Perry Rhodan - Die Chronik Band 1. Michael NagulaЧитать онлайн книгу.
der ersten bemannten Mondexpedition startet, ist er nicht nur Astronaut, sondern auch Kernphysiker und Ingenieur für atomare Strahlentriebwerke. Die vierköpfige Besatzung, darunter Reginald Bull, trifft auf dem Mond auf das Raumschiff der Arkoniden Thora und Crest, deren Wissensstand und technische Geräte sie übernehmen dürfen. Bei ihrer Rückkehr auf die Erde bauen sie damit gegen den Widerstand der irdischen Großmächte in der Wüste Gobi die »Dritte Macht« auf. 1976 erhält Rhodan von ES auf dem Kunstplaneten Wanderer eine Zelldusche, die vorübergehend seine Alterung aussetzt. Nach seiner Wahl zum Administrator der Erde entsteht die Terranische Weltregierung. Ein auf ihn programmierter Zellaktivator sichert Rhodan die potenzielle Unsterblichkeit, führt aber auch zum tragischen Tod von Thomas Cardif, dem gemeinsamen Sohn mit Thora. Aus der zweiten Ehe mit Mory Abro gehen die Zwillinge Suzan Betty und Michael hervor, der zum Freihändlerkönig Roi Danton wird. Im Laufe seines Lebens entwickelt Rhodan, als Prototyp des in kosmischen Dimensionen denkenden Menschen, einen immer stärkeren Sinn für kosmische Zusammenhänge und geht der Menschheit – aktiv als Hüter und Beschützer – auf ihrem Weg in die Zukunft voran.
Das Autorenteam entsteht
Der Verlag ließ sich mit seiner Entscheidung Zeit. Dennoch arbeiteten Bernhardt, Scheer und Ernsting mit Hochdruck an der Zusammenstellung eines Autorenteams. Kurt Bernhardt hatte den in der Nähe von München lebenden Schriftsteller Paul Alfred Müller vorgeschlagen, der sich – weil es noch eine ganze Anzahl Namensvettern von ihm gab – nach seinem Wohnort gelegentlich auch Paul Müller-Murnau nannte. Die Hinzufügung des Wohnorts bei häufigen Namen war damals durchaus verbreitet.
Ernsting war von Bernhardts Wahl angetan, schließlich hatte er als Jugendlicher Müllers Vorkriegsserie SUN KOH verschlungen. Bei einem unverbindlichen Gespräch zeigte sich Müller zu einer Mitarbeit bereit, beharrte jedoch als Anhänger der Hohlwelt-Theorie darauf, dass die Serie im Inneren der Erde spielen solle. Da sowohl der Verlag als auch die beiden Chefautoren sich einig waren, die Handlung im Weltraum anzusiedeln, kam es deshalb nicht zu einer Zusammenarbeit.
Ein Kuriosum am Rande: Knapp fünf Jahre später gab es in PERRY RHODAN durchaus einen Handlungsfaden, an dem Paul Alfred Müller seine wahre Freude gehabt hätte. Auf dem Weg nach Andromeda verschlägt es Perry Rhodan und seine Getreuen nämlich in das Innere der Hohlwelt Horror …
Scheer wandte sich unterdessen an den in Darmstadt lebenden Physikstudenten Klaus Mahn, der unter den Pseudonymen Cecil O. Mailer und Kurt Mahr bereits etliche technisch orientierte SF-Heftromane vorgelegt hatte. Zwar hatte er erst 1959 zu veröffentlichen begonnen, aber bereits vierzehn Hefte in UTOPIA und TERRA herausgebracht. Das konnte sich sehen lassen. Und Mahn war Feuer und Flamme und hätte am liebsten sofort mit der Arbeit an der Serie begonnen.
Am 5. März, wiederum drei Wochen nach Niederschrift des ersten Exposés, nahm Scheer auch Kontakt zu einem Freund aus der noch jungen Fan-Szene auf, der als Verlagskaufmann in Bielefeld arbeitete und seit 1958 auf dem Leihbuchsektor tätig war. »Winnie« Scholz, der als William Brown und W. W. Shols veröffentlichte, erwies sich schnell als Bereicherung des jungen Teams. Er stellte aus einem Kiotoer Adressbuch, das bei seinem Arbeitgeber Gundlach verlegt wurde, eine Liste mit authentischen japanischen Namen zusammen, die man für die Mitglieder des Mutantenkorps benutzte. Scheer hatte die Bombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki als Auslöser für übersinnliche Fähigkeiten bei den »Kindern des Atoms« postuliert (wofür er später heftige Schelte von der Kritik bezog), und dieser Beitrag kam ihm gerade recht. Folgerichtig schrieb Scholz Heft 6, das unter dem Titel »Das Mutantenkorps« erschien.
Abermals zwanzig Tage später, am 5. März 1961, lieferte K. H. Scheer das Manuskript des ersten Roman der PERRY RHODAN-Serie ab. Endlich konnten auch die anderen Autoren loslegen, fleißig schrieben sie ihre Texte auf Matrizenpapier. Ständig wurden jetzt Kopien der fertigen Romane an die Teamkollegen geschickt.
Den dritten Beitrag schrieb Scheer ohne Exposé direkt in die Maschine, und am 9. Mai lieferte er das letzte der angeforderten Probe-Exposés ab. Es galt Heft neun, mit dem der erste Erzählabschnitt der Serie endete. Nun begaben sich Kurt Bernhardt und sein Kollege Günter M. Schelwokat damit und mit den ersten vier Romanen in Klausur. Für die Autoren begann das lange Warten. Würde die Serie realisiert werden?
