bowley erstaunt, denn Brendans Heimat liegt in einem der Südstaaten. »Darum kennt er sich so gut aus. Na, warten wir ab, was er findet. Vorsichtig ist er nun mal.«
Irgendwo vor ihnen prescht Cal Brendan auf das Buschgelände zu. Der staubige, unbefestigte Weg zieht sich nun in Windungen an kleinen Buschansammlungen bis zu jenem ausgedehnten Gelände hin, das undurchdringlich auf den ersten Blick erscheint.
»Der Teufel soll die Rebellen holen«, brummt Brendan vor sich hin. »Sie haben sonst weiter im Süden Transporte überfallen, fängt es jetzt auch in dieser Gegend an? Stecken sie da vorn, dann sehen sie mich bald, wenn ich auf dem Weg reite.«
Er lenkt sein Pferd vom Weg und treibt es im Bogen nach rechts. Unruhe ist plötzlich in Brendan. Vor ihm ist die dunkle Wand des Buschgeländes. Dort können sich zwei Regimenter verstecken. Eine kleine Südstaateneinheit aber müßte geradezu unsichtbar bleiben.
Die Wildnis voraus würde sie verschlucken.
Wo sind die Rebellen geblieben?
*
Cal Brendans Lider zucken einmal. Im nächsten Augenblick fliegt er aus dem Sattel, reißt den Revolver heraus und duckt sich tief.
Brendan steht bis an die Knie im sumpfigen Wasser eines kleines Baches. Rings um ihn beginnen jetzt die Buschgruppen zum verfilzten Unterhalt zusammenzuwachsen. Hier und nirgendwo sonst, hat sich Brendan gesagt, könnte jemand in das Buschgelände eingedrungen sein. Diesen Weg hätte auch Brendan genommen. Er wäre im Bach geritten, um keine Spur zu hinterlassen. Der Bach versickert irgendwo zwischen den Büschen. Er führt nicht quer durch das Gelände bis zum Weg, sondern endet eine Viertelmeile voraus mitten im undurchdringlichen Gewirr der Büsche.
Bestürzt blickt Brendan auf die zwei, drei geknickten Zweige eines Strauches. Im Mondlicht sieht er deutlich den frisch geplatzten Bast der Rinde und das schimmernde Weiß des Holzes.
»Alle Teufel!« stößt Brendan erschrocken heraus, er sieht sich um und lauscht, hört aber nichts. Dumpfe, brütende Stille liegt über dem Tiefland. »Ein Pferd, nur ein Pferd, was? Die Zweige sind unter einen Steigbügel gekommen, da sind abgescheuerte Baststellen. Weiter, bloß weiter.«
Er reitet gleich darauf im Schritt vorwärts, kommt nach fünf Minuten an eine schmatzende, von Gras bestandene Fläche zwischen den Büschen und steigt wieder ab. Sein Blick erfaßt nach kurzem Suchen den nächsten Busch, dessen Zweige über das Wasser ragen. Tief unten entdeckt Brendan einige Schürfstellen an den dicken Zweigen. Und dann sieht er die einzelne Fährte quer über die Grasfläche laufen.
»Ein Mann ist gegangen und zurückgekommen«, stellt Brendan finster fest. »Wohin, he?«
Er läßt sein Pferd stehen, rennt los und erreicht wenig später den Rand einer Lichtung. Vor ihm liegt das helle Band des Weges. Und die Einzelfährte endet hier am linken Rand der Büsche.
Augenblicklich kehrt Brendan um. Die Fährte ist keine halbe Stunde alt. Wer immer hier einen Blick auf den Weg geworfen hat, er hat sich entschieden, umzukehren. Aber warum?
Erst im Zurückrennen begreift Brendan, warum der Mann umgekehrt ist. Der Boden ist zu sumpfig.
»Das genau ist es!« sagt sich Brendan. »Hier kann sich zu schlecht ein Angriff entwickeln, jedenfalls keiner zu Pferd.«
Sein Argwohn ist jetzt geweckt. Er betrachtet darum jene Scheuerstelle unter dem Busch am Ende des Wasserlaufes noch einmal. Dabei entdeckt er, daß es zwei Stellen gibt, an denen Bast abgerieben worden ist. Und er sieht nun auch trotz des schlechten Lichts, daß eine andere Fährte nach halblinks verschwindet und mitten im brackigen, seichten Wasser einige Flecken schillern. Hier haben Stiefel den Untergrund aufgewühlt.
