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Die Fischerkinder. Melissa C. FeurerЧитать онлайн книгу.

Die Fischerkinder - Melissa C. Feurer


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Wie konnte Mira jetzt, wo sie seine Geschichte kannte, zur Normalität zurückkehren und es einfach so hinnehmen, dass er und seine wundersame Geschichte verboten waren?

      „Was, wenn sie keinen guten Grund haben?“ Mira ballte die Hände zu Fäusten. „Oder einen Grund, mit dem ich nicht einverstanden bin? Was, wenn sie uns nur etwas vorenthalten wollen, das ihnen nicht gefällt?“

      „Mira!“ Vera sah aus, als würde sie ihr am liebsten den Mund zuhalten. Sie blickte panisch nach links und rechts, ob jemand Miras aufbrausende Rede gehört hatte. „So kannst du nicht reden. Das kostet dich Kopf und Kragen. Und mich auch. Und deine Familie! Dein Vater arbeitet für den Staat, den du da hintergehst. Was meinst du, was sie mit ihm machen, wenn seine Tochter zur Gesetzesbrecherin wird? Bestenfalls verliert er nur seinen Job und nicht seinen Kopf.“

      Mira schluckte. „Jetzt mach mal –“

      „Halblang? Mira, schau dir meinen Vater an. Schau, was ihm passiert ist und was das mit meiner Familie gemacht hat.“ Auch Vera hatte die Fäuste geballt. Mira war nicht sicher, aber es hatte fast den Anschein, als schimmerten Tränen in ihren Augen.

      „Filip hat so hart gearbeitet, um trotz der Fehler, die mein Vater gemacht hat, eine gute Stelle zu bekommen. Ich kann nicht alles riskieren, was er erreicht hat, nur um mir verbotene Geschichten anzuhören!“

      Mira dachte an Filip, der so pflichtbewusst und so verbissen arbeitete, und daran, wie er manchmal völlig übermüdet von seinen zahlreichen Doppelschichten zurückkam, wenn sie und Vera gerade über ihren Hausaufgaben am Esstisch im Wohnzimmer der Petersens saßen. Sie dachte daran, wie er nach Dienstschluss Papierkram für die Staatsbeamten in der Verwaltung sortierte oder gar Orden polierte, um sich mit ihnen gutzustellen, und sie schämte sich dafür, dass sie ihn für seine Unterwürfigkeit verachtet hatte. „Du hast recht“, flüsterte sie traurig. „Das kannst du ihm nicht antun.“

      Vera sah überrascht auf. Hinter ihren Ponyfransen glitzerten ihre Augen immer noch verdächtig. Fast glaubte Mira, ihre Freundin hätte darauf gehofft, sie würde sie überreden. Jedenfalls hatte sie nicht damit gerechnet, dass Mira nachgab.

      „Es ist in Ordnung. Du musst tun, was du für richtig hältst. Aber ich muss auch tun, was ich für richtig halte. Und ich glaube, ich muss mir zumindest anhören, was Herr Porter zu sagen hat.“

       Kapitel 4

      Der verbotene Turm

      Das winzige Glöckchen bimmelte, als Mira die Tür zu „Porters Höhle“ aufstieß. Das schrille Geräusch war ihr nie so bewusst aufgefallen wie heute. Ihre Nerven lagen blank, und ein inneres Zittern schüttelte sie.

      Edmund Porter war am Tresen beschäftigt. Außer ihm befanden sich noch drei weitere Leute in der Buchhandlung. Ein hagerer Mann in blauer Uniform inspizierte diejenigen Buchreihen, die auf seiner Augenhöhe waren, als ließe seine steife Haltung es nicht zu, den Kopf in den Nacken zu legen oder sich gar zu bücken. Im linken Flügel des Ladens blätterte ein knapp eineinhalb Meter großer, dunkelhäutiger Junge in einem dicken Wälzer, während ein anderer, der wie eine etwas kleinere Ausgabe von ihm aussah, unablässig an seinem Ärmel zupfte und „Nathaniel, komm schon, Nathaniel“ jammerte. Beide hatten sie krauses, schwarzes Haar und Haut, die an die Farbe von Schokolade erinnerte. Nicht an die gelbliche Ersatzschokolade, sondern an richtige, echte Schokolade, wie es sie früher gegeben hatte. Mira hatte Bilder davon gesehen.

      „Mira Robins“, begrüße Edmund Porter sie, und der blau uniformierte Wachmann drehte sich um und nickte ihr flüchtig zu. Vielleicht gehörte er zur Einheit ihres Vaters. Miras Herz flatterte noch ein wenig aufgeregter. „Wieder ein neues Buch?“, fragte Edmund Porter mit strahlendem Lächeln. „Sieh dich nur um.“

      Mira machte den Mund auf, sagte aber nichts. Sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Wie um alles in der Welt wollte Edmund Porter ihr irgendwelche Informationen geben, während es in seinem Laden vor Kunden wimmelte und ein Wachmann durch die Regalreihen streifte und jedes Wort hören konnte, das sie sprachen?