Der unterschätzte Serienautor
Es gibt einen Autor bei PERRY RHODAN, dessen Bedeutung oft zu gering eingeschätzt wird: Kurt Mahr. Zusammen mit Scheer und Darlton gehörte er zu den Profis, die der Serie eine Richtung gaben. Shols, der ein Heft nach ihm an Bord kam, verfasste aus Zeitgründen nur vier Romane, und Kurt Brand und William Voltz traten in eine bereits laufende Serie ein. Aber Mahr schrieb von den ersten hundert Romanen immerhin 28, und bis zu seinem vorübergehenden Ausstieg aus der Serie mit Band 395 sollte diese Zahl sogar auf 75 Romane anwachsen. Er prägte die Serie von Anfang an.
Und es gab einen, der eben darauf gesetzt hatte: Kurt Bernhardt!
Sicher hatte dem Cheflektor schon am 11. Mai 1959 die Gründung einer neuen Weltraumserie vorgeschwebt, die alle Fehler von JIM PARKER vermeiden sollte, und sicher war er schon vorher auf der Suche nach den richtigen Autoren gewesen.
Wie aus einer Korrespondenz hervorgeht, die die Witwe von Kurt Mahr in einem Begleitbuch zum PERRY RHODAN-Con 2003 kommentiert und fotokopiert vorlegte, bekam Mahr zu eben diesem Datum die Antwort auf ein Schreiben, mit dem er sein erstes Manuskript beim Moewig Verlag eingereicht hatte. Der Roman erschien im folgenden Jahr unter dem Titel »Zeit wie Sand« als TERRA-Heft 99, und sofort muss Bernhardt den Eindruck gehabt haben, dass hier ein hoffnungsvoller neuer Autor bereitsteht.
Als Mahr dem Verlag vier Wochen später zwei weitere Exposés zur Ausarbeitung anbot, antwortete Bernhardt am 19. Juni 1959: »Mit ihrem bereits eingereichten Manuskript sind wir sehr zufrieden und können uns sehr gut vorstellen, dass unsere Zusammenarbeit erfolgreich sein wird, wenn Sie weiterhin das Niveau beibehalten.« Aber er ließ es auch nicht an Kritik fehlen. »Nur muss in Ihrem Manuskript mehr Aktion vorhanden sein, das heißt ganz allgemein in Ihren Manuskripten. Die wissenschaftliche Fundierung ist ausgezeichnet, aber Sie wissen ja und müssen immer bedenken, dass wir die Hefte an ein großes Publikum verkaufen. Also bitte versuchen Sie, in Ihren nächsten Manuskripten mehr Aktion zu bringen und somit auch mehr Spannung.«
Am 29. Juli bestätigte Bernhardt den Empfang des zweiten Manuskripts, »Ringplanet im NGC 3031«, und war begeistert. Er kaufte es aufgrund des größeren Umfangs von 300.000 Zeichen, das es für einen TERRA SONDERBAND geeignet erscheinen ließ, zu einem erhöhten Honorar von 500 DM an. Und am 28. Oktober bestätigte Bernhardt den Eingang des dritten Manuskripts im normalen Heftumfang von 240.000 Zeichen, »Der Nebel frisst sie alle«. Auch diese Manuskripte wurden sehr gelobt.
Und damit stand Bernhardt nicht allein. Am 19. Januar 1960 schrieb er an Mahr: »Sie haben sicherlich schon längst gemerkt, dass unsere Lektoratsabteilung für Sie eine kleine Schwäche hat, und darum wollen wir heute etwas tun, was noch nie – auch besonders zeitlich gesehen – der Fall war: Wir schreiben Ihnen den Text einer Postkarte ab, die wir heute erhielten.« Ein Leser hatte dem Verlag seine Meinung zu »Zeit wie Sand« mitgeteilt, der ihn begeistert hatte: »Den vorliegenden Terra-Roman halte ich für einen der besten Romane, die in dieser Reihe erschienen sind, der glaubhaft, in seiner Handlung flüssig und überaus spannend ist. In seiner Menschlichkeit ist dieser Roman wohl kaum zu übertreffen, es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen das mitzuteilen. Mit Freude darf ich hoffen, dass ähnliche Werke in Zukunft weiter erscheinen werden.«
Diesem letzten Wunsch schloss sich auch der Verlag an, und Mahr wurde das viele Lob schon ein wenig unheimlich. »Ich muß Ihnen gestehen«, schrieb er an Bernhardt, »der Moewig Verlag beginnt, mich durch sein übergroßes Zuvorkommen in der Geschwindigkeit, mit der meine Romane beurteilt werden, zu beschämen.«
Und dann blies das erste Schreiben des Außenlektors Günter M. Schelwokat auch noch in dasselbe Horn. »Eingangs möchte ich betonen, dass das gute Ankommen Ihres ersten Romans bei den TERRA-Lesern mich nicht nur als Lektor und Redakteur TERRAs, sondern auch rein persönlich freut und mich in der Auffassung bestärkt, dass es an der Zeit ist, dem gehobeneren, technisch-wissenschaftlich gut fundierten SF-Roman, wie Sie ihn pflegen, selbst im Rahmen der Kleinbände, die ja bislang mehr auf blutig-abenteuerliche Space Operas abgestimmt waren, mehr und mehr Platz einzuräumen.«