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Der Meerkönig. Balduin MöllhausenЧитать онлайн книгу.

Der Meerkönig - Balduin Möllhausen


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daß er sich in einer heitern Stimmung befand. »Aber Du bist gescheidt gewesen, und das war gut. In der Kammer ist mir erst recht klar geworden, was für ein Schatz der lumpige Papierfetzen für mich werden kann. Sollst aber auch Dein Theil haben, und auch Du, Riekchen,« wendete er sich an das eben eintretende Kind. »Vorläufig behelft Euch indessen mit der Freundschaft des Doctors und seiner hübschen Gefährtin und thut, was sie Euch angerathen haben - ich meine, schlafen.«

      »Und Du?« fragte die Frau vorwurfsvoll, als sie bemerkte, daß ihr Mann den Kragen seines Rockes emporschlug und ein Paar zerrissene Soldatenhandschuhe anzog.

      »Ich? Was sollte ich wohl thun? Ich gehe, um Euch nicht zu stören und mir ein anderes Unterkommen zu suchen.«

      »Hast Du denn gar kein Erbarmen? Gieb mir das Blatt zurück und glaube mir, die rechtliche Verwendung desselben bringt uns größeren Segen, als die Ausführung des Planes, den Du vielleicht ersonnen hast!«

      »Was weißt Du von meinen Plänen?« hohnlachte der Bösewicht, indem er davonschritt. »Ich werde den Fetzen so zu verwenden suchen, daß es nicht allein Euch, sondern auch mir zu Gute kommt, ja, und zwar ordentlich zu Gute - hahaha!«

      Er lachte noch, als der hölzerne Riegel der Stubenthür hinter ihm in den ausgekerbten Pflock sank; er lachte noch, als er über den kleinen, durch die Schnee-Anhäufungen fast ungangbar gewordenen Hof hinschritt. Dann aber wurde er still, denn wo das Verbrechen auf seinen dunklen Pfaden einherschleicht, da fürchtet es überall Verrath, und sorgfältig vermeidet es jedes Geräusch, welches unberufenen Ohren seine Nähe verkünden könnte. -

      »Alles vergebens!« stöhnte die von Seelenleiden und körperlichen Qualen gefolterte Frau, als sie die Hausthür hinter ihrem Manne dumpf in's Schloß fallen hörte. »Ich muß es dulden, ohne hindernd einschreiten zu dürfen, wenn ich nicht ihn und auch mich in's Zuchthaus bringen will! Hu, wie es mich eisig kalt überläuft!«

      Und wie um sich dadurch der sie unablässig verfolgenden Schreckbilder zu erwehren, rief sie ihr Töchterchen herbei.

      Das Kind kam und schmiegte sich, unter die Decken kriechend, dicht an seine Mutter an.

      »Ach, wie weich und warm sind die schönen Decken!« murmelte es nach einigen Minuten schlaftrunken. »Mutter, wenn es doch gar nicht wieder Tag werden wollte, es liegt sich jetzt so schön hier!«

      Die Mutter warf einen eigenthümlichen Blick auf die blauen Gasflämmchen, die über den verglimmenden Kohlen des niedergebrannten Holzes tanzten; ein zweiter Blick flog nach dem verbogenen eisernen Handgriff hinauf, mittels dessen man dem Rauch und mit diesem herausströmenden Gase den Weg nach dem Schornsteine abschneiden konnte, und dann schauderte sie heftig zusammen. Fester drückte sie ihr schlafendes Kind an sich, heiße Thränen drangen in ihre Augen, und »Lieber Gott im Himmel, verzeihe mir meine Sünden!« tönte es leise von ihren Lippen.

      Tiefe Stille ringsum; unter der Lumpenhülle schlugen zwei Herzen in treuer Liebe an einander, die der holde Schlummer in süße Vergessenheit ihrer traurigen Lage versenkt hatte.

      Von den anderen Theilen des baufälligen Hauses herüber erschallte unheimlich der wilde, unsittliche Gesang von Menschen, die sich durch widerwärtige Mittel gegen die Kälte und das Bewußtsein ihres Daseins zu betäuben suchten. Ueber der Stadt aber, über den noch immer glänzend erleuchteten Palästen der Reichen wie über den traulichen Wohnungen betriebsamer Bürger und den Höhlen des Lasters und des Elends funkelten gleich hell und friedlich die Sterne von dem klaren, winterlichen Himmel nieder. - -

      »Die unglückliche Frau ist entweder selbst eine schlaue Betrügerin, oder sie steht unter dem Banne eines gefährlichen Menschen, der eine unerhörte Tyrannei über sie ausübt,« begann der Doctor, sobald er mit der Gräfin am Arme auf die Straße hinausgetreten war.

      »Es ist nicht möglich,« entgegnete Renate, in tiefen Zügen die erfrischende Luft einathmend.

      Der Doctor pfiff, wie in Gedanken, ein kurzes Signal; die Gräfin lächelte, trotz ihrer ernsten Stimmung, über des Doctors vermeintliche Zerstreutheit.

