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#3 MondZauber: VERBANNUNG. Mari MärzЧитать онлайн книгу.

#3 MondZauber: VERBANNUNG - Mari März


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nickte. »Irland ist ebenfalls von jeder Menge Wasser umgeben und doch fühlen wir uns der Erde verbunden, schätzen aber das Feuer ebenso als eines der vier Elemente.«

      »Sie bilden die Basis, die Essenzen für alles Sein«, fügte Miriam hinzu, die Lyra ein weiteres Mal an sich drückte. »Und diese Vier-Elemente-Lehre ist letztlich auch der Ursprung der Wissenschaft. Erde, Wasser, Luft und Feuer sind die Grundprinzipien, die festen, flüssigen, gasförmigen und glühendverzehrenden Elemente.«

      »Genau, Schwester. Die einen nennen es Wissenschaft, die anderen Magie. Lasst uns darauf trinken!« Miranda reichte jedem eine frisch gefüllte Tasse und grinste in die Runde. »Ich bin so glücklich, dass keine Geheimnisse mehr zwischen uns stehen. Auf die Wahrheit!«

      »Auf die Wahrheit!«, stimmte Ian ein und bedachte Lyra mit einem Blick, den sie nicht deuten konnte.

      »Auf die Wahrheit!«, rief nun auch Miriam und drückte Lyra einen mütterlichen Kuss auf die Wange. »Keine Lügen mehr!«

      Laut klirrten die Glühweintassen aneinander und Lyra genoss die Friedfertigkeit des Augenblicks, die Liebe und Eintracht ihres Zusammenseins. Allerdings wurde ihr auch schmerzlich bewusst, dass sie mit Ian Tacheles reden musste. Ihr klopfendes Herz hoffte immer noch, dass er nicht schwul war.

      »Leute, ich muss jetzt los«, sagte Emily, als die fünf wenig später zurück ins Haus gingen. Das Feuer war heruntergebrannt und auf dem Küchentresen warteten immer noch jede Menge von Miriams Köstlichkeiten. »Meiner Mutter geht es nicht so gut und Ben hat bald Feierabend«, fügte Emily hinzu. Sie wirkte plötzlich nicht mehr so ausgelassen, was Lyra durchaus nachvollziehen konnte, sie aber auch traurig machte. Ihre Freundin hatte viel durchgestanden in den vergangenen Wochen. Erst der Tod ihres Vaters, die psychische Instabilität ihrer Mutter und dann ihr kleiner Bruder, der im Drogenkonsum Trost zu finden glaubte. Ben war zum Glück an ihrer Seite.

      Miriam nahm Emily ihre Glühweintasse ab, die sie in die Spülmaschine stellte. »Ich werde morgen nach deiner Mutter sehen. Bestell ihr liebe Grüße.« Emily nickte und griff nach ihrer Jacke. »Wir sehen uns morgen. Schönen Abend allerseits und danke fürs Essen.«

      Traurigkeit umfing Lyra, als sie Emily zur Tür begleitete. »Wie geht es dir?«, fragte sie ihre Freundin. Emily lehnte sich an ihre Schulter. Sie wirkte müde, was in Anbetracht der Umstände wenig verwunderlich war.

      Aber dann blitzte ein Lächeln über ihr Gesicht. »Ehrlich gesagt, fühle ich mich seit Wochen mal wieder richtig gut.« Emily legte einen Arm um Lyras Taille, was ihr gar nicht so leicht fiel. »Sag mal, bist du schon wieder gewachsen? Wir waren mal gleich groß, jetzt muss ich mich ordentlich strecken, um dich zu umarmen.«

      »Es hat sich viel verändert, oder?«, sagte Lyra nachdenklich, als sie gemeinsam zur Haustür liefen. »Weißt du noch, wie wir stundenlang in meinem Zimmer hockten, Eis aßen und die Welt hassten?«

      »Aber hallo!« Auf Emilys Gesicht bildete sich ein wissendes Lächeln. »Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Aber apropos, was ist eigentlich aus deinem Zimmer geworden?«

      Eine gute Frage, der Lyra auf den Grund gehen wollte. Sie gab Emily einen Kuss auf die Wange und sah ihrer Freundin nach, wie sie durch den Schnee stapfte. Lyra blieb solange vor der Tür stehen, bis ihre Katzenohren hörten, dass sich Emily fünfhundert Meter die Straße hinunter die Schuhe abklopfte und ins Haus trat.