      Widerstrebend sah Mira sich nach einem Regal um, das sie durchkämmen konnte. Sie fand, dass es das Beste war, sich ganz normal zu verhalten. So wie an jedem anderen Tag, an dem sie ein Buch aus „Porters Höhle“ geliehen hatte.

      Während sie mit den Fingerkuppen an den Buchrücken entlangstrich und nur recht selten ein Exemplar aus den Reihen zog, spürte sie, wie Edmund Porter sie beobachtete. Sie las nicht einmal die Titel, sondern lauschte auf die Geräusche im Laden. Edmund Porter notierte mit kratzendem Stift etwas auf Papier, der Wachmann studierte völlig geräuschlos Buchrücken, und einer der beiden Jungen tippelte mit den Füßen auf dem abgewetzten Holzboden. „Können wir jetzt gehen?“

      Mira sah vorsichtig über ihre Schulter. Wenn die beiden Jungen gingen, wäre sie alleine mit Edmund Porter und dem steifen Wachmann. Doch sie bezweifelte, dass er den Laden zeitnah verlassen würde, auch wenn sein Interesse sich sichtlich in Grenzen zu halten schien. Er studierte die staubigen Buchrücken mit einer Mischung aus Neugier und Ekel.

      „Pscht, Theodore.“ Der ältere Junge blätterte mit seiner dunklen Hand die blassen Buchseiten um. Das Rascheln des Papiers war für einen Moment das einzige Geräusch, dann drohte der kleinere Junge ungeduldig: „Dann geh ich alleine.“

      Mira ließ sich in die Hocke sinken und zog ein großes, schweres Buch mit einem eingeprägten Elefanten auf dem Einband heraus. Sie konnte es ebenso gut aufschlagen und vorgeben, zu lesen.

      „Die schimpfen, wenn du mich alleine gehen lässt“, erklärte der Junge vernehmlich.

      „Dich, nicht mich“, gab sein großer Bruder zurück, aber Mira konnte hören, wie er das sperrige Buch zuschlug. Über die Seiten des Elefantenbuches hinweg sah sie zu, wie er es ins Regal zurückstellte und stattdessen scheinbar wahllos ein handlicheres Büchlein herauszog. Er brachte es geradewegs zu Edmund Porter an den Tresen.

      „Ah“, sagte dieser lächelnd. „Eine gute Wahl. Ihr entschuldigt mich einen Moment.“ Er schob seine runde Brille zurecht. „Ihr wisst, die Listen … nichts geht hier ohne Listen.“ Er verschwand mit dem Buch im Hinterzimmer. Theodore, der jüngere der beiden Brüder, vergaß ganz sein ungeduldiges Auf-und-ab-Wippen. Er starrte Edmund Porter nach, bis Nathaniel ihn mit dem Ellbogen anstieß und er seine Aufmerksamkeit wieder den Regalen um sich herum zuwandte. Als er bemerkte, dass Mira sie beobachtete, zuckte er zusammen, entblößte dann aber hastig seine blitzweißen Zähne zu einem Grinsen.

      Schnell senkte Mira ihren Blick wieder auf ihr Buch. Hinter ihr ging der Wachmann quer durch den Raum und betrachtete jetzt ein anderes Regal eingehend.

      „Hier, bitte schön.“ Edmund Porter war zurückgekehrt und reichte Nathaniel und Theodore ihr Buch. „Ich wünsche viel Freude damit.“

      „Danke.“ Der Kleinere schnappte sich das Buch, und seinem älteren Bruder blieb nichts anderes übrig, als Edmund schnell eine kleine, ausgestanzte Rationskarte auf den Tresen zu werfen und dem Jüngeren hinterherzueilen. Das Glöckchen bimmelte, und Mira sah den beiden durch die Glastür nach. Nathaniel hatte seinen Bruder eingeholt, nahm ihm das Buch ab und begann mit ziemlich ärgerlicher Miene auf ihn einzureden. Mira beobachtete ihren verbalen Schlagabtausch, bis sie außer Sichtweite waren.

      Edmund Porter nahm die Rationskarte und steckte sie in seine Tasche. Er hatte sie nicht einmal angesehen, um etwa zu überprüfen, ob sie eine angemessene Bezahlung für ein geliehenes Buch war. Vielleicht gehörten die beiden Jungen genau wie Mira zu Edmunds Stammkunden und genossen eine gewisse Sonderbehandlung. Vielleicht war Edmund Porter aber auch einfach insgesamt nachlässig mit dem Entgegennehmen seines Lohns. Mira hatte oft gesehen, wie er im Tausch für ein Buch Verbrauchswaren statt Rationskarten angenommen hatte; Butter und Eier etwa oder den süßen Tabak, den er regelmäßig in seiner Pfeife rauchte. Auch besaß er nicht einmal einen der kleinen, silbernen Scanner, unter die man in jedem anderen Geschäft, das Mira kannte, sein Armband mit der neunstelligen Identifikationsnummer halten musste. Für jeden


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