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Verdammte Konkurrenz. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Verdammte Konkurrenz - Edgar Wallace


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deshalb zu Mr. Julius gehen, um sein Diktat aufzunehmen.

      Vom ersten Augenblick an hatte sie einen instinktiven Widerwillen gegen diesen Menschen gefühlt. Besonders mißfiel ihr sein aalglattes Wesen. Er stand in den Dreißigern, sah aber noch jugendlich aus, ging stets elegant gekleidet und parfümierte sich. Barbara haßte Männer, die Parfüm gebrauchten und Diamantringe trugen, aber es war zwischen ihr und Mr. Julius Colesberg bisher noch nicht zu einem offenen Zusammenstoß gekommen.

      »Guten Morgen.«

      »Guten Morgen, Miß Storr«, sagte er nachlässig, als sie eintrat. Er saß an seinem luxuriösen Empireschreibtisch und sah mit müdem Ausdruck zu ihr auf. »Ist der Alte schon im Geschäft?«

      »Mr. Maber ist noch nicht da.«

      Er fuhr mit einem kostbaren Spitzentaschentuch nachdenklich über die Lippen.

      »Die entscheidende Konferenz findet heute vormittag statt. Die Firma Atterman macht uns ein sehr – sehr günstiges Angebot. Mr. Maber wird alt – es wäre eine Torheit von ihm, wenn er nicht darauf einginge.«

      Julius hatte kurze Zeit vorher in Mr. Attermans Villa in Regent's Park gefrühstückt und verschiedene Vereinbarungen mit ihm getroffen. Zwar hatte Mr. Colesberg nur ein fünfundzwanzigstel Anteil an der Firma und mit der Geschäftsleitung direkt nichts zu tun, aber Mr. Atterman hatte ihm einen größeren Anteil und einen Sitz in der Direktion versprochen, falls der Verkauf zu seinen Bedingungen zustande käme.

      Barbara schlug ihren Stenogrammblock auf und zückte den Bleistift, um Mr. Julius an den Zweck ihres Kommens zu erinnern.

      »Also, hören Sie, mein liebes Kind.« Der väterliche Ton, in dem er sprach, machte sie ganz krank. »Sie nehmen heute auch an der Konferenz teil, und Sie erweisen sich und allen anderen einen guten Dienst, wenn Sie Ihren zweifellos großen Einfluß auf Mr. Maber in der richtigen Weise geltend machen.«

      »Wozu soll ich ihn denn beeinflussen?«

      »Er muß das Geschäft verkaufen. Die Firma kommt immer mehr und mehr herunter. Wir brauchen einen viel tätigeren Chef. Vor allem muß ordentlich Reklame gemacht werden. In den Zeitungen müssen große Annoncen erscheinen – aber ein so altmodischer Mann wie Mr. Maber versteht das eben nicht!«

      Sie kräuselte verächtlich die Lippen.

      »Und dabei haben Sie dem Chef immer erklärt, daß eine Firma wie Maber & Maber unmöglich vulgäre Reklamemethoden anwenden könnte!«

      »Unter den damaligen Umständen hatte ich auch vollkommen recht«, erwiderte er hastig. »Maber konnte das nicht tun, wohl aber Atterman. Begreifen Sie denn den Unterschied nicht, meine liebe Kleine?«

      »Ich bin nicht Ihre liebe Kleine. Aber sagen Sie mir eins: Wenn Atterman die Firma übernimmt, engagiert er wohl eine Damenkapelle, die hier im Kaufhaus konzertieren soll?«

      Das war eine anscheinend harmlose Bemerkung, aber sie hatte eine ganz bedenkliche Spitze gegen Mr. Atterman, und zwar wegen der Affäre mit der schönen, blonden Solotrompeterin.

      Mr. Julius war sehr ärgerlich, daß Barbara Mr. Atterman durch eine solche Anspielung anzugreifen wagte.

      »Die Geschworenen haben Mr. Atterman freigesprochen, und das Mädchen hätte sich überhaupt schämen sollen, einen so großen Geschäftsmann wegen Bruchs des Heiratsversprechens zu verklagen!«

      »Aber Maudie hat ihn doch so geliebt«, entgegnete sie heftig. »Sie wohnt in meiner Nähe – ich gehe oft mit ihr zusammen nach Hause. Die Geschichte hat sie derartig mitgenommen, daß sie nur noch Choräle spielen kann!«

      »Ich finde es etwas eigenartig, daß sie überhaupt Trompete spielt. Das ist kein Instrument für eine anständige junge Dame.«

      »Sie wird noch Harfe spielen und Klagelieder dazu singen, wenn nicht bald etwas geschieht«, prophezeite Barbara düster. »Aber wollten Sie mir nicht Briefe diktieren?«

      Als sie zwei Stenogramme aufgenommen hatte und auf ein neues Diktat wartete, legte er plötzlich wie geistesabwesend seine lange, knochige Hand auf die ihre.

