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Der Duft von Pfirsichen. Denise HunterЧитать онлайн книгу.

Der Duft von Pfirsichen - Denise Hunter


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      „Er könnte zurückkommen.“

      „Das stimmt“, sagte Hope, die von Cruz zu Zoe sah. „Meinst du, das wird er machen?“

      Sie musste zugeben, dass er recht hatte, und auch das war ihr zuwider. Sosehr sie auch ihre vernachlässigte Unabhängigkeit hochhalten wollte, musste sie doch auch an Gracie denken. Kyle hatte sich zwar so angehört, als wäre er fertig mit ihr, aber er war unberechenbar. Konnte sein, er überlegte es sich noch mal, wegen all der Zeit und Mühe, die er in sie und ihre Beziehung investiert hatte. Von der Band ganz zu schweigen.

      Komisch, dass Liebe nicht einmal jetzt ein Argument war. „Ich weiß es nicht.“

      „Er wird seine Tochter nicht einfach so gehen lassen.“ Das kam von Cruz.

      Zoe kniff die Lippen zusammen. Sie begegnete Hopes Blick. Sie wussten beide, dass Kyle keinen gesetzlichen Anspruch auf Gracie hatte, aber das würden sie Cruz ganz sicher nicht sagen.

      „Warum bleibst du heute Nacht nicht einfach bei mir?“, fragte Hope. „Auf dem Heimweg halten wir bei Walmart an und besorgen das Nötigste.“

      Gracie betrat das Zimmer. Ihre roten Locken tanzten, Brady folgte ihr auf dem Fuß. Ihre Tochter sah nicht weiter angeschlagen aus. Zoe hoffte, dass sie zu schläfrig gewesen war, um alles richtig mitbekommen zu haben.

      Sie kletterte auf Zoes Schoß und gab mit ihrem Pflaster an. „Guck, Mama! Onkel Brady hat mein Aua heile macht.“

      Zoe zwang sich zu lächeln. „Das sehe ich, meine Kleine. Hat er ein Küsschen daraufgemacht?“

      „Nein.“ Sie schaute Brady mit gerunzelter Stirn an. „Onkel Brady, du hast kein Küsschen auf mein Aua macht!“

      „Entschuldigung, Süße. Ich übe noch.“

      Zoe gab dem Pflaster einen dicken Kuss. „Na siehst du. Viel besser.“

      Stirnrunzelnd hielt Gracie die Wangen ihrer Mama in beiden Händen. „Mama, du hast ja auch ein Aua!“

      „Ich weiß, Schätzchen, aber das ist schon viel besser.“

      Gracie beugte sich vor und küsste ihren Mundwinkel. „Jetzt ist es viel besser.“

      Cruz beobachtete Zoe. Ihre Unterlippe schwoll an, der Riss im Mundwinkel sah rot und fies aus. Ihr Kinn lief im selben Maß blau an, wie sich seine Stimmung verdüsterte.

      Er wünschte, er hätte ein paar Treffer mehr landen können, bevor Brady eingegriffen hatte. Wünschte sich, man hätte Kyle ins Gefängnis gesteckt, wo er hingehörte. Was fiel dem eigentlich ein, eine Frau zu schlagen? Eine Frau, um die er sich doch eigentlich kümmern sollte? Und was hatte er Zoe und ihrer Tochter in den Jahren, in denen sie weggewesen waren, sonst noch angetan?

      Kein Wunder, dass sie nur noch ein Schatten ihres früheren Ichs war.

      Und dennoch war das Erste, was Cruz getan hatte, als er Kyle Auge in Auge gegenübergestanden hatte, ihn zu provozieren. Er zuckte zusammen. Überwältigende Schuldgefühle überkamen ihn. Er sah Zoe schwanken, als Hope ihr auf die Beine half, und fand im Stillen allerlei Namen für seine Dummheit.

      Brady nahm das kleine Mädchen, und Hope schnappte sich Zoes Handtasche.

      „Übernachtet sie bei dir?“, fragte Cruz Hope, als sie bei ihm waren.

      „Ja, aber wir machen noch einen Schlenker beim Supermarkt vorbei.“

      „Sie sollte zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen.“

      Zoe erwiderte seinen Blick unverwandt. „Hört auf, von mir zu reden, als wäre ich gar nicht da.“

      Er war froh, endlich einen Funken Zorn in diesen grünen Augen zu entdecken, auch wenn der sich gerade gegen ihn richtete. „Tut mir leid.“

      Ihm tat so viel mehr leid als nur das. Sein Blick fiel auf ihr anschwellendes Kinn, und er streckte eine Hand aus, um sie zu streicheln. Aber ebenso schnell ließ er die Hand auch wieder fallen. Er hatte kein Recht, sie zu berühren.

