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Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 8 – Adelsroman - Viola Maybach


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nicht.«

      Eberhard Hagedorn zog sich bereits zurück, bevor Sofia ihm auch nur einen Blick zuwerfen konnte, um das Gewünschte zu holen.

      »Bitte, nimm Platz, Nora.«

      Graziös ließ sich Nora zu Randershausen auf einen Stuhl sinken, schlug die schlanken langen Beine übereinander und lehnte sich zurück. »Ihr habt es wirklich schön hier!«, sagte sie.

      »Ja, und wir wissen es zu schätzen.« Sofia ließ es bei diesem Satz bewenden. Nora war nicht gekommen, um ihr Komplimente zu machen, das wusste sie. Aber weshalb dann?

      Doch Nora war offenbar nicht gewillt, sofort zum Kern ihres Anliegens zu kommen. »Wie geht es Christian?«, fragte sie. »Mit fünfzehn die Eltern zu verlieren, muss furchtbar sein. Er kann von Glück sagen, dass er euch hat.«

      Sofia biss sich auf die Lippen. Sie verspürte wenig Lust, mit Nora über die Tragödie zu sprechen, die Sternberg vor mehreren Monaten heimgesucht hatte: Bei einem Hubschrauberunglück war das Fürstenpaar von Sternberg tödlich verunglückt. Prinz Christian von Sternberg, der einzige Sohn des Paares und zukünftige Fürst, war damit Vollwaise geworden. Fürstin Elisabeth war Sofias Schwester gewesen, Christian also ihr Neffe. Da sie mit ihrer Familie ebenfalls schon lange auf Sternberg lebte, zogen sie den Jungen nun gemeinsam mit ihren beiden eigenen Kindern Anna und Konrad auf.

      »Er ist tapfer«, sagte sie mit erzwungener Ruhe, »und natürlich ist er reifer als viele andere seines Alters. Aber er geht gut mit seiner Trauer um – und er besucht seine Eltern jeden Tag auf dem Familienfriedhof.«

      »Und für dich?«, fragte Nora. »Die Fürstin war deine Schwester, ihr habt euch sehr nahegestanden.«

      Sofia konnte nicht verhindern, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten.

      Sie wollte nicht mit Nora zu Randershausen über Lisa sprechen, ihre Schwester, die zugleich ihre beste Freundin gewesen war – dazu kannte sie Nora nicht gut genug.

      »Entschuldige«, bat Nora, »ich wollte keine Wunden aufreißen, Sofia. Aber natürlich hat mich dieses entsetzliche Unglück ebenso beschäftigt wie alle anderen.«

      »Sie fehlt mir«, sagte Sofia. »Sie fehlt mir jeden Tag, Nora.« Sie schaffte es, die Tränen hinunterzuschlucken.

      »Heißt Christian noch der kleine Fürst?«, fragte Nora.

      »Oh ja, und dieser Name wird ihm sicherlich auch bleiben, bis er volljährig ist.«

      Daraufhin verstummte Nora erneut, bis sie sich straffte und endlich zum Zweck ihres Besuchs kam. »Du fragst dich natürlich, warum ich so plötzlich hier aufkreuze, nachdem wir ja in den letzten Jahren nur wenig Kontakt zueinander hatten.«

      Wenig Kontakt, dachte Sofia. Gar keinen hätte es besser heißen müssen, und das hat nicht an uns gelegen. Sie lächelte höflich und erwiderte nichts. Warum sollte sie es Nora leichtmachen?

      Die elegante Blondine zeigte ers­te Anzeichen von Nervosität. Offenbar hatte sie angenommen, die Baronin werde ihr entgegenkommen, nun musste sie erkennen, dass das nicht der Fall war.

      »Also …«, setzte Nora wieder an, doch sie erhielt noch einen kleinen Aufschub, denn Eberhard Hagedorn erschien mit dem Kaffee und einigen Stücken des exquisiten Gebäcks, das die junge Sternberger Köchin Marie-Luise Falkner erst an diesem Vormittag hergestellt hatte. »Haben Sie sonst noch Wünsche, Frau Baronin?«, fragte er.

      »Nora?«, erkundigte sich die Baronin.

      »Nein, nein, vielen Dank«, antwortete Nora. »Ich muss auf meine Figur achten, und dieses Gebäck sieht ohnehin schon viel zu verführerisch aus …«

      Der Butler zog sich zurück, und danach blieb es erst einmal still, denn Nora ließ ein paar Körnchen Zucker in ihren Kaffee rieseln und rührte dann so andächtig um, als gäbe es nichts Wichtigeres zu tun.

      Sofia nippte an ihrem Tee und wartete weiter.

