Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
heranzukommen war, der diese Gangster diri-gierte und einsetzte. Konnten die beiden Männer, die er gerade in einen Tiefschlaf versetzt hatte, ihm dabei helfen? Würden Sie aussagen, wenn sie wieder zu sich kamen? Oder war ihre Angst vor dem »Dämon« grö-ßer als alle Versuche?
Butler Parker kam zu dem Entschluß, diese beiden jungen Männer erst mal aus dem Verkehr zu ziehen. Die Gegenseite mußte vermissen, sich Fragen stellen und unsicher werden. Nur so konnte er den »Dämon« aus seiner Reserve locken.
Josuah Parker ging zum Rover hinunter und fuhr ihn bis knapp an den Bahndamm heran. Dann rollte er die beiden Gangster den Hang hinunter und verlud sie im Kofferraum, nachdem er ihnen eine seiner Hand-schellen gespendet hatte. Er wollte während der Fahrt und danach nicht überrascht und erneut herausgefor-dert werden.
Er machte sich Gedanken darüber, wo er die beiden Männer unterbringen konnte. Als human eingestellter Mensch wollte er ihnen nicht unnötig Böses zufügen. Während der Fahrt über den schmalen holprigen Feldweg kam dem Butler die Erleuchtung. Er war im vorhinein fest davon überzeugt, daß die beiden Gangster sich sehr wohl fühlen würden.
Parker, der sich in der Gegend nicht auskannte, verfuhr sich ein wenig und passierte ein kleines dichtes Wäldchen. Er ahnte nicht, wie nahe er einer gewissen Kathy Porter war, die sich ihrerseits in ganz netten Schwierigkeiten befand.
*
Lady Agathas Gesellschafterin trug nur noch ein leichtes Höschen und einen entsprechenden Büstenhalter.
Kathy Porter mimte nach wie vor die Somnambule und tat so, als wisse sie von nichts. Sie wußte natürlich, daß der angebliche Will Hazers sie beobachtete. Er hatte ihr suggeriert, der See lade zum Bade. Und ihr blieb gemäß ihrer Rolle nichts anderes übrig, als darauf einzugehen, sonst hätte der Mann mit Sicherheit Verdacht geschöpft.
Irgendwie ärgerte sich Kathy.
Sie war sicher nicht prüde. Es machte ihr nichts aus, hin und wieder auch ihren sportlich durchtrainierten Körper als Waffe einzusetzen. Daß diese selbstgewählte Rolle ihr aber aufzwang, sich nach den Wünschen dieses Lüstlings zu richten, gefiel ihr keineswegs. Sie suchte nach einer Gelegenheit, es ihm zu geben, ohne dabei im wahrsten Sinn des Wortes aus der Rolle fallen zu müssen.
»Zieh’ dich ganz aus, Kathy«, hörte sie die Stimme des angeblichen Will Hazers eindringlich. »Du bist völlig allein, kein Mensch kann dich sehen oder beobachten. Zieh’ dich aus!«
Das hatte er sich so gedacht!
Kathy streckte den linken Fuß vor und tauchte ihren großen Zeh in den imaginären See, den der Mann ihr suggeriert hatte. Sie zog ihn überrascht zurück, als sei das Wasser viel zu kalt, trat einen halben Schritt zu-rück und zögerte.
»Das Wasser ist fast lauwarm«, hörte sie wieder die Stimme des Mannes, »leg’ dich auf die Wellen, aber zieh’ dich vorher noch ganz aus!«
Jetzt wußte Kathy, was sie zu tun hatte.
Sie streifte sich tatsächlich den knappen Slip ab, wandte dem Kerl jedoch den Rücken zu, löste den Büs-tenhalter und legte sich auf den imaginären See, stand wieder auf und planschte vergnügt und ausgelassen wie ein Kind.
Mit beiden Händen langte sie in das lauwarme, nicht existierende Wasser und spritzte damit herum. Da dieses Wasser aber nicht vorhanden war, hatten ihre Hände in den weichen, etwas feuchten Waldboden ge-griffen und zwei gehörige Portionen genommen.
Die warf sie dem Hypnotiseur jetzt voll ins Gesicht und aufs Vorhemd.
Sie landete zwei Volltreffer!
Der Mann reagierte überrascht, als feuchter Waldboden gegen seine Gesichtshaut klatschte. Er ächzte, als ein Stein mittlerer Größe seine Magenpartie traf. Er hörte das Jauchzen der unbekleideten Badenixe, die weiterhin im nicht vorhandenen Wasser planschte und erneut mit dem nicht vorhandenen Naß werfen wollte.
