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Der Untertan. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Der Untertan - Heinrich Mann


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über den Tisch. Mahl­mann und Ag­nes spra­chen von ei­nem Kon­zert. Sie woll­te be­stimmt hin, ihr Papa wer­de es schon er­lau­ben. Herr Göp­pel mach­te zärt­li­che Ein­wän­de, und der Chor der Tan­ten be­glei­te­te sie. Ag­nes müs­se früh schla­fen ge­hen und bald in gute Luft hin­aus; sie habe sich im Win­ter über­an­strengt. Sie be­stritt es. »Ihr lasst mich nie­mals aus dem Hau­se. Ihr seid schreck­lich.«

      Die­de­rich nahm in­ner­lich Par­tei für sie. Er hat­te eine Wal­lung von Hel­den­tum: er hät­te ma­chen wol­len, dass sie al­les dürf­te, dass sie glück­lich war und es ihm dank­te … Da frag­te Herr Göp­pel ihn, ob er in das Kon­zert wol­le. »Ich weiß nicht«, sag­te er ver­ächt­lich und sah Ag­nes an, die sich vor­beug­te. »Was ist das für eins? Ich gehe nur in Kon­zer­te, wo ich Bier trin­ken kann.«

      »Sehr ver­nünf­tig«, sag­te der Schwa­ger des Herrn Göp­pel.

      Ag­nes hat­te sich zu­rück­ge­zo­gen, und Die­de­rich be­reu­te sei­nen Auss­pruch.

      Aber die Cre­me, auf die alle ge­spannt wa­ren, blieb aus. Herr Göp­pel riet sei­ner Toch­ter, ein­mal nach­zu­se­hen. Be­vor sie ih­ren Kom­pot­tel­ler hin­ge­setzt hat­te, war Die­de­rich auf­ge­sprun­gen – sein Stuhl flog an die Wand – und fes­ten Schritts zur Tür ge­eilt. »Ma­rie! Der Krehm!« rief er hin­aus. Rot und ohne je­mand an­zu­se­hen, ging er wie­der an sei­nen Platz. Aber er merk­te ganz gut, sie blin­zel­ten sich zu. Mahl­mann stieß so­gar höh­nisch den Atem aus. Der Schwa­ger äu­ßer­te mit künst­li­cher Harm­lo­sig­keit: »Im­mer ga­lant! So soll es sein.« Herr Göp­pel lä­chel­te zärt­lich zu Ag­nes hin, die nicht von ih­rem Kom­pott auf­sah. Die­de­rich stemm­te das Knie ge­gen die Tisch­plat­te, dass sie an­fing sich zu he­ben. Er dach­te: »Gott, o Gott, hät­te ich nur das nicht ge­tan!«

      Beim Mahl­zeit­sa­gen gab er al­len die Hand, nur um Ag­nes drück­te er sich her­um. Im Ber­li­ner Zim­mer beim Kaf­fee wähl­te er sei­nen Sitz mit Sorg­falt dort, wo Mahl­manns brei­ter Rücken sie ihm ver­deck­te. Eine der Tan­ten woll­te sich sei­ner an­neh­men.

      »Was stu­die­ren Sie denn, jun­ger Mann?« frag­te sie.

      »Che­mie.«

      »Ach so, Phy­sik?«

      »Nein, Che­mie.«

      »Ach so.«

      Und so im­po­sant sie an­ge­fan­gen hat­te, hier­über kam sie nicht hin­weg. Die­de­rich nann­te sie im Stil­len eine dum­me Gans. Die gan­ze Ge­sell­schaft pass­te ihm nicht. Von feind­se­li­ger Schwer­mut er­füllt, sah er dar­ein, bis die letz­ten Ver­wand­ten auf­ge­bro­chen wa­ren. Ag­nes und ihr Va­ter hat­ten sie hin­aus­be­glei­tet. Herr Göp­pel kehr­te zu­rück, er­staunt, den jun­gen Mann al­lein noch im Zim­mer zu fin­den. Er schwieg for­schend, ein­mal fass­te er in die Ta­sche. Als Die­de­rich un­ver­mit­telt, ohne um Geld ge­be­ten zu ha­ben, Ab­schied nahm, be­kun­de­te Göp­pel große Herz­lich­keit. »Mei­ne Toch­ter werd’ ich von Ih­nen grü­ßen«, sag­te er so­gar, und an der Tür, nach­dem er ein we­nig über­legt hat­te: »Kom­men Sie doch nächs­ten Sonn­tag wie­der!«

      Die­de­rich war fest ent­schlos­sen, das Haus nicht mehr zu be­tre­ten. Den­noch ließ er tags dar­auf al­les ste­hen und lie­gen, um sich durch die Stadt bis zu ei­nem Ge­schäft zu fra­gen, wo er für Ag­nes das Kon­zert­bil­lett kau­fen konn­te. Vor­her muss­te er auf den Zet­teln, die dort hin­gen, den Na­men des Vir­tuo­sen her­aus­fin­den, den Ag­nes er­wähnt hat­te. War es der? Hat­te er so ge­klun­gen? Die­de­rich ent­schloss sich. Als er dann er­fuhr, es kos­te vier Mark fünf­zig, riss er vor Schre­cken die Au­gen weit auf. So viel Geld, um einen zu se­hen, der Mu­sik mach­te! Wenn man nur ein­fach wie­der fort­ge­konnt hät­te! Als er be­zahlt hat­te und drau­ßen war, ent­rüs­te­te er sich zu­nächst über den Schwin­del. Dann be­dach­te er, dass es für Ag­nes ge­sche­hen sei, und ward von sich selbst er­schüt­tert. Im­mer wei­cher und glück­li­cher ging er durch das Ge­wühl. Es war das ers­te Geld, das er für einen an­de­ren Men­schen aus­ge­ge­ben hat­te.

