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Verdammte Konkurrenz. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Verdammte Konkurrenz - Edgar Wallace


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dieses vulgären Atterman genügte schon, um ihn krank und elend zu machen. Im Innersten hatte er allerdings doch den geheimen Wunsch, mit der Zeit zu gehen, und die Firma Maber & Maber, die seit fünf Generationen bestand, auf der Höhe zu halten. Er seufzte. Obwohl er ein reicher Mann war, konnte er es doch nicht über sich gewinnen, seine guten Papiere an der Börse zu verkaufen und das Kapital in die Firma zu stecken.

      In düsterer Stimmung betrat er sein Büro, hing Hut und Schirm auf und ließ sich von Barbara aus dem Mantel helfen. Dabei schüttelte er traurig den Kopf.

      »Lange sind wir nun nicht mehr hier, Barbara«, sagte er melancholisch. »Dann geht's wieder zurück nach Ilchester. Ist ja auch wirklich ein nettes, altes Städtchen, nicht wahr?«

      Sein Gesichtsausdruck verriet allerdings, daß ihn der Gedanke an diese Rückkehr wenig zu beglücken schien.

      »Du bleibst natürlich auch nicht hier, wenn das Geschäft verkauft wird. Ich werde dir dann dort eine andere Stellung verschaffen.«

      »Lieber tot, als nach Ilchester zurück!« erklärte sie ruhig.

      Er sah sie bestürzt an.

      »Aber liebes Kind, Ilchester ist eine große, alte Stadt«, sagte er leise, »eine große, alte Stadt. Denke doch nur an das herrliche Glockenspiel vom Dom.«

      »Ja, und an die entsetzlichen Moskitos hinten in der Pferdeschwemme, und an die vielen alten Klatschbasen, die nichts anderes zu tun haben als andere Leute durch die Zähne zu ziehen und sich zu erkundigen, warum sie manchmal eilig heiraten müssen...«

      »Aber Barbara!« erwiderte er vorwurfsvoll.

      Sie faßte sich und reichte ihm die Post.

      »Wann ist die Konferenz angesetzt?« fragte er.

      »In zwanzig Minuten.«

      Er biß sich auf die Unterlippe.

      »Ich halte es für richtig, Mr. Lark zu der Besprechung zuzuziehen. Er kennt das Geschäft genau, denn er ist darin groß geworden. Und natürlich müssen wir auch Mr. Colesberg bitten. Atterman bringt seinen Direktor mit.«

      »Diesen Monkey?«

      »Minkey.«

      »Mr. Maber, warum wollen Sie denn eigentlich die Firma verkaufen?« fragte sie ihn geradeheraus. »Ich bin davon überzeugt, daß man viel Geld mit diesem Geschäft verdienen könnte, wenn die Sache nur richtig angepackt würde. Was können denn Leute wie Mr. Lark dem Hause nützen? Er soll ja seinen Lebensunterhalt nicht verlieren, aber ich würde ihm an Ihrer Stelle eine Gehaltserhöhung von zehn Prozent geben unter der Bedingung, daß er sich nicht wieder hier blicken läßt! Der Mann ist als Einkäufer einfach unmöglich! Den halte ich nicht für fähig, auch nur eine Mausefalle einzukaufen, geschweige denn etwas anderes!«

      »Wir verkaufen keine Mausefallen«, entgegnete Mr. Maber verstimmt.

      »Warum verkaufen Sie denn nicht, was verlangt wird, wenn die Leute die Artikel nicht kaufen, die Sie führen?« Ihre lebhaften Augen blitzten ihn unternehmungslustig an. »Ich würde Mr. Lark durch irgendeinen fähigen Menschen ersetzen, der das Geschäft wieder einmal richtig in Schwung bringt, der ordentlich Reklame macht! Das zahlt sich auf alle Fälle ...«

      Sie machte eine Pause, weil sie Atem holen mußte.

      Mr. Maber betrachtete sie halb bewundernd, halb mitleidig.

      »Ich bin zu alt, um mich noch einmal auf moderne Methoden umzustellen«, meinte er traurig, aber eine Sekunde später leuchteten seine Augen wieder auf. »Ach, läute doch einmal das Trocadero an und sage den Leuten, es soll Knallbonbons und andere Scherzartikel zum Nachtisch geben. Heute wollen wir lustig sein ... und dann, damit die jungen Leute sich nach dem harten Training einmal gründlich erholen können, soll nur Sekt getrunken werden, den ganzen Abend hindurch ...«

      Er dachte an seinen Freund Markus, der aus Amerika zurückgekommen war, und lächelte vergnügt. Vor dreißig Jahren schon hatten sie sich gestritten, wer von ihnen damals zuerst auf der Straße lag, und der Streitfall war bis zum heutigen Tage noch nicht endgültig geklärt, obgleich sie einen lebhaften Briefwechsel darüber geführt hatten.