      Sie konnte nämlich nicht sehen, daß auf das Signal aus dem Schatten desselben Hauses, welches sie eben verlassen hatten, ein in einen weiten Mantel gehüllter Mann trat, der ihnen in bestimmter Entfernung durch die engen Straßen hin nachfolgte.

      »Und dennoch ist es nicht nur möglich, sondern sogar sehr wahrscheinlich,« bekräftigte der Doctor endlich seinen Ausspruch; »jedenfalls umgiebt die Frau ein geheimnißvolles Dunkel, welches zu durchdringen ich wohl die Kraft besitzen möchte. Zuerst will sie mir ein Geheimniß anvertrauen, welches ihr das Herz abzustoßen droht; sie will mir ein Mittel in die Hände geben, andere Menschen vor Unheil zu bewahren oder ihnen bereits zugefügtes Unrecht wieder zu sühnen; sie bittet sogar, daß ich einen Zeugen mitbringen möge, und nun, da wir kommen, läugnet sie plötzlich Alles ab.«

      »Dabei schien sie aber wirklich von schweren Seelenleiden heimgesucht zu sein,« versetzte Renate begütigend, denn es schmerzte sie, den Doctor an der Aufrichtigkeit der unglücklichen Frau, die in ihren Augen durch das Elend gleichsam geheiligt wurde, zweifeln zu hören.

      »Ganz recht, mein liebes Kind, Sie haben eine scharfe Beobachtungsgabe, oder vielmehr, Ihr gutes Herz hat Sie diesmal wohl nicht getäuscht. Auch ich will gern das Beste glauben, so lange mir nicht Beweise vom Gegentheile vorliegen; allein ich kann nicht umhin, abermals zu behaupten, daß nicht Alles so ist, wie es sein sollte. Wem die Schuld beizumessen ist, hoffe ich herauszubringen; ohne Zweifel aber sind wir auf die eine oder die andere Art hintergangen worden. Denn wie wäre sonst das Papier, welches die deutlichsten Spuren trug, daß es vor ganz kurzer Frist sehr schlechtem Tabak zur Hülle diente, auf den Feuerherd gekommen? Nein, nein, mein liebes Kind, die Sache ist nicht klar; ein Mann ist während meiner Abwesenheit da gewesen - das Tabakspapier beweist es -, und es sollte mich gar nicht wundern, wenn er der Frau sammt dem Kinde den Daumen auf's Auge gedrückt hätte.«

      »Sie beabsichtigen doch nicht etwa, den Unglücklichen deshalb unseren Schutz zu entziehen?«

      »Tausend Welt, meine theure Renate, wie vermögen Sie Ihren alten Freund so zu verkennen? Nein, um Gottes willen nicht, im Gegentheil, ich werde meine Augen nur noch schärfer auf sie richten, um endlich hinter die Wahrheit zu kommen! Dabei sollen Ihre Aufträge nicht verabsäumt werden, und schon morgen will ich durch einen sichern Mann Alles, was Sie der Frau und ihrem Kinde zugedacht haben, zu denselben in's Haus schaffen lassen.

      »Ja, sehen Sie, meine liebe Renate,« fuhr der Doctor plötzlich hastiger fort, indem er im Eifer der Gräfin seinen Arm entzog, einen Schritt zurücktrat und seinen Stock heftig auf die Erde stieß, »darum duldete ich auch nichts daß Sie der Frau baares Geld, einhändigten! Erstens fehlt solchen Leuten, die bereits so tief in's Elend gesunken sind, in den meisten Fällen die ruhige Ueberlegung, die sie in den Stand setzt, nach einem bestimmten Systeme zu handeln, die dringendsten Mängel herauszuerkennen und diesen zuerst, und zwar auf vernünftige Weise abzuhelfen, und dann wieder hätten wir vielleicht das Vergnügen gehabt, daß irgend ein beliebiger Strolch einen Theil des Geldes für Branntwein, Rauchtabak und wer weiß was sonst noch hingegeben hätte. Ja, so hätte es kommen können - Tausend Welt - und zu solchen Ausschreitungen muß man keine Gelegenheit bieten, und damit basta!«

      Bei den letzten Worten stieß der immer mehr und mehr in Eifer gerathene alte Herr seinen Stock heftig auf die Erde, und sich dann schnell umkehrend, eilte er, seine kurzen Beine zu mächtigen Schritten zwingend, von der Gräfin fort.

      »Lieber Herr Doctor, Sie wollen mich doch nicht mitten in der Nacht auf offener Straße allein stehen lassen?« rief Renate mit vorwurfsvoller Stimme, der man indessen anhörte, in wie hohem Grade ihres väterlichen Freundes eigenthümliches Wesen sie ergötzte.

      »Tausend Welt, liebe Renate,« erwiderte der Doctor, indem er noch schneller wieder zurückkehrte und der Gräfin den Arm bot, »verzeihen Sie mir, mein gutes Kind, ich war ein Esel! Hm, mitten in der Nacht auf offener Straße und ganz allein! Seien Sie mir nicht böse, Sie kennen mich ja, habe manchmal wichtigere Dinge zu bedenken ...«

      »Als Ihre gehorsame Renate,« schaltete die Gräfin mit erkünsteltem Ernst ein.

      »Das


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