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Junger Herr ganz groß. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Junger Herr ganz groß - Ханс Фаллада


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Hotel. Ich habe hier eine Verabredung – in diesem Hotel!

      Nie habe ich eine süßere Stimme gehört – ach was, süß. Süß ist kein Wort dafür. Sie war voll und weich, und sie drang bis in mein Herz. Ich hatte dies noch nie erlebt, und heute bin ich zu alt, um so etwas noch zu erleben – dies erlebt man nur einmal im Leben! Ich hatte ihr Gesicht noch nicht gesehen, aber schon nach dem Klang der Stimme sah ich es: den kleinen beweglichen, jetzt etwas hilflosen Mund, die feine Nase, das schmale Oval. Ich zitterte am ganzen Leibe, mir wurde heiß und kalt. Plötzlich begriff ich, daß die Welt, daß das Leben ganz, ganz anders waren, als ich bisher gedacht hatte. Papa und Mama waren so fern, und wo war Bessy oder Madeleine? Nur ich und diese Unbekannte, die mich noch nicht gesehen hatte!

      Herr Ericke sagte mit der aufreizend stupiden Geduld jener Leute, die immer wieder das gleiche wiederholen müssen: »Ich bedaure außerordentlich, aber es ist wirklich unmöglich.«

      Die Unbekannte sagte – und ich hätte Herrn Ericke zerfleischen mögen, daß er so unerbittlich blieb: »Aber es muß ein Zimmer hier für mich frei sein, es muß eins für mich bestellt sein.«

      Herrn Erickes Miene spannte sich, er fragte: »Von wem bitte bestellt?«

      Die Unbekannte zögerte – ich verging vor Spannung, ob sie den Namen nennen würde. Aber nach kurzem Besinnen sagte sie: »Von einem gewissen Rechtsanwalt Gumpel.«

      Herr Ericke richtete sich straff auf. »Herr Geheimrat Gumpel hat hier kein Zimmer bestellt – nicht wahr, Puttfarken?«

      Puttfarken grunzte: »Keine Idee!« und starrte wieder mit Kulleraugen.

      Jetzt war mein Augenblick gekommen. Ich sagte: »Gestatten Sie einen Augenblick, gnädige Frau – mein Name ist Strammin, Lutz von Strammin. Oder vielmehr Ludwig ...« Ich verwirrte mich unter ihrem Blick. Sie sah genauso aus, wie ich es mir gedacht hatte, aber ich hatte ihre Augen vergessen, große, schöne, graue, ein wenig traurige Augen, in deren Tiefe es von Goldflittern blitzte. Ich raffte mich zusammen und sagte mit wachsender Begeisterung: »Ich kann alles erklären. Ich habe Herrn Geheimrat Gumpel soeben ins Bett gebracht. Er ist erkrankt. Über seine Erkrankung wird er die Zimmerbestellung vergessen haben –«

      Plötzlich war ich leergelaufen, ich wußte nicht mehr weiter. Unbeholfen setzte ich hinzu: »Damit ist alles geklärt, nicht wahr?«

      Und schwieg wieder. Alle drei sahen mich an. Jetzt hatte Puttfarken seine Kulleraugen auf mich gerichtet, seine Unterlippe stand ganz verblüfft vor. Herr Ericke betrachtete mich mit gerunzelter Stirn wie ein Vater, dessen Sohn eine unglaubliche Dummheit gemacht hat. Sie aber sah mich mit einem halben Lächeln an, ach, nur mit der Spur eines Lächelns! Und doch fühlte ich sofort, sie lachte mich nicht aus, sie mochte mich schon gern, so verdreckt und angesengt ich auch war. Wir würden die besten Freunde werden.

      In die Stille hinein sagte Herr Ericke fast schneidend: »Diese Erklärung ändert aber nichts daran, daß jetzt in diesem Hotel kein Zimmer für die gnädige Frau frei ist.«

      Die Betonung von »in diesem Hotel« brachte mein Blut zum Kochen. Dieser Dame gegenüber, dieser vollkommenen Dame gegenüber meinte Herr Ericke wohl die Reinheit seines Hauses verteidigen zu müssen? Ich hatte auch Geschwätz gehört – aber wenn ein alter Geheimrat bereit war, sich wunde Füße und einen Rausschmiß für diese Dame zu holen, wohlgemerkt, ohne sie gesehen zu haben, so war ich, der ich sie gesehen hatte, noch zu ganz anderen Dingen bereit.

      »Sie irren sich, Herr Ericke«, antwortete ich mindestens ebenso schneidend. »Mein Zimmer ist bestellt und in diesem Hotel noch frei. Gnädige Frau, wenn ich Ihnen mein Zimmer anbieten darf?«

      Sie machte eine kleine, zögernde, hilflose Gebärde – ich hätte ihr die Hände küssen mögen!

