Эротические рассказы

Gesammelte Erzählungen von Anatole France. Anatole FranceЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Erzählungen von Anatole France - Anatole France


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aber weit anspruchsvoller war. Die Zeit zum Beschneiden der Taxusbäume nahte heran. Sie dachte, wenn Frau Eloi Bergeret, die doch nur arm sei, Putois nicht viel zahle, so würde sie, die reiche Frau Cornouiller, ihm noch weniger geben, weil es einmal so üblich ist, daß die Reichen weniger bezahlen als die Armen. Und sie sah schon im Geiste ihre Taxusbäume gefällig zugestutzt zu dichten Wänden, Kugeln und Pyramiden, ohne daß sie große Ausgaben davon gehabt hätte. Ich werde schon ein Auge auf ihn haben, sagte sie sich, und sehen, daß Putois die Zeit nicht vergeudet und mich nicht bestiehlt. Sie beschloß daher, einen Versuch mit ihm zu machen und sagte zu unserer Mutter: ›Meine Liebe, schicken Sie doch Putois einmal zu mir, er könnte auf Monplaisir arbeiten.‹

      »Meine Mutter versprach es, und sie hätte gern ihr Wort gehalten, wenn es möglich gewesen wäre.«

      Frau Cornouiller erwartete Putois in Monplaisir, aber vergebens. Da sie sehr beharrlich in ihren Absichten war und auf ihren Vorsätzen zu bestehen pflegte, beklagte sie sich beim nächsten Wiedersehn bei meiner Mutter, daß sie nichts von Putois gehört habe.

      ›Haben Sie ihm denn nicht gesagt, daß ich ihn erwarte, meine Liebe,‹ fragte sie meine Mutter.

      ›Allerdings, aber er ist ein wunderlicher Mensch.‹

      ›O, ich kenne diese Sorte. Ihren Putois kenne ich durch und durch. Aber es gibt keinen Arbeiter, der so verrückt wäre, daß er sich weigerte, in Monplaisir zu arbeiten. Mein Haus ist zu bekannt, denke ich. Putois wird sich mir schon zur Verfügung stellen, und zwar bereitwillig, meine Beste. Sagen Sie mir nur, wo er wohnt, ich werde selbst zu ihm gehen.‹

      »Meine Mutter erwiderte, sie wisse nicht, wo Putois wohne, er habe weder Haus noch Herd.

      ›Ich habe ihn nicht wiedergesehen, Frau Cornouiller,‹ sagte sie, ›ich glaube, er hält sich verborgen.‹

      »Was hätte sie auch wohl sonst sagen können?

      »Frau Cornouiller hörte das freilich nicht ohne Mißtrauen an. Sie glaubte, daß meine Mutter ihn ganz mit Beschlag belegt habe und ihn allen Nachforschungen entzöge, weil sie fürchtete, ihn sonst zu verlieren, oder daß er durch andere anspruchsvoller werden könne. Sie hielt sie wirklich für so eigennützig. Viele allgemein anerkannte Urteile, die die Geschichte sanktioniert hat, sind ebenso begründet wie dieses.«

      »Das ist freilich wahr,« meinte Pauline.

      »Was ist wahr?« fragte Zoë.

      »Daß die Urteile der Geschichte oft falsch sind. Ich erinnere mich, Papa, daß du eines Tages sagtest: ›Frau Roland war sehr naiv, an die Unparteilichkeit der Nachwelt zu appellieren. Sie sah nicht ein, daß, wenn unsere Zeitgenossen bösartige Affen sind, ihre Nachkommenschaft auch wiederum bösartige Affen sein müssen.‹«

      »Pauline,« fragte Fräulein Bergeret mit Strenge, »was hat die Geschichte von Putois mit dem zu tun, was du uns da erzählst?«

      »Sehr viel, liebe Tante.«

      »Daß ich nicht wüßte.«

      Herr Bergeret, der eine Abschweifung nicht ungern sah, antwortete seiner Tochter:

      »Wenn alle Ungerechtigkeiten schließlich schon in dieser Welt wieder gut gemacht würden, so wäre der Gedanke, daß wir in einer anderen Welt entschädigt werden sollen, gar nicht aufgekommen. Wie wollt ihr verlangen, daß die Nachwelt alle Verstorbenen gerecht beurteilt? In dem Dunkel, in das sie sich zurückgezogen haben, kann man sie ja nicht befragen. Von dem Augenblick an, da man gerecht gegen sie sein könnte, vergißt man sie. Aber kann man überhaupt gerecht sein? Was ist denn Gerechtigkeit? Frau Cornouiller sah sich wenigstens endlich genötigt, anzuerkennen, daß meine Mutter sie nicht betrogen hatte und daß Putois nicht aufzufinden sei.