      Er leg­te das Bil­lett in einen Um­schlag, in den er nichts wei­ter leg­te, und schrieb die Adres­se, um sich nicht zu ver­ra­ten, mit Schön­schrift. Wie er dann am Brief­kas­ten stand, kam Mahl­mann da­her und lach­te höh­nisch. Die­de­rich fühl­te sich durch­schaut; er be­sah die Hand, die er aus dem Kas­ten zu­rück­ge­zo­gen hat­te. Aber Mahl­mann be­kun­de­te nur die Ab­sicht, sich Die­de­richs Bude an­zu­se­hen. Er fand, es sähe drin­nen aus wie bei ei­ner äl­te­ren Dame. So­gar die Kaf­fee­kan­ne hat­te Die­de­rich von zu Hau­se mit­ge­bracht! Die­de­rich schäm­te sich heiß. Als Mahl­mann die Che­mie­bü­cher ver­ächt­lich auf- und zu­klapp­te, schäm­te Die­de­rich sich sei­nes Fa­ches. Der Meck­len­bur­ger wälz­te sich ins Sofa und frag­te: »Wie ge­fällt Ih­nen denn die Göp­pel? Net­ter Kä­fer, was? Nun wird er wie­der rot! Pous­sie­ren Sie doch! Ich tre­te zu­rück, wenn Sie Wert dar­auf le­gen. Ich habe Aus­sicht bei fünf­zehn ver­schie­de­nen.«

      Da Die­de­rich nach­läs­sig ab­wehr­te:

      »Sie, da ist näm­lich was zu ma­chen. Ich müss­te gar nichts von Wei­bern ver­ste­hen. Die ro­ten Haa­re! – und ha­ben Sie nicht ge­merkt, wie sie einen an­sieht, wenn sie meint, man weiß es nicht?«

      »Mich nicht«, sag­te Die­de­rich noch ge­ring­schät­zi­ger. »Ich pfei­fe auch dar­auf.«

      »Ihr Scha­de!« Mahl­mann lach­te to­bend – wor­auf er vor­schlug, einen Bum­mel zu ma­chen. Daraus wur­de eine Bier­rei­se. Die ers­ten Gas­lich­ter sa­hen sie bei­de be­trun­ken. Et­was spä­ter, in der Leip­zi­ger Stra­ße, be­kam Die­de­rich ohne An­lass von Mahl­mann eine mäch­ti­ge Ohr­fei­ge. Er sag­te: »Au! Das ist aber doch eine –« Vor dem Wort »Frech­heit« schrak er zu­rück. Der Meck­len­bur­ger klopf­te ihm auf die Schul­ter. »Recht freund­lich, Klei­ner! Al­les bloß Freund­schaft!« – und über­dies nahm er Die­de­rich die letz­ten zehn Mark ab … Vier Tage spä­ter fand er ihn schwach vor Hun­ger und teil­te ihm von dem, was er in­zwi­schen an­ders­wo ge­pumpt hat­te, groß­mü­tig drei Mark mit. Am Sonn­tag bei Göp­pels – mit we­ni­ger lee­rem Ma­gen wäre Die­de­rich viel­leicht nicht hin­ge­gan­gen – er­zähl­te Mahl­mann, dass Hess­ling all sein Geld ver­lumpt habe und sich heu­te mal satt es­sen müs­se. Herr Göp­pel und sein Schwa­ger lach­ten ver­ständ­nis­voll, aber Die­de­rich hät­te lie­ber nie ge­bo­ren sein wol­len, als von Ag­nes so trau­rig prü­fend an­ge­se­hen wer­den. Sie ver­ach­te­te ihn! Verzwei­felt trös­te­te er sich: »Es ist al­les eins, sie hat es schon im­mer ge­tan!« Da frag­te sie, ob das Kon­zert­bil­lett viel­leicht von ihm ge­we­sen sei. Alle wand­ten sich ihm zu.

      »Un­sinn! Wie soll­te ich dazu wohl kom­men«, ent­geg­ne­te er so un­lie­bens­wür­dig, dass sie ihm glaub­ten. Ag­nes zö­ger­te ein we­nig, be­vor sie weg­sah. Mahl­mann bot den Da­men Pra­linés an und stell­te die üb­ri­gen vor Ag­nes hin. Die­de­rich küm­mer­te sich nicht um sie. Er aß noch mehr als das vo­ri­ge Mal. Da doch alle mein­ten, er sei nur des­we­gen da! Als es hieß, der Kaf­fee sol­le im Gru­ne­wald ge­trun­ken wer­den, er­fand Die­de­rich so­fort eine Verab­re­dung. Er setz­te so­gar hin­zu: »Mit je­mand, den ich un­mög­lich war­ten las­sen kann.« Herr Göp­pel leg­te ihm sei­ne ge­drun­ge­ne Hand auf die Schul­ter, blin­zel­te ihn aus ge­senk­tem Kopf an und sag­te halb­laut: »Kei­ne Angst, Sie sind na­tür­lich ein­ge­la­den!« Aber Die­de­rich be­teu­er­te ent­rüs­tet, dass es nicht dar­an lie­ge. »Na, we­nigs­tens kom­men Sie wie­der,


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