      »Kein Wort weiter, gnädige Frau!« rief ich. »Dies war eine Selbstverständlichkeit!« Ich sah Herrn Ericke durchbohrend an. Er sah so verzweifelt aus, daß ich sofort wußte, er hatte diese Dame in seinem Hotel wirklich nicht aufnehmen wollen! Nun, jetzt hatte er sie darin, und ich würde dafür sorgen, daß sie darin blieb – gegen alle Erickes der Welt! »Mein altes Zimmer, Herr Ericke?« fragte ich noch schärfer. »Die Elf! Puttfarken, sehen Sie nicht, dort hängt der Schlüssel, und hier steht der Koffer – die gnädige Frau wünscht auf ihr Zimmer zu gehen!«

      Das brachte Leben in den fetten Burschen! Er wagte gar nicht, seinen Chef anzusehen, griff sich Schlüssel und Koffer und ging zur Treppe voraus. Die schöne Unbekannte streckte mir die Hand hin: »Ich danke Ihnen, mein Herr«, sagte sie. Einen Augenblick lag ihre Hand, in einem hellen Handschuh aus Glacéleder, in meiner Pranke. Sie zögerte, lächelte wieder ein wenig. »Herr von Strammin, nicht wahr?« fragte sie.

      »Lutz von Strammin, gnädige Frau«, sagte ich. »Und wenn gnädige Frau irgendwelche Schwierigkeiten haben oder meine Hilfe brauchen sollten, so stehe ich gerne jederzeit zur Verfügung, ich wohne doch in diesem Hotel!«

      Dabei sah ich verachtungsvoll zu Herrn Ericke hinüber. Er erwiderte meinen Blick geradezu trostlos. Die Dame hatte mir noch einmal zugenickt und ging nun auf die Treppe zu. Ich sah ihr nach und schaute dann wieder Herrn Ericke an – weiß Gott, ich war heute schon zweimal Gockel genannt worden, es gelüstete mich wahrhaftig nach einem scharfen Kampf mit meinem guten, alten Ericke! Herr Ericke hob die Achseln und ließ sie wieder sinken, mit einer Gebärde völliger Verzweiflung. »Lutz«, flüsterte er – die Dame betrat eben die äußerste Stufe der Treppe –, »Lutz, Sie haben da mich und sich in des Teufels Küche gebracht. Das wird ein Geschwätz geben!« Er starrte mich an, und plötzlich, ich sah es ihm an, kam ihm ein neuer Gedanke an einen Ausweg. »Einen Augenblick, bitte, gnädige Frau!« rief er. »Ich habe noch die Eintragung ins Fremdenbuch vergessen ...« Dabei öffnete er den schweren, ledergebundenen Band und legte ihn aufgeschlagen auf den Empfangstisch. Die fremde Frau war erst einige Stufen der Treppe emporgestiegen; jetzt hielt sie inne und wandte sich zu uns zurück. Das Hallenlicht warf einen hellen Schein auf ihr süßes Gesicht ... Einen Augenblick dachte ich daran, was Gregor von diesem glatten Gesicht gesagt hatte. »Sie ist die geborene Lügnerin«, hatte er auch gesagt. Aber ich hatte Gregor immer gehaßt, und jetzt haßte ich ihn mehr, als ich je einen Menschen hassen würde.

      »Bemühen Sie sich nicht, gnädige Frau!« rief ich, griff zur Feder und schmierte über die ganze Spalte: »Frau von Lassenthin.« Einen Augenblick überlegte ich, aber die Versuchung war zu groß: »Der Vorname bitte, Frau von Lassenthin?«

      »Catriona«, flüsterte sie.

      »Wie –?«

      »Catriona mit einem C am Anfang ...«

      »Tausend Dank! Catriona, ganz ausgezeichnet, Catriona!« Und ich schrieb weiter: »Aus München.« Dauer des Aufenthalts: »Länger.«

      Es waren dies noch jene Zeiten eine ganze Weile vor dem ersten Weltkrieg, da eine solche Eintragung ins Fremdenbuch mehr eine gesellschaftliche als eine polizeiliche Angelegenheit war. »Ich danke Ihnen vielmals, gnädige Frau! Auch dies wäre nun erledigt.«

      Sie verschwand über die Treppe, und ich konnte mich wieder Herrn Ericke zuwenden. »Würden Sie mir jetzt auch ein Zimmer geben, Herr Ericke?« fragte ich kühl. »Ich sehe, die zwölf ist noch frei. Ich bin dort der Dame am nächsten, falls ich gebraucht werde. Und schicken Sie sofort den Stallburschen mit den Satteltaschen zu mir, ich möchte mich jetzt ein wenig frisch machen.«

      »Sie haben diese – Dame unter dem Namen Lassenthin eingetragen«, murmelte Herr Ericke verzweifelt. »Lutz, das bricht uns den Hals! Wenn diese Seite in meinem Gästebuch bleibt, bricht sie uns den Hals, mir bestimmt, Ihnen vielleicht. Und wenn ich sie ausschneide – nein«, sagte er mit einem energischen Kopfschütteln, »es ist noch nie eine Seite aus dem Gästebuch des ›Halben Mondes‹ ausgeschnitten worden.«

      »Sehen Sie, Herr Ericke«, sagte ich, »jetzt besinnen Sie sich wieder auf sich und den Ruf Ihres Hauses. Die Dame ist nun Ihr Gast. Aber«, setzte ich rasch hinzu, »ich weigere mich, jetzt weiter mit Ihnen über diesen Fall zu reden. Ich bürge Ihnen für diese Dame, und wenn Herr Geheimrat Gumpel nicht krank geworden wäre, würde er in dieser Minute meine Bürgschaft unterstützen.«

      Damit


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