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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach


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      »Ich denke schon, aber sicher bin ich nicht.« Sabrina lächelte entschuldigend. »Wir sehen uns in letzter Zeit nicht mehr so häufig. Steffie studiert Sportwissenschaften, und ich werde Tierärztin. Da gibt es, von der Ausbildung her, nicht allzu viele Berührungspunkte.«

      »Was will sie mit dem Studium eigentlich anfangen?«, murmelte Florian.

      Er selbst war in das Unternehmen seiner Eltern eingestiegen, das er in einigen Jahren allein leiten sollte.

      »Ich glaube, so genau weiß sie das selbst noch nicht, Flo. Vielleicht wird sie Sportlehrerin, vielleicht macht sie auch ganz was anderes. Du kennst doch Stefanie: Bei ihr weiß man nie, wo die Reise hingeht.«

      Dieses Mal war er es, der leise seufzte, aber er erwiderte nichts mehr. Sie ließen das Thema fallen und widmeten sich wieder ganz dem Tanzen.

      *

      »Was soll das?«, fragte Prinzessin Stefanie von Gagern entgeis­tert, als ihr derzeitiger Freund Ulrich von Hohenburg vor ihr niederkniete und eine Hand auf sein Herz legte.

      »Willst du meine Frau werden, Steffie?«, fragte er. Seine braunen Augen flehten sie an, ihm die Antwort zu geben, auf die er hoffte, dabei wusste er im tiefsten Inneren bereits, dass sich diese Hoffnung nicht erfüllten würde.

      »Bitte, Uli, steh wieder auf, du machst mich nervös!«, rief Stefanie. »Du weißt genau, dass ich nicht einmal im Traum daran denke, jetzt schon zu heiraten. Warum also bringst du uns beide in diese peinliche Situation?«

      Er erhob sich und stand mit hängenden Armen vor ihr. Dieses war der Moment, in dem sein Schicksal besiegelt wurde, er wusste es nur noch nicht: Er zeigte sich schwach, und das konnte Stefanie nicht ertragen. Sie wollte einen starken Partner haben – einen, der jeder Situation gewachsen war! Eine Zeitlang hatte es so ausgesehen, als könnte Ulrich dieser Mann sein, doch soeben hatte er das Gegenteil bewiesen, und damit erlosch ihre Liebe. So war es bisher immer gewesen, und sie selbst fand das nicht weniger schrecklich als der jeweilige Mann, von dem sie sich gerade trennte – aber sie konnte einfach niemanden lieben, der sie mit so einem Hundeblick ansah!

      »Ich dachte, wir lieben uns«, sagte er hilflos. »Noch gestern hast du zu mir gesagt …«

      Sie machte eine unwillige Handbewegung – als verscheuchte sie ein paar lästige Fliegen von ihrem Frühstücksbrötchen. »Bitte, Uli, hör auf damit«, sagte sie ärgerlich. »Ich will nicht heiraten, dich nicht und auch keinen anderen. Und ich will auch nicht, dass man mir vorhält, was ich irgendwann gesagt habe.«

      »Nicht irgendwann, sondern ges­tern«, protestierte er. »Du hast gesagt, du liebst mich …, und da ich dich auch liebe, sehe ich nicht ein, warum ich nicht über unsere Hochzeit reden soll.«

      Stefanie verlor die Geduld. Das ging bei ihr schnell, und sie konnte dann recht scharfzüngig werden. »Unsere Hochzeit wird es nicht geben!«, sagte sie. »Es tut mir leid, Uli, aber ich glaube, es ist besser, wenn wir uns nicht mehr sehen. Wenn du eine Frau zum Heiraten suchst, bin ich sowieso die Falsche, und ich möchte deinem Glück auf keinen Fall im Wege stehen.«

      Er war so fassungslos, dass ihm die Worte fehlten. Er hatte sich mit ihr verloben wollen – und nun lief es völlig unerwartet auf eine Trennung hinaus.

      »Sieh mich nicht so an, als wäre ich ein Monstrum!«, rief sie nervös. »Ich habe dir keine Hoffnungen für die Zukunft gemacht, Uli.«

      »Aber … aber …«, begann er.

      Sie wandte sich ab. Zu oft schon hatte sie es erlebt, dass Männer, die sie eben noch attraktiv gefunden hatte, sich ganz plötzlich in hilflos stammelnde Wesen verwandelten, vor denen sie nicht einmal mehr Achtung empfinden konnte. Sie wusste, dass sie sich nicht nett verhielt, aber sie konnte nicht anders. »Geh jetzt bitte«, sagte sie leise. »Ich möchte gern allein sein.«

      Sie hörte ihn zu weiteren Bitten ansetzen, aber zu ihrer größten Erleichterung verstummte er dann ganz plötzlich und ging tatsächlich hinaus. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, wenig später sah sie ihn unten aus dem Haus kommen. Mit gesenktem Kopf, ohne sich noch einmal umzudrehen, lief er davon.

