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Die kleine Stadt. Heinrich MannЧитать онлайн книгу.

Die kleine Stadt - Heinrich Mann


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in die Augen sehen und singen . . .“

      „Junger Mann, Sie träumen“, sagte jemand, und der Cavaliere Giordano, der sich erholt hatte, betrachtete Nello mit hoch überlegenem Lächeln.

      Der Advokat und Don Taddeo waren jetzt dabei, sich voneinander zu verabschieden. Ein Halbkreis von Zuschauern folgte ihren Bewegungen.

      „Ich kann also auf Ihr Wort rechnen“, — und der Advokat trat dienernd einen Schritt zurück.

      „Aber wie denn. Zu Ihren Diensten“, erwiderte der Priester, vorgeneigt und mit der Kappe in der Hand.

      „Es ist immer gut, sich zu verständigen“, sagte der Advokat beim nächsten Schritt. Und Don Taddeo:

      „Wir sollen niemand hassen.“

      „So denke auch ich, Reverendo. Ihr Diener.“

      Dabei schlug der Advokat ein letztes Mal aus.

      Mit feuchter Stirn und Augen, die noch gar nichts sahen, kehrte er zurück. Unter den Zuschauern sagte der Barbier Bonometti:

      „Er hat es ihm gegeben, der Advokat.“

      Die Frau des Kirchendieners Pipistrelli stieß den Krückstock aufs Pflaster.

      „Ihm hat es Don Taddeo gegeben, ihm!“

      Die Jungen pfiffen auf den Fingern hinter dem Priester her. Als er sich umdrehte, spielten sie unschuldig am Boden.

      „Dort drückt er sich, der Feigling“, sagte der Apotheker nicht sehr leise. „Auf den Schlosser redet er sich hinaus.“

      „Wenn man sie anpacken will —“, sagte Polli. „Das kennt man.“

      „Indessen, Advokat,“ sagte Camuzzi, „Sie waren höflich mit jenem Herrn, er kann sich nicht beklagen.“

      „Höflich, ich? Ich habe ihm vollauf Bescheid gesagt. Freilich verhandelt man in gesitteter Form . . .“

      „Du hättest ihn nicht Reverendo betiteln sollen,“ sagte der Tabakhändler, „wenn er dich nicht wenigstens Exzellenz nannte.“

      „Aber was habt ihr? Er seinerseits hat meine Ironie sehr wohl gefühlt, dessen bin ich sicher. Er weiß zu dieser Stunde, daß ich ihn für einen Schurken halte. Meint ihr, er würde so vor mir gekrochen sein, hätte er kein böses Gewissen gehabt? Er hat Angst geschwitzt! Am liebsten wäre er, sobald er mich sah, davongelaufen!“

      „Das ist wahr“, sagte der Bariton, und die andern gaben es zu.

      „Der Sieg ist beim Advokaten“, stellte der Leutnant fest. Der Apotheker Acquistapace schlug auf den Tisch.

      „Bravo Advokat! An dem Tage, wo er den Schlüssel herausgibt, zahle ich zwei Flaschen A —“

      „Asti“, sagte er zu Ende und hatte schon ganz leise die Hand vom Tisch gezogen. Aus der Apotheke war, ihr schwarzes Tuch über Scheitel und Schultern, seine Frau getreten; ihr Blick ließ sich so schwer auf den alten Krieger nieder, daß er darunter kleiner ward; und sie ging auf Don Taddeo zu. Der Priester stand noch beim Brunnen mit der Frau des Perückenmachers Nonoggi, die klagend die Arme erhob. Und während Frau Acquistapace ihm beide Hände drückte, erschien auf dem Platz Frau Camuzzi. Drei Schritte vom Tisch der Herren kam sie vorüber, ohne die Lider zu heben, und gesellte sich zu den anderen.

      „Ah, die Frauen“, seufzte der Advokat, schmerzlich getroffen durch die Mißbilligung der hübschen Frau Camuzzi. Ihr Mann sagte:

      „Auch die Baronin Torroni wird sogleich zu der Partei des Priesters stoßen.“

      Der Advokat und seine Freunde sahen sich mit niedergeschlagenen Mienen nach dem Palazzo Torroni um. Statt der Baronin zeigte sich dort hinten an der Ecke zum Gasthaus Italia Molesin, die Komödiantin.

      „Wie sie um ihn her schnattern und Flügel schlagen, die Gänse!“ sagte der Tabakhändler Polli, voll Mut durch die Abwesenheit seiner Frau. „Warum sie ihm nicht die Fettflecken von der Soutane schlecken!“

      Der Gemeindesekretär grub weiter in der Wunde.