      »Mama, was ist eigentlich aus meinem Zimmer geworden?«, fragte Lyra, als sie in die Küche zurückkehrte. Ihre Mutter war dabei, das schmutzige Geschirr wegzuräumen, hielt jetzt jedoch inne. Lyra wappnete sich innerlich, ihr einstiges Reich als steriles Gästezimmer vorzufinden, und verschränkte die Arme. Allerdings war sie nicht darauf vorbereitet, was ihre Mutter nun sagte. Miriam standen Tränen in den Augen, als sie auf ihre Tochter zuging. »Dass du mich noch mal Mama nennen würdest.« Wieder drückte sie ihre Tochter fest an sich. »Ich bin so glücklich, dass du hier bist. Und ich habe große Angst davor, was kommen wird.«

      Miranda war mit Ian im Wohnzimmer. Aus dem Augenwinkel sah Lyra, wie ihre Tante gerade eine Flasche Whiskey öffnete und den Inhalt in vier Gläser goss. »Wenn ihr mit Heulen fertig seid, lasst uns endlich was Anständiges trinken. Vom süßen Glühwein habe ich schon Sodbrennen.«

      Lyras Mutter wischte sich die Tränen weg und lächelte. »Miranda war schon immer die Sensiblere von uns, sie kann es nur nicht so zeigen.« Miriam strich ihrer Tochter eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Dein Zimmer ist immer noch dein Zimmer, Schatz. Es hat sich viel verändert, aber etwas musste auch bleiben. Ein paar Hexen haben in der Zwischenzeit dort übernachtet, aber jetzt ist das Bett frisch bezogen und alles hoffentlich so, wie du es in Erinnerung hast.«

      Dankbar löste sich Lyra aus der Umarmung ihrer Mutter, griff nach der Reisetasche im Flur und stieg die Treppe hinauf. Als sie die Tür zu ihrem Kinderzimmer öffnete, strömten Erinnerungen auf sie ein. Tatsächlich wirkte alles so, wie sie es vor fünf Monaten verlassen hatte. Damals, in dieser vermaledeiten Nacht ihres Abschlussballs, als sie die Turnhalle ihrer Schule in Brand gesteckt hatte, als sie mit Ian nach Irland geflohen war.

      Behutsam tippte Lyra an einen der Schmetterlinge ihres Mobiles, das noch immer über ihrem Bett hing. Da war der Standspiegel, in dem sie zum ersten Mal ihre körperlichen Veränderungen wahrgenommen hatte. Sie erinnerte sich an jenen Morgen, als ihrer Mutter die halb volle Kaffeetasse aus der Hand fiel, weil Lyra über Nacht eine andere geworden war. Wehmütig dachte sie an die Schmerzen, als sich ihr Körper binnen kürzester Zeit streckte und athletisch wurde, wie ihr Haar auf magische Weise gewachsen war und die Pickel verschwanden. Es war die Zeit ihrer Pubertät, wenngleich um ein Vielfaches stärker als bei normalen Mädchen. Es gab Zeiten, in denen hatte Lyra diese Normalität verabscheut, heute sehnte sie sich danach.

      Ihr Blick fiel auf den Laptop, der immer noch auf ihrem Schreibtisch stand, und Lyras Gedanken schweiften zu jenem Tag, als sie im Internet nach Antworten gesucht und geglaubt hatte, ihr Vater hätte ihre Gene manipuliert. Heute wusste sie, dass Malthe nicht ihr Vater war und sich ihr Körper keineswegs mithilfe der Wissenschaft in den einer Katze verwandeln konnte. Dass es Rotkäppchen wirklich gab, würde wohl auch in keinem virtuellen Märchenforum oder auf irgendeiner Horror-Fanpage zu finden sein, genauso wenig, dass mit dem Blut eines Werwolfes blutrünstige Vampire erschaffen werden konnten.

      Ja, es hatte sich vieles verändert – vor allem Lyras Vorstellung von Realität. Sie stellte ihre Tasche vor das Bett und schaute wieder auf die aus Papier gefalteten Schmetterlinge. An jenem Tag, als sie das Grimoire auf dem Dachboden gefunden hatte, waren auch die Erinnerungen zurückgekommen. Heute war Lyra klar, warum ihre Mutter damals mit ihr geschimpft hatte und weshalb dieses Mobile über ihrem Bett hing. Die Schmetterlinge sollten sie beruhigen, ihre magischen Kräfte besänftigen. Wahrscheinlich hatte sie schon als Kleinkind die Hexe in sich gespürt und instinktiv ihre magischen Fähigkeiten getestet. Und ihre Mutter hatte Lyra lediglich davor bewahren wollen, wenn Menschen wie Regina reagierten, sollten sie mit etwas konfrontiert werden, das sie nicht verstanden. Als die Verwandlung begann, hatte Miriam ihr das Diazepam verabreicht, um Schlimmeres zu verhindern. Doch letztlich war Lyra trotz all der Vorsichtsmaßnahmen von ihrer Großmutter weggesperrt worden.

      Und Ian hat mich befreit, ging es Lyra durch den Kopf. Kaum hatte sie diesen Gedanken zugelassen, spürte sie das vertraute Kribbeln.

      »Geht es dir gut?«

      Ian stand im Türrahmen, die Hände lässig in den Taschen seiner Jeans vergraben. Er war so schön und so verdammt nah.

      »Das sollte ich dich fragen«, erwiderte Lyra, bückte sich und kramte nervös in ihrer Reisetasche, obwohl sie eigentlich gar nichts suchte.

      »Darf ich reinkommen?«

      Sie nickte und griff nach dem Grimoire. Hitze stieg in ihr auf, als sich Ian neben sie aufs Bett setzte. Lyra warf das Hexenbuch zurück in die Tasche und schaute auf. Sie musste das jetzt hinter sich bringen. Entweder er würde ihr jetzt gestehen, dass er


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