G.F. Barner Staffel 7 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
verlassen zu können.
Der Schreck trifft Cal Brendan wie ein Hieb in den Rücken.
Cal Brendan nimmt die Hand zum Colt. Und dann, mitten in der Drehung, sieht er die durch das Gras auf ihn zurennenden Gestalten der Rebellen. Es kommt ihm unbegreiflich vor, daß keiner der Männer auf ihn feuert. Während er sich immer weiter dreht und sein Revolver herausfliegt, sieht er plötzlich den kleinen, keine zehn Schritte entfernten Mann.
Es ist kein Schreck mehr in Calipsel John Brendan, es ist nur das Staunen, jemand wiederzusehen, an den er keine Sekunde gedacht hat.
Cal Brendan reißt die Augen weit auf. Dort bleibt der kleine, krummbeinige und zähe Jackson stehen.
Brendan sieht ihn so deutlich, weil das Mondlicht Brendans Gegner und einstigen Freund mitten ins Gesicht scheint. Der kleine Matt hat den Mund offen. Und durch die Warnschüsse, die nun vom First Sergeant Bowley abgefeuert werden und über das Land rollen, hört Brendan den kleinen Mann heiser rufen: »Tut mir leid, Großer!«
In der nächsten Sekunde brüllt das Gewehr in den Händen des kleinen Jackson auf. Die Kugel trifft Brendans linke Hüfte mit einem Schlag, daß Brendan wieder zurückgestoßen wird. Vor seinen Augen beschreiben Wald und laufende Rebellen einen Halbkreis. Die Gegend zieht, zu Strichen verzerrt, an Cal Brendan vorbei. Danach gerät irgendwie der Himmel in Brendans Blickfeld.
Er glaubt noch zu spüren, daß sein Pferd springt, und sieht einen winzigen Moment lang den vollen, runden Mond. Danach verschiebt sich die Scheibe am Himmel, Sterne rasen vorbei.
In Brendans Ohren ist das wilde, berstende Krachen von Schüssen, der Schrei eines Mannes. Schmerz steckt in der linken Hüfte, als er stürzt und mitten in einen Orkan aus Feuerlanzen und belferndem Gekrache zu fallen glaubt. Dies ist das letzte, was er merkt. Um Brendan senkt sich völlige Finsternis.
Er liegt still und hört nichts mehr.
*
Bowley zaudert keine Sekunde mehr. Ohne Besinnen zieht er seinen schweren Kavalleristensäbel. Mit der anderen Hand reißt er den Revolver heraus, packt die Zügel wieder und jagt an.
»Grey, Macolm, vorwärts, Flankenangriff!«
Keine achtzig Schritte entfernt sieht Bowley die Rebellen überall am Hohlweg feuern. Das Dröhnen und Hämmern ihrer Schüsse mischt sich in das entsetzliche Schreien von Männern und Pferden im Hohlweg. Dann schnellen sich die ersten Rebellen ab. Sie springen in den Hohlweg hinein.
»Vorwärts, Macolm, Grey!«
Irgendwo dort vorn ein Kiesloch, und in dem Loch zwei Mann. Rebellen kauern dort und warten kaltblütig.
»Ich wußte doch«, sagt Frobisher heiser, »er würde ein Narr sein. Achtung, Smiles, sie kommen!«
Sie liegen still am Rand des Loches. Ihre Gewehre blinken leicht. Am Hohlweg ist die Hölle los. Schüsse krachen, als bekämpften sich zwei Regimenter.
Frobisher sieht die Reiter kommen. Der Mann aus dem Red River Streifen hat den ersten Reiter vor dem Lauf und drückt ab.
Im Knall sieht er, wie der Reiter die Arme hochwirft und zur Seite vom Pferd kippt.
Gleichzeitig feuert auch Smiles. Der zweite Mann schwankt im Sattel, der Gaul stürmt weiter, und der Mann neigt sich immer mehr. Sein Pferd springt in Frobishers nächsten Schuß, dreht sich und schlägt quer vor dem dritten Gaul zu Boden. Es gelingt dem Reiter nicht mehr, über das jäh vor ihm liegende Hindernis hinwegzukommen. Der Gaul prallt auf das andere Pferd, überschlägt sich und schleudert seinen Mann irgendwohin.
»Narren!« sagt Frobisher eiskalt, lädt nach und zuckt sofort herum, als sich der dritte Mann drüben hochschnellt und abspringt.
Es ist Frobishers dritter Schuß, und auch er trifft. Der First Sergeant Bow-ley ist kaum hoch und will hinter seinen gestürzten Gaul, als die Kugel
Bowleys Bein zerreißt. Dick Bowley schlägt der Länge nach hin. Schmerz wütet in seinem Oberschenkel. Er rollt sich verzweifelt in Deckung, verliert aber dabei seinen Revolver. Auch an das Gewehr, das sein Pferd eingeklemmt hat, kommt er nicht heran.