      „Sie müssen nicht glauben, Advokat, daß Sie mit Don Taddeo und den Seinen leicht fertig werden. Er weicht Ihnen aus: um so schlimmer. Er versteckt sich hinter dem Schlosser Fantapiè, der alle Arbeiten für die Kirche und das Kloster macht und den Schlüssel keinen Augenblick früher beendet haben wird, als es dem Priester recht ist . . .“

      Ein Schwarm Schulkinder brach aus dem Corso hervor, wickelte Italia ein, schnellte über sie hinaus und lärmte so sehr, daß nichts mehr zu verstehen war. Die Tauben flüchteten vom Pflaster in die Luft, zu den Vorsprüngen am Dom. Einige kehrten zurück und ließen sich auf den Rand der Brunnenschale nieder. Italia kam näher; das Tuch war ihr von den Schultern geglitten, Hüften und Augen drehte sie hin und her und kaute dabei. Wie sie die Tauben sah, machte sie sich heran und hielt ihnen, zärtlich kreischend, die Handfläche mit Brot hin. Zugleich hob sie den Kopf nach Beifall. Statt dessen sagte Frau Acquistapace:

      „Ist es erlaubt, Reverendo, daß eine verlorene Frau die Kirchentauben füttert?“

      Indes Don Taddeo seufzte, fügte die Nonoggi hinzu:

      „Ich werde meinen Besen holen. In der ersten Nacht, wenn man denkt! Und mit einem Edelmann!“

      Frau Camuzzi hielt immerfort die Lider gesenkt. Unversehens drückte sie ihren Spitzenschal gegen den Hals und spie aus, — was ihr gut stand. An ihrem schwarzen Kleid vorbei sah man es silbern niederfallen. Italia richtete sich fragend auf. Vor dem Café sagte niemand ein Wort. Endlich versuchte der Advokat:

      „Diese Damen scheinen etwas zu wissen. Sollte denn Nonoggi —“

      Ohne ihn anzusehen, erwiderte der Apotheker:

      „Auch ohne Nonoggi kommt schließlich alles heraus.“

      „Das ist abscheulich“, rief der Advokat. „Ich wasche meine Hände in Unschuld, — obwohl ich, wie ich hinzusetzen muß, der erste gewesen bin, der die Sache erfahren hat.“

      Aber da Jole Capitani, die Frau des Doktors, denn inzwischen war sie angelangt, sich mit ihrer trägen Stimme bei dem Priester erkundigte, ob man die Komödiantin nicht einsperren könnte, damit sie niemanden mehr verführe, empörte sich der Advokat.

      „Die nun nicht! Ah! die nicht. Eine Frau, die so dick ist, sollte nicht von andern Böses reden!“

      Italia war da, hatte Tränen in den Augen und fragte:

      „Was haben diese Damen?“

      Das Schweigen der andern machte den Advokaten noch betretener.

      „Nichts“, brachte er hervor. „Wir sind in einer kleinen Stadt, was wollen Sie; man sieht hier nicht gern, daß eine Frau lange schläft.“

      „Aber das Fräulein hat sich den Schlaf verdient“, meinte Polli bieder.

      „Das glaube ich! Die Reise mit der Post, und in Sogliaco jeden Abend gespielt . . .“

      „Und vielleicht auch die Liebe?“ schlug der Leutnant vor und rückte sich zurecht.

      „Die Leidenschaft!“ rief der Advokat eifersüchtig. „Denn die Künstlerinnen lieben mit Leidenschaft, und das reibt sie auf. Ich kenne es.“

      „Wie wahr!“ — und Italia dankte ihm, indem sie ihn mit den Augen kitzelte. Der Advokat schnaufte.

      „Diese hier“, erklärte der Bariton Gaddi, „ist nicht leicht aufzureiben, sie ißt zu viele Makkaroni.“

      „Man sollte sich über die Frauen niemals lustig machen“, erwiderte der alte Giordano süß. „Sie sind eine zu ernste Angelegenheit.“

      „Danke, Cavaliere,“ — und sie kitzelte auch ihn. „Ich liebe den galanten Mann.“

      „Man weiß, man weiß!“ — mit einem Schlage zwischen die Gläser; und der Tabakhändler sah sich, krebsrot, nach dem Apotheker um. „Der Baron!“ wisperten sie erstickt und platzten


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