Sexblättriges Kleeblatt. Max NorticЧитать онлайн книгу.
Auftrag bekommen, eine Foto-Reportage zu machen. Na, du weißt schon! Fotos von all den eleganten Puppen, die Champagner trinken und sich verzweifelt bemühen, möglichst glücklich dreinzusehen.”
Sam verzog das Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse. „Diese armen, reichen Bastarde können sich doch nicht einmal amüsieren, wenn sie nicht beschwipst sind. Und natürlich muß dabei vor allem für Publicity gesorgt werden. Cynthia Ferris—die einzige Tochter des Alten—ist mit Sherry zusammen zur Schule gegangen. Die beiden waren immer wie zwei Schwestern. Dann aber ist was Komisches passiert. Ich weiß nicht, was es war, weil Sherry mit mir nicht darüber sprechen will. Jedenfalls reden die beiden jetzt kein Wort mehr miteinander.”
Ray hatte sehr aufmerksam zugehört. Irgendwo in seinem Unterbewußtsein faßte irgendeine vage Idee Fuß.
„Hat dieser Ferris noch, andere Kinder? Ich meine … Söhne?” fragte Ray.
Sam schüttelte den Kopf.
„Cynthia Ferris ist seine einzige Tochter. Ein schmuckes Ding, aber noch längst nicht so verdorben und verkommen wie viel reiche Kinder. Und eines Tages wird sie noch reicher sein als Midas … wenn sie die Fabrik von ihrem Vater erbt. Ferris gehört auch sonst noch das meiste hier in der Stadt … zum Beispiel auch dieser Häuserblock.”
Sam runzelte nachdenklich die Stirn.
„Cynthia ist wirklich ein seltsames Mädchen”, meinte er.
Ray lehnte sich interessiert etwas weiter nach vorn. Er wußte selbst nicht, warum … aber er wollte soviel wie irgend möglich über diese Cynthia Ferris in Erfahrung bringen.
„Wie meinst du das … seltsam?”
Sam kratzte sich am Kopf.
„Ich bin selbst nicht ganz sicher. Sie ist erst zwanzig, also ungefähr in Sherrys Alter, aber sie hat Angst vor Männern. Sie tanzt zwar auf Partys und Gesellschaften mit Männern, aber man kann ihr doch deutlich ansehen, daß sie vor ihnen Angst hat. Meistens bleibt sie ganz für sich allein und geht jeder Verabredung aus dem Wege. Nun, Sherry kann dir wesentlich mehr über Cynthia erzählen als ich. Die beiden standen sich auf der High school näher als siamesische Zwillinge. Möchtest du ein paar Fotos von Cynthia sehen? Ich habe tonnenweise solches Zeug, weil ihr Alter jeden Tag von ihr ein Bild in der Zeitung sehen will … in der Gesellschaftsspalte. Na, du verstehst schon.”
„Sicher”, sagte Ray rasch.
Sam verließ das Zimmer.
Ray zündete sich eine Zigarette an und zog den Rauch tief in die Lungen. Die Idee, die ihm vorhin nur ganz vage gekommen war, begann allmählich festere Gestalt anzunehmen … und sie hatte etwas mit Cynthia Ferris zu tun. Deshalb war Ray auch sehr viel daran gelegen, möglichst viel über sie zu erfahren.
Schließlich… Ray wollte ja weiter nichts als eine einzige gute Gelegenheit hier in dieser Stadt! Eine wirkliche Chance!
Ray war sich zwar noch nicht ganz sicher, aber die langsam ansteigende Erregung in seinem Blut sagte ihm, daß er im Moment drauf und dran war, diese einmalige Gelegenheit zu finden. Jetzt würde es also nur noch an ihm selbst liegen, sie zu ergreifen, sie zu nutzen und etwas für sich daraus zu machen.
Eine Minute später kam Sam mit einem ganzen Stapel Hochglanzfotos zurück.
Ray studierte alle Bilder sehr aufmerksam und neugierig. Sie zeigten Cynthia Ferris in verschiedenen Posen … lachend, tanzend, schwimmend, reitend und immer lächelnd.
Ein schüchternes, zaghaftes, unsicheres Lächeln, entschied Ray.
Cynthia Ferris war ein hübsches Mädchen mit einem voll ausgereiften Körper. Das lange, brünette Haar umrahmte ein scheues Gesicht, das lediglich durch dieses unsichere Lächeln, das immer wie ein permanenter Schatten um ihren Mund spielte, in seiner Perfektion etwas beeinträchtigt wurde.