      »Bitte, sieh doch einmal nach«, wandte er sich wieder an Barbara, »ob die Leute schon im Konferenzzimmer sind. Mr. Atterman muß einen schönen, weichen Sessel bekommen, hörst du?«

      Die letzten Worte sagte er in so elegischem Ton, wie ein zum Tode Verurteilter sich erkundigen würde, ob der Henker gut geschlafen habe.

      Mr. Atterman war eine etwas hagere Erscheinung und ging leicht nach vornüber gebeugt. Er war gut gekleidet und trug eine Hornbrille. Sein höchster Stolz bestand darin, für einen Amerikaner gehalten zu werden. Innerlich und äußerlich war er das Gegenteil von Mr. Maber.

      »Ich freue mich außerordentlich, Sie wiederzusehen, Mr. Maber«, sagte er verbindlich. »Darf ich Ihnen meinen Direktor, Mr. Hercules Minkey, vorstellen?«

      Der Name Hercules paßte ganz und gar nicht zu dem schmächtigen Herrn mit den runden Schultern und dem gewöhnlichen Gesicht. Er hatte eine kurze, breite Nase, und seine kleinen, dunklen Augen lagen tief in den Höhlen. Aber auf jeden Fall war dies ein Mann nach dem Herzen Mr. Attermans, lebendig wie Quecksilber, dabei großzügig und geschäftstüchtig.

      »Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Miß Storr. Wirklich, ich beneide Sie um Ihre Privatsekretärin, Mr. Maber. Ich möchte direkt die Bedingung stellen, daß die junge Dame in der Firma bleibt, wenn ich Ihr Geschäft übernehme. Hoffentlich gelingt es mir, sie dazu zu überreden.«

      Auch Mr. Julius war bereits zugegen und kaute nachlässig an seinem Bleistift. Gleich darauf erschien Mr. Lark, der sich sehr wichtig vorkam. Er lächelte Mr. Atterman an, verneigte sich korrekt vor Mr. Maber, nickte Mr. Minkey vertraulich zu und warf Mr. Julius einen respektvollen Blick zu. Nur von Barbara nahm er nicht die geringste Notiz.

      »Nun wären wir ja alle versammelt«, sagte Mr. Atterman. »Ich möchte also meinen Vorschlag in aller Kürze wiederholen. Nein, schreiben Sie noch nicht mit, Miß Storr, ich werde Sie aufmerksam machen, wenn die eigentlichen Verhandlungen beginnen.«

      Er sprach sachlich und geschäftsmäßig. Als er die Kaufsumme nannte, begann Barbara zu protokollieren. Aber schon im nächsten Augenblick legte sie den Bleistift wieder hin und sah Mr. Maber entsetzt an. Er saß aber ruhig mit gefalteten Händen und gerunzelter Stirne da und rührte sich nicht.

      »Hunderttausend Pfund!« rief sie erregt. »Diese Summe sind ja allein schon das Grundstück und das Gebäude wert!«

      Mr. Atterman sah scharf zu ihr hinüber. In diesem Moment war er höchst unzufrieden mit ihr und dachte nicht mehr daran, sie zu übernehmen.

      Mr. Julius machte ein düsteres Gesicht, und Mr. Lark zeigte seine ungeheure Entrüstung durch eine entsprechende Haltung.

      »Gestatten Sie, Miß Storr, daß ich erst einmal zu Ende spreche«, erwiderte Mr. Atterman schließlich nach der kleinen, peinlichen Pause.

      Dann sprach er weiter. Mr. Maber hörte ihm mit geschlossenen Augen zu, und Mr. Lark folgte seinem Beispiel. Wahrscheinlich war das die letzte loyale Handlung seinem alten Chef gegenüber.

      »Das Angebot ist allerdings sehr niedrig – wirklich äußerst bescheiden«, meinte Mr. Maber leise, als Atterman seine Rede beendet hatte.

      Mr. Atterman holte tief Atem, neigte den Kopf auf eine Seite, schaute auf die Tischplatte vor sich hin und legte die Stirne in Falten. Durch diese Mienen und Gebärden wollte er ausdrücken, daß es ihm sehr leid täte.

      »Persönlich dachte ich an eine Summe von –« begann Mr. Maber und sah zu Barbara hinüber.

      »Einer halben Million«, warf sie sofort dazwischen.

      »Aber Mr. Maber – das ist denn doch ein zu starkes Stück«, sagte Mr. Julius heftig und warf den Bleistift wild auf den Tisch.

      Mr. Lark drehte die Augen himmelwärts. Er hätte im Moment kein Wort finden können, das seine Empörung richtig wiedergegeben hätte,


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