Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Mylady erkundigen?«
»Ich rase innerlich vor Zorn«, antwortete die ältere Dame. »Was haben wir jetzt erreicht? Nun sitzen wir beide fest.«
»Man weiß immerhin, wo sich der Sitz des ›Dämon‹ befindet.«
»Mit diesem Wissen werden wir herzlich wenig anfangen können! Sie glauben doch wohl nicht, daß wir noch mal freikommen, oder?«
»Der Schoß der Zukunft ist dunkel, Mylady.«
»Ich verbitte mir Ihre Gemeinplätze«, raunzte sie gereizt, »lassen Sie sich besser etwas einfallen, Mister Parker, dazu sind Sie ja schließlich da!«
»Haben Mylady bereits Kontakt mit Miß Porter aufnehmen können?«
»Ist sie ebenfalls hier?«
»Damit ist leider zu rechnen, Mylady.«
»Dann sind wir geliefert«, stellte die ältere Dame sachlich fest. »Man weiß hier, daß weder Sie noch ich zu hypnotisieren sind. Man hat uns bereits im Landhaus meiner Freundin Glaters abgehört, wissen Sie das?«
»Inzwischen, ja, Mylady.«
»Damit hätten Sie rechnen müssen. Sie sind einfach zu vertrauensselig, Mister Parker.«
»Mylady sehen mich zerknirscht.«
»Was soll jetzt werden?«
»Früher oder später wird man Mylady und meine bescheidene Person dem ›Dämon‹ vorführen, wenn mich nicht alles täuscht.«
»Halten Sie ihn für so neugierig?«
»Er muß es sein, Mylady, denn er wird wissen wollen, wieso Mylady und meine bescheidene Person ge-gen Hypnose immunisiert werden konnten. Diesen Vorgang muß der ›Dämon‹ in Erfahrung bringen, denn es könnte seine weiteren Pläne empfindlich stören.«
Lady Simpson wollte ihren Butler zuerst anfauchen, denn er zwinkerte ihr ein wenig zu kokett zu, doch dann begriff die ältere Dame. Natürlich, auch hier waren sicher elektronische »Wanzen« installiert worden, die diese Unterhaltung weiterleiteten. Es war damit zu rechnen, daß der »Dämon« selbst zuhörte. Seine Neugierde mußte jetzt geweckt worden sein.
»Dieses Verfahren dürfen wir nie verraten«, sagte Lady Simpson eindringlich.
»In der Tat, Mylady.«
»Der ›Dämon‹ darf auch nicht erfahren, was wir an schriftlichen Unterlagen hinterlegt haben«, redete die Detektivin weiter und dachte an einen Kriminalroman, den sie gelesen und der ihr recht gut gefallen hatte. Dort hatten die Helden von Unterlagen gesprochen, die nicht existierten. Damit war es ihnen gelungen, wertvolle Zeit für sich herauszuschinden.
»Über meine bescheidenen Lippen wird kein Wort kommen, Mylady«, versprach der Butler, der mit die-sem zusätzlichen Trick der Agatha Simpson einverstanden war.
»Auch ich werde schweigen wie ein Grab«, behauptete die ältere Dame nachdrücklich. »Sagen Sie, Mister Parker, kennen Sie einen Anwalt Peter Hawkins?«
»Wenn Sie gestatten, werde ich nachdenken, Mylady.«
»Dieser Lümmel hat mich nämlich gekidnappt.«
»Peter Hawkins, Peter Hawkins«, wiederholte Parker halblaut.
»Das ist der Mann, bei dem Gwen Perkins als Sekretärin beschäftigt ist«, erinnerte die Detektivin, »sie ist die Schwester des Milchhändlers, wissen Sie?«
»Ich glaube, Mylady bereits mit einer Erklärung dienen zu können.«
»Sie kennen ihn also?«
»Ich kenne einen Peter Hawkins, Mylady, der so etwas wie der Spezialanwalt der Unterwelt von London war«, berichtete Parker, »sein Ruf war nicht der beste, wenn ich es so ausdrücken darf. Er soll in seiner Ei-genschaft als Anwalt Kassiber aus Zuchthäusern und Gefängnissen herausgeschmuggelt haben, was man ihm allerdings nie beweisen konnte.«
»Und was ist aus ihm geworden?«
»Er verließ eines Tages – es mag zwei Jahre zurückliegen – London, Mylady, und wurde nicht mehr gese-hen. Könnten Sie mir besagten Peter Hawkins beschreiben?«
Nachdem Lady Simpson diese verlangte Beschreibung geliefert hatte, nickte Parker.