      Endlich sah Nora auf und sagte feierlich: »Es geht um Alexis, Sofia.«

      Aha, dachte die Baronin, damit wären wir immerhin einen Schritt weiter. »Um Alexis?«, wiederholte sie. Sie hatte keine Ahnung, worauf Nora hinauswollte. Franziskas Halbbruder kannten sie praktisch nicht. Zwar war er ihnen bei einer Gelegenheit, an die sie sich nicht einmal mehr erinnerte, vorgestellt worden, aber mehr als ein paar höflich-nichtssagende Worte hatten sie noch nie mit ihm gewechselt. Sie wussten aber von Franziska, dass sie sich sowohl mit Alexis als auch mit Nora recht gut verstand. »Es ist nicht die ganz große Liebe«, hatte sie einmal freimütig gesagt, »aber ganz bestimmt ist Nora für mich nicht die böse Stiefmutter. Und Alexis kann eine Pest sein, aber das sind wahrscheinlich alle jüngeren Brüder. Dass er Nora nähersteht als ich, finde ich selbstverständlich, er ist immerhin ihr Sohn.«

      »Ich habe einen Fehler gemacht, dass ich eure Freundschaft mit Jo … nun ja, dass ich sie nicht unterstützt habe«, fuhr Nora fort. »Aber weißt du, Sofia, ihr kanntet seine erste Frau, und ich wollte nicht ständig mit Leuten zu tun haben, die mich mit ihr vergleichen. Davor hatte ich damals Angst. Heute weiß ich, dass das dumm war. Aber wenn man jung ist …«

      Du hättest diesen Fehler aber längst korrigieren können, dachte Sofia, sagte jedoch auch das nicht laut, denn noch immer fragte sie sich, warum Nora gekommen war.

      »Du sagtest, es ginge um Alexis«, erinnerte sie ihre Besucherin.

      »Ja. Er leidet unter meinem Fehler«, erklärte Nora. »Er hat mir neulich gesagt, wie schade er es findet, dass ich ihm die Bekanntschaft mit euch praktisch verbaut habe.«

      »Das verstehe ich nicht, Nora.« Sofia schüttelte den Kopf. »Er wäre uns jederzeit willkommen gewesen – er hätte doch nur Franzi einmal begleiten müssen, sie besucht uns immerhin regelmäßig, wie du sicher weißt.«

      Nora strahlte sie an. »Ich hatte so sehr gehofft, dass du das sagen würdest, Sofia, aber Alexis wollte sicher sein, dass ihr nichts gegen ihn habt, nur weil ich damals dafür gesorgt habe, dass eure Freundschaft zu Johannes … nun ja, einschläft.«

      »Dafür kann Alexis ja nichts«, bemerkte die Baronin freundlich. Sie hatte das Gefühl, dass Nora noch immer nicht alles gesagt hatte, was ihr auf der Seele lag.

      Sie irrte sich nicht, aber sie muss­te noch eine Viertelstunde warten, bis Nora es endlich zur Sprache brachte.

      »Ich hörte, dass ihr gelegentlich Gäste zu einem festlichen Abendessen einladet, Sofia …«

      »Das stimmt«, lächelte die Baronin. Sie kam sich ein wenig schäbig vor, dass sie Nora zappeln ließ, obwohl sie jetzt endlich wusste, wo­rauf diese hinaus wollte.

      Das Lächeln ihrer Besucherin wurde ein wenig starr, es fiel ihr sichtlich schwer, die Bitte auszusprechen, wegen der sie hergekommen war. »Ich wäre euch sehr dankbar, wenn in nächster Zeit auch Alexis einmal unter den Gäs­ten sein dürfte«, sagte sie.

      »Gern«, erwiderte Sofia vollkommen ruhig, »allerdings planen wir in nächster Zeit keine solche Einladung, aber sollten wir darüber nachdenken, ist uns Alexis herzlich willkommen, Nora. Wir haben ja nicht geahnt, dass er daran Interesse hat, sonst hätten wir ihn sicher schon einmal eingeladen.«

      Nora entspannte sich wieder. Sie war sichtlich erleichtert, ihr Anliegen vorgebracht zu haben – und auch darüber, dass es freundlich aufgenommen worden war.

      Sofia beobachtete sie unauffällig. Warum war Alexis mit einem Mal an Kontakten nach Sternberg interessiert?

      Sie fand keine Antwort auf diese Frage. Als Nora sich wenig später wieder verabschiedete, machte sich Sofia auf die Suche nach ihrem Mann, um ihm von diesem Besuch zu berichten.

      Baron Friedrich war nicht weniger verwundert als sie selbst. »Alexis von Randershausen?«, rief er aus. »Aber was will er denn hier? Er kennt uns kaum, und soviel ich weiß, verkehrt er sonst mit Leuten, die uns nicht unbedingt nahestehen.«

      »Schade, ich dachte, du könntest mir das erklären«, seufzte Sofia. »Ich habe jedenfalls nicht die geringste Ahnung, was er von uns will, Fritz.«


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