      Barbara erhob sich langsam.

      »Ist das alles, Mr. Colesberg?«

      »Das ist alles.«

      Er ging zur Tür, und als er zur Seite trat, um ihr Platz zu machen, murmelte er etwas von »zum Diner einladen und ins Theater gehen«.

      »Ach, eine Einladung von Mrs. Colesberg?« fragte sie interessiert.

      »Ich bin nicht verheiratet«, erwiderte Julius ein wenig verlegen. »Eine Ehe könnte ich nicht ertragen. Sie verstehen doch ... immer an dieselbe Frau gebunden ... einfach schrecklich! Also, ich erwarte Sie heute Abend an der Ecke von Haymarket. Sagen wir um acht – ich liebe die Hetze beim Ankleiden nicht. Und tragen Sie ein gediegenes, einfaches Kleid. Am besten sieht eine junge Dame immer in Schwarz aus. In einem farbigen Kleid fällt sie auf und kompromittiert ihren Begleiter ...«

      »An welchem Ende von Haymarket?«

      »An der Ecke der Jermyn Street. Sie werden mich doch hoffentlich erkennen?«

      »Vielleicht könnte ich Sie mit einem Regenwurm verwechseln«, entgegnete sie verbindlich. »Ich mache Ihnen deshalb den Vorschlag, sich Ihren Namen in elektrischen Leuchtbuchstaben um Ihren Zylinder montieren zu lassen. Oder noch besser, kommen Sie mit einer großen Fahne – blau ist meine Lieblingsfarbe. Oder Sie könnten einen rosa Golfanzug tragen. Ich wäre untröstlich, wenn ich Sie verfehlte.«

      Colesberg wurde dunkelrot vor Wut.

      »Unerhört, sich mir gegenüber eine derartige Sprache zu erlauben«, brauste er auf. »Sie – Sie – aber warten Sie nur, ich werde schon dafür sorgen, daß Sie noch heute fliegen! Ich habe dieses gnädige Benehmen und dieses Getue satt! Tut immer, als ob sie eine Herzogin wäre! Das ist doch die Höhe! Ich werde mit Mr. Maber sprechen, sobald er kommt ...«

      »Ich werde Sie telefonisch von seinem Eintreffen benachrichtigen«, sagte sie mit vollendeter Höflichkeit.

      Kaum war sie in ihrem Zimmer angekommen, als Mr. Maber schon nach ihr klingelte. Schnell griff sie wieder zu Stenogrammblock und Bleistift und ging in sein Büro.

      Wer Mr. Maber in seiner vollen, stattlichen Breite und Größe sah, konnte kaum glauben, daß dieser Mann einmal in seiner Jugend dem Cambridger Achter mit zum Siege über Oxford verholfen hatte.

      Er selbst hielt sich für altmodisch, aber in Wirklichkeit war er nur bequem und schrak deshalb vor modernen Geschäftsmethoden zurück. Als Privatmann beschäftigte er sich gern mit Kirchenmusik, saß im Kirchenvorstand von Ilchester und nahm es mit seinen Pflichten durchaus ernst.

      Sein Leben war wie ein offenes Buch, und er hatte nichts zu verheimlichen. Das erklärte er manchmal halb stolz, manchmal auch mit leiser Wehmut. Ein paar Seiten mußte man allerdings rasch überblättern, wenn man nicht doch eine Schattenseite entdecken wollte. Einmal hatte er nämlich am Abend des berühmten Bootsrennens den Rudermannschaften ein Essen gegeben. Es war an dem Sonnabend, bevor Markus Elbury, sein alter Schulfreund, nach den Vereinigten Staaten reiste. Nach dem Essen waren die beiden noch ins Empire-Theater gegangen, das damals noch ein Variété war. Um neun Uhr fünfundvierzig waren sie in heiterster Stimmung, laut und fröhlich singend, in das Lokal hineinmarschiert, aber um neun Uhr fünfzig kamen sie schon wieder heraus, und zwar unter Bedeckung von vier Logenschließern, drei Polizisten und einem Garderobier. Auch eine Frau spielte eine Rolle dabei, aber was dann folgte, wollen wir lieber mit dem Mantel der christlichen Nächstenliebe zudecken.

      Mr. Maber war in jenen Tagen ein vermögender junger Mann gewesen, und es war ihm nicht schwer gefallen, zehn Pfund Strafe zu zahlen, weil er die Uniform der Polizisten etwas zerrissen und ihnen auch sonst übel mitgespielt hatte. Aber er dachte nur mit größtem Unbehagen an die andere Seite der Geschichte.

      Und nun war Markus von Amerika zurückgekommen, und Mr. Maber hatte wieder einmal die Cambridger Rudermannschaft eingeladen. Er war gespannt, ob der Wein von 1911 heute Abend gut schmecken würde.

      Auf


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