      Sie seufzte tief und fühlte sich mit einem Mal sehr müde. Es müss­te schön sein, dachte sie niedergeschlagen, einen Mann auch dann noch lieben zu können, wenn er einmal nicht stark und überlegen war – doch das schaffte sie nicht. Schwäche hatte sie schon immer verachtet, und einmal mehr war eine ihrer Beziehungen daran zerbrochen.

      Ihre bedrückte Stimmung hielt während der nächsten Stunde an. Sie fragte sich, ob wenigstens Sabrina sich auf dem Ball auf Schloss Schwarzenfels gut amüsierte. Ihre Zwillingsschwester, die ihr so ähnlich sah und doch so verschieden von ihr war …

      Oft schon hatte sie Sabrina beneidet, weil sie so genau zu wissen schien, was sie wollte. Bei ihr gab es diese ständige Unruhe durch Männer nicht. »Bisher hat mich noch keiner genug interessiert, um ihm Zutritt zu meinem Leben zu gewähren«, lautete ihre einfache Erklärung, wenn Stefanie sie wieder einmal fragte, warum sie bisher noch nie eine längere Beziehung gehabt habe. Manchmal fügte Sabrina dann noch hinzu: »Außerdem bin ich ja noch sehr jung, ich habe nicht das Gefühl, etwas Entscheidendes zu versäumen.«

      Aber ich, dachte Stefanie. Ich muss ständig bewundert werden – aber auch nicht zu sehr, sonst schlagen meine Gefühle ins Gegenteil um.

      Sie beschloss, noch auszugehen. Vielleicht traf sie jemanden, der sie auf andere Gedanken brachte, denn das war es, was sie jetzt brauchte. Noch länger über ihre Unfähigkeit zu ausdauernder Liebe nachzudenken, hätte ihre Niedergeschlagenheit nur vertieft, und darauf legte sie wahrhaftig keinen Wert.

      Eine Viertelstunde später verließ sie das Haus. Ihre Stimmung hatte sich bereits deutlich gebessert.

      *

      »Darf ich Sie um den nächsten Tanz bitten?«, fragte Ludwig. »Ich bin …«

      Sabrina lächelte ihn an. »Ludwig zu Kahlenbach, ich weiß«, antwortete sie. »Und ich gehe davon aus, dass Sie auch wissen, wer ich bin.«

      »In der Tat, das habe ich bereits in Erfahrung bringen können, Prinzessin von Gagern.«

      »Ich tanze sehr gern mit Ihnen. Sie haben offenbar erst Mut fassen müssen. Am Anfang habe ich Sie überhaupt nicht tanzen sehen.«

      Er bot ihr seinen Arm und führte sie zur Tanzfläche. »Das stimmt«, gab er zu. »In Australien hatten wir für derlei Dinge wenig Zeit – aber immerhin habe ich es notdürftig gelernt.«

      »Sie stellen Ihr Licht unter den Scheffel, Sie tanzen ausgezeichnet, das konnte ich sehen.«

      »Sie haben mich also beobachtet?«, lächelte er.

      Sie glitt in seine Arme, und in vollendeter Harmonie setzten sie sich in Bewegung.

      »Ja, natürlich – so wie alle anderen auch«, erwiderte sie. »Es wird Ihnen doch nicht entgangen sein, dass Sie die Sensation dieses Balles sind?«

      »Tatsächlich? Mir ist schon klar, dass ich Neugier wecke – aber eine Sensation? Ich weiß nicht.«

      »Sie müssen sich das so vorstellen, dass auf Bällen wie diesem normalerweise nur die immergleichen Geschichten erzählt werden. Es kommt selten vor, dass etwas Neues passiert oder dass jemand auftaucht, den man seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat.«

      »Sie meinen also, die Leute beobachten mich nicht nur, sie reden auch über mich?«

      Sie lachte leise, ihre schönen grauen Augen funkelten amüsiert. »Aber natürlich reden die Leute, was dachten Sie denn?«

      »Mich interessieren die anderen nicht«, antwortete er ohne nachzudenken. »Es ist mir gleichgültig, was sie über mich erzählen. Aber Sie wollte ich vom ersten Augenblick an kennenlernen.«

      »Und warum?«, fragte sie.

      »Vielleicht, weil ich denke, Sie sind wie ich«, erwiderte er nachdenklich.

      Sie bog den Oberkörper ein wenig zurück, um ihm in die Augen sehen zu können.


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