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Jane Eyre. Eine Autobiografie. Charlotte BronteЧитать онлайн книгу.

Jane Eyre. Eine Autobiografie - Charlotte Bronte


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seiner Persönlichkeit zu machen.

      Als wir das Speisezimmer verließen, schlug sie vor, mir das ganze Haus zu zeigen. Ich folgte ihr treppauf, treppab und verlieh immer wieder meiner Bewunderung Ausdruck, denn alles war geschmackvoll eingerichtet und ordentlich. Die großen Zimmer, die nach vorne lagen, kamen mir besonders prachtvoll vor, während einige der Räume im dritten Stock, obwohl dunkel und niedrig, mich aufgrund ihrer Altertümlichkeit beeindruckten. Das Mobiliar der unteren Gemächer war von Zeit zu Zeit, wenn sich die Mode wieder einmal gewandelt hatte, hierher gebracht worden, und im spärlichen Licht, das durch die schmalen Fenster drang, sah man hundert Jahre alte Bettgestelle, Truhen aus Eichen- oder Walnussholz, die mit ihren seltsamen Schnitzereien von Palmzweigen und Engelsköpfen wie Nachbildungen der Lade der Israeliten aussahen, Reihen von altehrwürdigen schmalen Stühlen mit hohen Lehnen, noch ältere Hocker, auf deren gepolsterten Sitzflächen Spuren halb abgewetzter Stickereien erkennbar waren, von Fingern angefertigt, die schon seit zwei Generationen zu Staub zerfallen in ihrem Sarg lagen. All diese Zeugen längst vergangener Tage ließen das dritte Stockwerk von Thornfield Hall wie eine Heimstätte der Vergangenheit, einen Schrein der Erinnerung anmuten. Bei Tag mochte ich die Stille, die Düsterkeit, die eigentümliche Atmosphäre dieser abgeschiedenen Räume, doch unter keinen Umständen hätte ich eine Nacht in einem jener breiten, schweren Betten verbringen wollen, von denen einige mit Eichenholztüren verschlossen und andere mit alten, handgearbeiteten, mit Stickereien überladenen Vorhängen umgeben waren. Die darauf dargestellten seltsamen Blumen, noch seltsameren Vögel und höchst seltsamen menschlichen Wesen hätten im fahlen Licht des Mondes bestimmt noch viel unheimlicher ausgesehen!

      »Schlafen die Dienstboten in diesen Zimmern?«, fragte ich.

      »Nein. Sie haben eine Reihe kleinerer Zimmer nach hinten hinaus. Hier schläft nie jemand. Fast wäre man versucht zu sagen, wenn es ein Gespenst in Thornfield Hall gäbe, so ginge es bestimmt hier um.«

      »Das glaube ich auch. Es gibt hier also kein Gespenst?«

      »Ich habe zumindest noch nie von einem gehört«, erwiderte Mrs. Fairfax lächelnd.

      »Und auch keine Berichte, dass es einmal eines gegeben hat? Keine Sagen oder Spukgeschichten?«

      »Nicht dass ich wüsste, obwohl es heißt, die Rochesters seien einst eine nicht eben friedfertige, sondern eher gewalttätige Sippe gewesen. Vielleicht ruhen sie aber gerade deshalb heute so friedlich in ihren Gräbern.«

      »Ja, ›sanft schlafen sie nach des Lebens Fieberschauern‹«, murmelte ich. »Wohin gehen Sie, Mrs. Fairfax?«, rief ich, denn sie entfernte sich.

      »Aufs Dach. Wollen Sie mitkommen und sich die Aussicht von dort oben einmal ansehen?« Wieder folgte ich ihr, diesmal über eine sehr schmale Treppe zu den Mansarden und von dort weiter über eine Leiter und durch eine Falltür auf das Dach des Hauses. Ich befand mich nun auf gleicher Höhe mit der Krähenkolonie und konnte in die Nester hineinsehen. Als ich mich über die Zinnen beugte und hinunterblickte, lag der Park wie eine Landkarte ausgebreitet vor mir. Ich sah den leuchtend grünen, samtenen Rasen, der die grauen Mauern des Hauses unten eng umschloss; die sich wie ein Park weit ausdehnende Wiese, auf der sich die alten Bäume als dunkle Punkte abhoben; den schon herbstlich gefärbten Wald mit seinem moosbedeckten Pfad, der grüner leuchtete als das Laub an den Bäumen; die Kirche beim Tor, die Straße, die stillen Hügel. Alles lag friedlich im Sonnenlicht des schönen Herbsttages unter einem tiefblauen, perlweiß marmorierten Himmel, der am Horizont mit der Landschaft verschmolz. Der Anblick bot nichts Außergewöhnliches, doch er war lieblich und wohltuend. Als ich mich abwandte und wieder durch die Luke hinunterstieg, konnte ich kaum die Sprossen der Leiter erkennen; verglichen mit dem Blau des Himmels, zu dem ich eben emporgeblickt hatte, und den sonnenbeschienenen Wäldern, Weiden und grünen Hügeln, deren Mittelpunkt Thornfield Hall bildete und über die mein Blick voller Entzücken gewandert war, kam mir die Mansarde nun dunkel und trostlos vor wie eine Gruft.