»Dick – Dick!« hört er durch das Hämmern der Schüsse Grey stöhnen. »Dick – meine Brust – ich verblute. Dick – hilf mir!«
Dick Bowley riskiert einen Blick über das Pferd. Vor ihm schnellen sich zwei Rebellen über die Kante des
Hohlwegs. Es sind Frobisher und
Smiles, die kaltblütig ihren Auftrag erfüllt haben, jeden Flankenangriff abzuwehren.
Jetzt wagt Bowley es trotz seiner wilden Schmerzen. Er schiebt sich an den ersten Gaul, der gestürzt ist. Dabei kommt er dicht an Macolm vorbei. Macolm liegt auf dem Rücken. Seine Augen sind weit offen und blicklos gegen den Himmel gerichtet.
»Dick – Dick! Hilf mir…«
Bowley erreicht Grey. Der Corporal hat die Beine hinter seinem Pferd angezogen und beide Hände auf die Brust gepreßt. Im Mondlicht sieht Bowley das Blut an Greys Händen.
Es zeigt sich, daß Greys Verwundung nicht schlimm ist. Grey ist die Kugel quer über die Brust gefahren. Er muß sich, als der Schuß fiel, gedreht haben.
Am Hohlweg ist die Hölle los. Während Bowley sein Taschentuch herauszerrt, um es Grey auf die Wunde zu pressen, ertönt das grelle Gewieher von Pferden. Verstört nimmt Bowley den Kopf hoch. Und dann beißt er die Zähne zusammen.
Sein ohnmächtiger Zorn gilt einem halben Dutzend jener kaum ausgebildeten Rekruten. Diese jungen Burschen verlieren den Mut. Ihre Angst vor dem Feuer der Rebellen läßt sie in kopfloser Flucht davonrasen. Gegen die eisenharten, kampferfahrenen und verwegenen Rebellen müssen diese jungen Burschen unterliegen. Sie sind dem Angriff nicht gewachsen und jagen keine vierzig Schritte an dem First Sergeant vorbei auf den Weg zur Stadt.
»Haltet doch«, ruft Bowley mit zitternden Lippen. »Wollt ihr wohl umdrehen, leistet ihr Widerstand, ihr Feiglinge?«
Sie jagen, als säße ihnen der Teufel im Nacken, über den Weg und verschwinden, während aus dem Hohlweg zwei Wagen auftauchen und dieselbe Richtung nehmen wollen.
Auf dem ersten Wagen kauert Corporal Porter hinter dem Kastenbrett.
Der Corporal ist mitten im Feuer auf das eine von den Rebellen erschossene Wagenpferd hinabgehechtet.
Porter hat die Sielen trotz der peitschenden Schüsse durchschneiden können. Ohne das Feuer zu erwidern, ist er wieder auf denWagen gestiegen. Jetzt hat er einen Moment erwischt, an dem hinter ihm die Hölle getobt hat. Vor ihm sind einige der Rekruten weggeritten, mehr als fünf sieht Porter reglos neben toten Pferden liegen. Die panikartige Flucht der Rekruten hat die Aufmerksamkeit der Rebellen abgelenkt.
In diesem Moment treibt Porter die restlichen Gäule an. Der Wagen ruckt los. Porter schlägt auf die Pferde ein und glaubt nicht daran, davonzukommen. Durch die Plane singen drei, vier Kugeln. Dann hat der Wagen sich seitlich des vor Porter schiefstehenden ersten Transporters vorgeschoben. Porter duckt sich noch tiefer. Es kommt ihm wie ein Wunder vor, daß keine Kugel die Pferde trifft. Dann ist Porter durch und sieht den Ausgang des Hohlweges vor sich. Jetzt erst riskiert er einen Blick zurück.
Hinter ihm scheint der gedeckte Transportwagen mit Mansfield auf dem Bock nichts abbekommen zu haben. Auch dieser Wagen jagt nun, er ist leichter und schneller als die schweren Munitionswagen, dem Ausgang des Hohlwegs entgegen.
Rumpelnd donnert der Wagen Porters auf dem Kiesweg in die Mulde hinein, gefolgt von Mansfields gedecktem Transporter.
Zwei Wagen sind davongekommen, und Porter begreift nicht, wie er es geschafft haben soll, der Hölle dort unten zu entrinnen.
Genausowenig wie Porter versteht es Mansfield, daß er ins Freie fahren kann.
Hinter Mansfield kauert Captain Dweller und schießt ab und zu. Mansfield stiert entsetzt auf die lodernden Flammen. In seinen Ohren ist das unaufhörliche Krachen der Schüsse. Als er einen Blick nach hinten wirft, packt ihn das kalte Grausen. Querschläger