      »Sie gab es indessen nicht auf, ihn zu suchen. Sie fragte bei allen Verwandten, Freunden, Nachbarn, beim Gesinde und den Lieferanten herum, ob sie Putois nicht kennten. In der Tat antworteten nur zwei oder drei, sie hätten niemals von ihm reden hören. Die meisten glaubten, ihn schon einmal gesehen zu haben.«

      ›Den Namen habe ich wohl gehört,‹ sagte die Köchin, ›aber auf das dazugehörige Gesicht kann ich mich nicht besinnen.‹

      ›Putois! Natürlich kenne ich den,‹ sagte der Chausseewärter und kratzte sich hinter den Ohren, ›aber ich wüßte Ihnen jetzt nicht zu sagen, was er ist.‹

      »Den genauesten Bescheid gab Herr Blaise; der Steuerkassierer, er erklärte, er habe Putois im Kometenjahre vom 19.-24. Oktober in seinem Hofe Holz spalten lassen. »Eines Morgens kam Frau Cornouiller ganz außer Atem in das Schreibzimmer meines Vaters gestürzt und rief:

      ›Soeben habe ich Putois gesehen!‹

      ›Ach!‹

      ›Ja, ganz bestimmt, ich habe ihn gesehen.‹

      ›Glauben Sie wirklich?‹

      ›Ich bin meiner Sache ganz sicher. Er strich an Herrn Teuchants Mauer entlang. Dann wandte er sich nach der Rue des Abesses. Er ging so schnell, daß ich ihn aus den Augen verlor.‹

      ›War er es denn wirklich?‹

      ›Ohne allen Zweifel! Ein Mann in den fünfziger Jahren, mager, gebückt. Er sah aus wie ein Vagabund und trug eine schmutzige Bluse.‹

      ›Die Beschreibung könnte freilich auf Putois passen,‹ meinte mein Vater.

      ›Sehen Sie wohl!‹ fuhr Frau Cornouiller fort. ›Übrigens habe ich ihn angerufen. Ich rief: Putois! und er drehte sich um.‹

      ›Dieses Mittel wenden allerdings auch die Sicherheitspolizisten an, um die Identität von Verbrechern, denen sie nachspüren, festzustellen.‹

      ›Wie ich Ihnen sagte, er war es! … Ich wußte wohl, daß ich Ihren Putois finden würde. Der Mensch hat ein böses Gesicht. Sie und Ihre Frau waren sehr unbedacht, ihn bei sich in Arbeit zu nehmen. Ich verstehe mich auf Physiognomien, und wenn ich ihn auch nur von weitem gesehen habe, so könnte ich doch darauf schwören, daß er ein Dieb, ja vielleicht ein Mörder ist. Seine Ohren haben keine Ränder, das ist ein untrügliches Zeichen.‹

      ›So, Sie haben bemerkt, daß seine Ohren keine Ränder haben?‹

      ›Mir entgeht nichts, mein lieber Herr Bergeret, lassen Sie Putois nicht wieder zu sich ins Haus kommen, wenn Sie nicht wollen, daß Sie mit Frau und Kindern ermordet werden. Noch eins rate ich Ihnen: Lassen Sie all ihre Schlösser ändern.‹

      »Einige Tage darauf geschah es, daß aus Frau Cornouillers Obstgarten drei Melonen gestohlen wurden. Da man den Dieb nicht fand, so hatte sie Putois in Verdacht. Die Gendarmen wurden nach Monplaisir gerufen, und ihre Ermittelungen bestätigten Frau Cornouillers Argwohn. Herumziehende Banden suchten zu jener Zeit die Gärten der Gegend heim. Aber diesmal schien es, als sei der Diebstahl von einer einzigen Person und mit außerordentliche Geschicklichkeit verübt worden. Keine Spur von dem Einbruch war zu bemerken, noch irgendwelche Fußabdrücke auf dem feuchten Erdreich. Nur Putois konnte der Dieb sein. Das war die Meinung des Wachtmeisters, der lange Geschichten über Putois kannte und alle Anstrengungen machte, um des lockeren Vogels habhaft zu werden. Die Zeitung von St. Omer widmete den drei Melonen von Frau Cornouiller einen Artikel und veröffentlichte nach ihr zugegangenen Mitteilungen eine Personalbeschreibung von Putois.

      »Er hat eine niedrige Stirn, so hieß es in der Zeitung, glasige Augen, einen unsteten Blick, Gänsefüße an der Schläfe, hervortretende rote, glänzende Backenknochen. Die Ohren haben keinen Rand. Er ist mager, gebückt, anscheinend schwächlich, aber in Wirklichkeit von ungewöhnlicher Stärke und kann mit Leichtigkeit ein Fünffrankenstück mit Daumen und Zeigefinger zusammenbiegen.

      »Man habe allen Grund, behauptete die Zeitung, ihm eine ganze Reihe von Diebstählen zuzuschreiben, die mit überraschendem Geschick ausgeführt seien.

      »Die ganze Stadt beschäftigte sich mit Putois. Man erfuhr eines Tages, daß er verhaftet und ins Gefängnisregister eingetragen sei. Aber man erkannte bald darauf, daß der Mann, den man für ihn gehalten hatte, ein Almanachverkäufer


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