»Komm’ sofort heraus«, krächzte der falsche Will Hazers befehlend und wischte sich einige Dreckklum-pen aus den Augenwinkeln. »Das Wasser ist eisig kalt, du wirst dir den Tod holen.«
Kathy verbiß sich ein Schmunzeln, als sie den Hypnotiseur richtig sah. Der Mann hatte beide Ladungen voll gekriegt und sah hinreißend dreckig aus. Er schien ein paar Meter über den leicht schlammigen Wald-boden gerobbt zu sein.
Kathy tat allerdings sofort so, als friere sie, und kreuzte die Arme vor der Brust, um dann schnell zu ihren Kleidern hinüber zu laufen und sich anzuziehen. Der Mann kam überhaupt nicht auf seine Kosten, was ihre Nacktheit betraf. Als er sich die letzten Tannennadeln aus den Augen wischte, war Kathy bereits wieder angekleidet und stand ein wenig verloren und ab wartend herum.
»Komm’ jetzt in den Wagen«, befahl ihr der Mann ärgerlich, »wir dürfen keine weitere Zeit verlieren.«
Gehorsam nahm sie wieder auf dem Beifahrersitz Platz und lehnte sich entspannt zurück. Sie hoffte, daß sie den »Dämon« bald zu sehen bekam. Weit konnte es bis zu seinem Sitz nicht mehr sein. Sie hatte das si-chere Gefühl, daß das Wäldchen ein Geheimnis besonderer Art bot.
Die Rechnung ging auf!
Nach knapp fünf Minuten bog der Morris auf eine schmale, asphaltierte Straße ein, die quer durch das Waldstück verlief. Vor einem hohen, altertümlichen Parktor hielt der Wagen kurz an. Der Fahrer stieg aus und betätigte die Gegensprechanlage, die in einem der beiden Torpfosten eingebaut war. Sekunden später öffnete sich das hohe Tor wie von Zauberhand, um sich kurz nach Passieren des Morris selbsttätig wieder zu schließen.
Der Park war geschickt angelegt und gestattete keinen Einblick in die Tiefe. Der immer noch asphaltierte Zufahrtweg schlängelte sich in engen Kurven an hohen Taxushecken vorbei, machte dann einen scharfen Knick und endete plötzlich vor einem Holztor, das in eine meterhohe Umfassungsmauer eingelassen war.
Auch dieses Tor öffnete sich automatisch.
Der Morris rollte über eine schmale Bohlenbrücke, die einen wasserlosen Graben überspannte, und hielt plötzlich in einem engen, mittelalterlich wirkenden Innenhof, von dem aus man auf einen schloßähnlichen Herrensitz im Hintergrund sah.
Kathy war fest davon überzeugt, daß sie das Quartier des »Dämon« erreicht hatte. Nun mußte sie noch geschickter improvisieren. Sie befand sich schließlich in der Höhle des Löwen und mußte, mit Überraschun-gen rechnen.
*
»Miß Perkins, erkennen Sie mich?« flüsterte Kathy und brachte ihren Mund ganz nahe an das Ohr der mittelgroßen, schlanken Frau, die entspannt auf ihrem Bett lag. Kathy hatte sie sofort wiedererkannt. Es handelte sich um die Schwester des Milchhändlers, in dessen Ladenlokal Agatha Simpson eine kurze Rast mitsamt ihrem Wagen eingelegt hatte.
Gwen Perkins reagierte überhaupt nicht.
Ihre Lippen umspielte ein träumerisches Lächeln, ihre weit geöffneten Augen starrten hinauf zur Zimmer-decke. Gwen Perkins trug nur einen bis zu den Knöcheln reichenden Bademantel, der sich über ihren Ober-schenkeln bereits verschoben und geöffnet hatte. Zu Kathys Entsetzen zeigten die Beine Spuren von Peit-schenhieben, die unbedingt schmerzen mußten. Doch sie schien sie überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Kathy Porter war vor etwa einer Viertelstunde hierher ins Zimmer gebracht worden. Es befand sich in dem schloßähnlichen Herrenhaus und war fraulich-verspielt eingerichtet, erinnerte überhaupt nicht an ein Gefäng-nis. Daß die Türklinke fehlte, war im Grund der einzige Schönheitsfehler.
Nein, Kathy Porter hatte den »Dämon« noch nicht zu Gesicht bekommen. Ihr Begleiter hatte sie an eine derbe, untersetzte und stark aussehende Frau weitergereicht, die sie jetzt eben hier eingeschlossen hatte. Bisher war alles sehr undramatisch verlaufen.
Die Sekretärin der Lady Simpson sah angestrengt zu Gwen Perkins hinüber und hätte sie am liebsten er-neut angeredet oder versucht, sie wieder in die Realität zurückzurufen, doch Kathy getraute sich nicht. Viel-leicht hatte ihre erste Frage schon auf der Gegenseite Mißtrauen ausgelöst. Kathy rechnete nämlich damit, daß dieser Raum mit »Wanzen« vollgestopft war, mit jenen winzigen, elektronischen