      Mrs. Fairfax blieb einen Augenblick zurück, um die Falltür zu schließen. Tastend fand ich die Mansardentür und stieg die enge Bodentreppe hinunter. Auf dem langen Gang, auf den sie führte und der die Vorder- und Hinterzimmer des dritten Stocks voneinander trennte, zögerte ich. Er war schmal, niedrig und düster, mit nur einem einzigen winzigen Fenster ganz hinten am anderen Ende, und sah mit den Reihen kleiner, geschlossener schwarzer Türen zu beiden Seiten aus wie ein Korridor in Ritter Blaubarts Schloss.

      Während ich langsam weiterging, drang ein Laut an mein Ohr, den ich in einer so stillen Umgebung am allerwenigsten erwartet hätte: ein Lachen. Es war ein ganz eigenartiges Lachen – klar und deutlich, leer und freudlos. Ich blieb stehen. Es verstummte, aber nur für einen Augenblick. Dann setzte es erneut und diesmal lauter ein – denn beim ersten Mal war es zwar deutlich vernehmbar, aber doch recht leise gewesen. Es endete in einem schrillen Gelächter, das in all den einsamen Räumen widerzuhallen schien, obgleich es nur aus einem kam, und ich hätte die Tür des Zimmers zeigen können, aus dem die Töne drangen.

      »Mrs. Fairfax!«, rief ich entsetzt, denn ich hörte sie jetzt die Treppe herunterkommen. »Haben Sie dieses laute Lachen gehört? Wer ist das?«

      »Sehr wahrscheinlich einer von den Dienstboten«, antwortete sie. »Vielleicht Grace Poole.«

      »Haben Sie es gehört?«, fragte ich erneut.

      »Ja, ganz deutlich; ich höre sie oft. Sie näht in einem dieser Zimmer. Manchmal ist Leah bei ihr; die beiden machen öfters viel Lärm, wenn sie zusammen sind.«

      Noch einmal ertönte das Lachen, diesmal wieder leiser und abgehackt. Dann verlor es sich in einem unverständlichen Gemurmel.

      »Grace!«, rief Mrs. Fairfax.

      Ich erwartete eigentlich nicht, dass irgendeine Grace antworten würde, denn dieses Lachen war so tragisch, so übernatürlich, wie ich es noch nie gehört hatte; und nur weil es heller Mittag war und nichts Gespenstisches die sonderbaren Laute begleitete – nur weil weder Ort noch Zeit Anlass zur Angst gaben, verspürte ich keine abergläubische Furcht. Doch was gleich darauf geschah, zeigte mir, wie töricht selbst mein Befremden gewesen war.

      Die mir am nächsten gelegene Tür ging auf, und eine Magd kam heraus – eine Frau zwischen dreißig und vierzig, gesetzt und stämmig, mit roten Haaren und einem harten, reizlosen Gesicht: Eine weniger romantische oder geisterhafte Erscheinung hätte man sich kaum vorstellen können.

      »Zu viel Lärm, Grace«, sagte Mrs. Fairfax. »Denken Sie an die Anweisungen!« Grace knickste schweigend und ging wieder hinein.

      »Wir haben sie zum Nähen eingestellt, und damit sie Leah bei der Hausarbeit hilft«, fuhr die Witwe fort. »In mancher Hinsicht könnte man etwas gegen sie einwenden, aber ihre Arbeit macht sie recht gut. Übrigens – wie sind Sie heute Morgen mit Ihrer neuen Schülerin zurechtgekommen?«

      Damit kam das Gespräch auf Adèle, und wir unterhielten uns über sie, bis wir wieder in die hellen, freundlichen unteren Regionen gelangten. Adèle lief uns in der Eingangshalle entgegen und rief:

       »Mesdames, vous êtes servies!« Und rasch fügte sie hinzu: »J’ai bien faim, moi!«

      Wir gingen in Mrs. Fairfax’ Zimmer, wo das Essen bereits aufgetragen war.

      Kapitel 12

      Die Aussicht auf eine problemlose, erfreuliche Tätigkeit, die mein beschaulicher Empfang am ersten Tag in Thornfield Hall zu versprechen schien, wurde bei längerer Bekanntschaft mit dem Haus und seinen Bewohnern nicht Lügen gestraft. Mrs. Fairfax war tatsächlich genau so, wie sie auf den ersten Blick gewirkt hatte, nämlich eine sanftmütige, liebenswürdige Frau von hinreichender Bildung und durchschnittlicher Intelligenz. Meine Schülerin war ein heiteres, quicklebendiges Kind, verwöhnt und verzogen, und deshalb manchmal etwas widerspenstig und eigensinnig. Doch da sie ausschließlich meiner Obhut anvertraut war und keinerlei unvernünftige Einmischung von irgendeiner Seite meine Erziehungspläne hintertrieb, vergaß sie bald ihre


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