„Nette Figur, was?” sagte Sam, als Ray gerade einmal ein Foto in der Hand hielt, das Cynthia im Badeanzug zeigte. „Sehr nett”, stimmte Ray zu.
Das Mädchen hatte üppige Brüste, die noch sehr straff und fest waren, wie man es bei einem so jugendlichen Körper erwarten durfte. Die Hüften waren sehr stark ausgeprägt und ausladend; sie gingen in wohlgeformte, schlanke, glatte Beine über. Etwas in ihren Augen schien darauf hinzudeuten, daß sie immer noch Jungfrau war.
„Wie alt ist denn dieses Foto?” fragte Ray.
„Etwa sechs Monate.”
Dann brauchte sie also jetzt keine Jungfrau mehr zu sein, überlegte Ray. Aber für seine bisher nur vagen Pläne wäre es besser, wenn sie es doch noch wäre. Viel besser sogar.
Als Ray mit dem Betrachten der vielen Bilder fertig war, war seine Neugier in bezug auf Cynthia Ferris größer denn je.
Sam erzählte ihm alles, was er über Cynthia wußte, aber dabei handelte es sich, wie er selbst zugab, vorwiegend um Dinge, die ohnehin jedermann bekannt waren. Dann klopfte er Ray auf die Schulter und meinte im Scherz: „Du denkst doch jetzt nicht etwa daran, dich ein bißchen als Mitgiftjäger zu betätigen, alter Kumpel? Oder etwa doch?”
„Vielleicht”, sagte Ray.
Sam lachte.
„Das haben schon viele Männer versucht”, sagte er. „Aber die meisten von ihnen haben’s noch nicht mal bis zu ‘ner Verabredung mit ihr gebracht. Aber selbst wenn’s einer mal bis dahin geschafft hatte, so hat sie sich doch nie wieder mit ihm verabredet. Bisher kann noch niemand von sich sagen, zweimal mit Cynthia Ferris verabredet gewesen zu sein. Ich möchte dich nur ungern entmutigen, Ray”, fuhr Sam fort. „Aber glaub’s mir … die gerissensten Mitgiftjäger dieses Landes haben’s schon mal bei Cynthia Ferris versucht, aber bisher ohne jeglichen Erfolg. Es dürfte leichter sein, einen Schmetterling bei Nacht zu fangen. Mit Cynthia ist einfach nichts anzufangen. Sie hält nichts von Männern. Vergiß es also lieber, alter Junge.”
Ray lächelte.
„Spar dir deinen guten Rat, Sam! Mein Jahrespensum in dieser Hinsicht ist bereits erfüllt. Aber wenn du Sherry veranlassen könntest, mir ein bißchen mehr über diese Cynthia Ferris zu erzählen …”
Sherry würde ihm alle Informationen geben können, die Ray seiner Ansicht nach benötigte … intime Details, die Mädchen sich untereinander anvertrauen. Was Cynthia mochte und was nicht; was ihr insgeheim Spaß machte. Und was noch wichtiger war … was sie insgeheim fürchtete. Also ihre Schwächen. Falls die beiden Mädchen sich früher wirklich einmal so nahegestanden hatten, wie Sam eben behauptet hatte, dann müßte Sherry eine wahre Fundgrube wichtiger Informationen sein.
Sam holte Sherry ins Wohnzimmer.
Sherrys Antworten auf Rays Fragen waren jedoch sehr flüchtig und ausweichend. Sie enthüllten praktisch gar nichts.
Sherry zuckte schließlich die Schultern.
„Sie ist eben weiter nichts als irgendein Mitglied der besseren Gesellschaft. Ich bin kein Who’s Who.“
Ihr Gesicht zeigte auf einmal einen mißtrauischen Ausdruck.
„Warum wollen Sie das alles überhaupt wissen?” fragte sie.
Ray grinste. „Aus purer Neugier.”
„Na, komm schon!” drängte Sam seine junge Frau. „Erzähl ihm doch, was er wissen will. Du und Cynthia … ihr beide wart doch immer wie zwei Schwestern.”
Sherrys Augen funkelten eiskalt und hart, als sie Ray nun ansah.
„Ich bin nicht in der Stimmung für Klatsch”, sagte sie. „Dafür bin ich im Moment zu nervös.”
Ray verstand die Botschaft. Keine Aktion — keine Information. Ray sah scharf zu Sam hinüber, dessen freundliches Gesicht deutlich verriet, daß er überhaupt nichts von diesem kurzen Zwischenspiel bemerkt hatte. Sams einfache, vertrauensselige Natur war schon immer der Grund gewesen, weshalb Ray ihn so gut hatte leiden können. Jetzt tat Ray der Freund leid.
„Ich