»Noch ein Kerl, aber der war vorsichtiger als der andere«, stößt Brendan erschrocken heraus. »Verdammt, die hätte man in zwei Stunden nicht mehr gesehen. Der Bursche muß höllisch schlau sein.«
Im Laufschritt hastet Brendan zu seinem Pferd, schwingt sich in den Sattel und treibt es den Bach entlang. Es dauert nicht lange, dann findet er die Stelle, an der die beiden Reiter den Bach verlassen haben. Ohne zu zaudern folgt Brendan der schmalen Fährte. Sie führt zu einem Karrenpfad, auf dem sie verschwindet. Im Hintergrund des Geländes gibt es ein Gehölz. Und wenn die Fährte auch auf dem Pfad restlos gelöscht worden ist, Brendan ist sicher, daß sie am Gehölz enden wird. Das Gewehr in der Faust, reitet er auf die Bäume zu. Tief nach vorn gebeugt streicht Brendan langsam am Rand des Gehölzes entlang. Augenblicke später hält er, er hat die Fährte wieder.
»Der ist sehr geschickt!« knurrt Brendan gereizt. »Zum erstenmal reitet der nicht durch diese Gegend. Hier sind sie hinein und… Hölle!«
Nach diesem Ausruf bleibt Brendan einige Sekunden wie erstarrt stehen. Er ist keine zehn Schritte tief in das Unterholz zwischen den Bäumen eingedrungen und sieht es nun. Hier kreuzen sich ein volles Dutzend Spuren. Dann führt eine schlangenliniengleiche Fährte zu einem kleinen, kaum zehn Schritte im Quadrat messenden Platz unter den dichtesten Bäumen. Und hier sind Pferdespuren in Massen zu finden.
Brendan sucht keine zwei Minuten, dann richtet er sich auf und preßt die Lippen zusammen.
Es gibt keinen Zweifel mehr, hier sind Männer geritten, die vorsichtig genug waren, ihre Fährte so zu löschen, daß sie zwei Stunden nach Tagesanbruch unsichtbar werden muß.
Zurück, denkt Brendan. Sie sind nach Norden auf den Wald zu geritten. Und genau dort müssen wir durch. Runter mit der Kolonne vom Weg, sonst packen sie uns.
Er rennt zu seinem Pferd, schwingt sich in den Sattel und jagt los.
Im gleichen Augenblick bewegt sich in seinem Rücken der dicke Ast eines Baumes, und der kleine Mann sagt zwischen zusammengebissenen Zähnen heiser:
»Siehst du, Second, das war er. Ich habe es gerochen, und er riecht es jetzt auch. Einmal kann man ihn bluffen, noch einmal schafft das niemand, auch ich nicht. Jetzt denkt er, wir stecken drüben im Wald. Hol die Leute her, schnell, wir müssen sie von hinten packen. Er wird nach links auf festeres Gelände ausweichen und nicht auf dem Weg bleiben mit seiner Kolonne. Dies ist die einzige Chance, sie zu erwischen, eine andere gibt es nicht mehr.«
Jeff Taylor blickt den kleinen Matt Jackson an.
Er ahnt, was Brendan jetzt tun wird, und Jackson hat auch das vorausgesehen.
Brendan wird vor der Kolonne herjagen und den nächsten Wald untersuchen. Spätestens in einer Stunde wird er dann wissen, daß jene anderthalb Dutzend Rebellen gar nicht bis in den Wald geritten sind.
Der Überfall muß vorher erfolgen, oder er glückt nie mehr.
*
Hinter ihnen liegt der Sumpfstreifen mit seinen undurchdringlichen Büschen. Vor ihnen sind nun die ersten leichten Hügelformationen links des vielleicht eine Meile langen Waldstückes.
»Brendan – Brendan!« kommt von hinten der scharfe Ruf, als Brendan anreiten will, um sich vor die Kolonne zu setzen. »Brendan, zum Captain!«
Cal Brendan stößt einen