      „Besser, du legst so schnell wie möglich Eis drauf“, sagte er. „Das schwillt ziemlich übel an.“

      „Selber.“ Ihr Blick wurde weicher, ehe sie ihn schnell wieder senkte. Sie räusperte sich. „Danke für deine Hilfe heute Abend.“

      Er wartete einen Moment, aber sie sah ihn nicht wieder an.

      „Jederzeit, Zoe.“

      Er würde all ihre Drachen bekämpfen, jeden einzelnen davon, und sie brauchte ihn nicht einmal darum zu bitten. Das hatte damals gestimmt, und das stimmte heute noch. Das erste Mal seit Jahren erlaubte er sich, an ihre lange und komplizierte gemeinsame Geschichte zu denken. Erlaubte sich, sich daran zu erinnern, wie alles begonnen und wie alles geendet hatte.

TEIL 2

      KAPITEL 7

      Cruz erinnerte sich an das genaue Datum, an dem Zoe Collins in sein Leben getreten war.

      Seine Mutter und er waren erst seit ein paar Monaten in Copper Creek, aber Brady Collins war ihm bereits der Bruder, den er nie gehabt hatte. Am ersten Schultag hatte Brady Cruz in der Mittagspause an seinen Tisch eingeladen. Und da entdeckten sie ihre gemeinsame Leidenschaft für Autos, Angeln, Mädchen – ohne besondere Reihenfolge.

      Brady ging offen damit um, dass seine leibliche Mutter eine Drogenabhängige war und dass seine Tante und sein Onkel ihn als Baby adoptiert hatten. Für alle Welt waren Mr. und Mrs. Collins Vater und Mutter für ihn, aber Cruz merkte, dass Brady sich manchmal ein wenig fehl am Platz fühlte.

      Bradys Familie hatte ein schönes Haus, aber trotzdem zog er es vor, Zeit in Cruz´ abgewohnter Mietwohnung zu verbringen. Tatsächlich trafen sie sich meist dort. Vielleicht lag es an der Anziehungskraft von Cruz´ Mutter – selbst mit 17 musste Cruz zugeben, dass sie ziemlich cool war. Sie hatte zwei Jobs, aber jetzt, wo Cruz eine Anstellung in einem Eisenwarenladen bekommen hatte, hoffte sie, dass sie in der Wäscherei aufhören könnte.

      Es ging langsam auf Mitternacht zu, und er und Brady hatten gerade angefangen, oben in seinem Zimmer PlayStation zu spielen, als Cruz draußen vor dem Fenster ein Geräusch hörte. Er runzelte die Stirn und stand auf, um das Licht auszuschalten. Copper Creek schien wie ein sicherer Ort zu sein, aber in Atlanta, wo sie vorher gewohnt hatten, hatte er gelernt, sich um seine Mutter und sich zu kümmern.

      „Was machst du?“ Bradys Finger bearbeiteten die Knöpfe des Controllers, während er Aliens aus dem Weg sprengte.

      „Ich habe gedacht, ich hätte da was gehört.“ Cruz ging zum Fenster.

      Vom Fernseher her erklang eine letzte Explosion, dann wurde es leise. „Ich geh mal aufs Klo“, sagte Brady.

      Cruz hörte kaum, wie sein Freund das Zimmer verließ. Er zog die Gardine beiseite und wich erschrocken zurück, als er ein Gesicht entdeckte, das sich genau vor ihm befand.

      Es war ein Mädchen. Ihr Haar glühte im Mondlicht wie eine Löwenmähne und umspielte ihr alabasterfarbenes Gesicht. Doch es waren ihre Augen, die ihn gefangen nahmen. Augen, die schelmisch leuchteten, als wüssten sie irgendein lustiges Geheimnis.

      Sein Herz machte einen heftigen Satz, und durch seinen ganzen Körper strömte Hitze, die ihm das Hirn vernebelte. Cruz´ olivfarbene Haut und sein schwarzes Haar machten ihn in der Damenwelt sehr beliebt – dafür konnte er sich bei seiner Mutter bedanken. Aber wäre er je auf die Idee gekommen, er könnte sich ein Mädchen wünschen, das am Fenster seines Zimmers auftaucht, er hätte sich dieses hier gewünscht.

      Cruz fing sich so weit, dass er das widerspenstige Schiebefenster hochzerren konnte. Aber nachdem er das geschafft hatte, versiegten ihm die Worte wie eine Pfütze im Juli.

      Ihre Lippen kräuselten sich. „Willst du mich mal reinlassen? Ich falle nämlich gleich.“


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