»Das müßte er sein, Mylady«, sagte er, »und ich traue ihm die Rolle des ›Dämon‹ durchaus zu, denn er verfügt über erstaunliche Intelligenz.«
»Sind Sie sicher?«
»Mit einer Einschränkung allerdings, Mylady, er dürfte sich für zu intelligent halten. Mit anderen Worten, er dürfte sich für unübertroffen halten und weiß nicht, daß möglicherweise bereits menschliche Ratten an seinem Thron nagen, ehrgeizige Mitarbeiter, die ihrerseits vielleicht die Rolle des ›Dämon‹ übernehmen wol-len. Es gibt dafür bereits gewisse Anhaltspunkte.«
Agatha Simpson hatte verstanden und zwinkerte jetzt ihrerseits dem Butler zu.
»Ich kenne den Mann nicht, der meine bescheidene Person im Postamt stellte«, redete der Butler weiter, »aber ich kann diesem Mann eine überragende Intelligenz ebenfalls nicht absprechen. Er dürfte, wenn es darauf ankommt, härter sein als Mister Hawkins.«
»Möge er Hawkins so schnell wie möglich umbringen«, seufzte Lady Simpson, »ich hätte überhaupt nichts dagegen.«
»Ich möchte mir erlauben, mich dem frommen Wunsch Myladys anzuschließen«, sagte Parker höflich.
»Es wird beim frommen Wunsch bleiben«, gab Lady Simpson zurück, »legen Sie mir Ihr Jackett um, Mis-ter Parker, mir wird kalt!«
Parker wunderte sich zwar ein wenig über diesen Wunsch, kam ihm aber selbstverständlich sofort nach. Im Gegensatz zu Mylady hatte er das Gefühl, daß es hier in dem zellenartigen, kleinen Wohnraum recht warm, wenn nicht sogar heiß war. Er legte sein Jackett ab und verstand erst jetzt, was seine Herrin damit bezweck-te.
Als sie nämlich seine Weste sah und die darin befindlichen Kugelschreiber, nickte sie fast wohlwollend. Sie hatte sich nur vergewissern wollen, ob Parker seine kleinen Hilfsmittel bei sich hatte. Vielleicht wollte sie dem Lauscher, mit dem sie wie Parker rechnete, auch nur vorgaukeln, wie alt, gebrechlich und schwach sie in Wirklichkeit sei. Ihre gespielte Hilflosigkeit hatte in der Vergangenheit schon manchen Gangster aufs Glatt-eis geführt.
*
Als sie wieder zu sich kam und atmen konnte, hatte Kathy Porter bereits ihre Chance verspielt.
Sie lag auf den Teppichen und spürte sofort, daß man ihr die Hände auf dem Rücken mittels einer moder-nen Handschelle zusammengefügt hatte. Sie war hilflos dem Mann ausgeliefert, dessen Hosenbeine sie zu-erst nur sah. Als sie dann den Kopf hob, erkannte sie den falschen Will Hazers, der sie angrinste.
»Pech gehabt«, sagte er schadenfroh, »gut, daß Sie dem ›Dämon‹ in die Arme gelaufen sind.«
»Er sah aus wie der Teufel«, erinnerte sich Kathy und schloß für einen Moment gequält die Augen. Natür-lich war sie aufgeklärt genug, nicht an solch einen Teufel zu glauben, wie er sich ihr präsentiert hatte. Es mußte sich um eine äußerst wirkungsvolle und geschickte Maskerade gehandelt haben.
»Ob ›Dämon‹ oder Teufel, es bleibt sich gleich«, meinte der falsche Will Hazers und grinste erneut, »er ist übrigens überrascht, wie gut Sie aussehen, Kathy.«
»Wieso?« Kathy Porter begriff zuerst nicht, doch dann sah sie ihre bis weit zu den Oberschenkeln ent-blößten Beine und die fast entblößte Brust. Man mußte sie absichtlich aufgedeckt haben. Sie kam sich noch nachträglich wie eine Ware vor, die man aus nächster Nähe begutachtet hatte.
»Bekommen Sie bloß keine Stielaugen«, sagte sie ärgerlich zu dem Mann, »oder haben Sie noch nie eine Frau gesehen?«
»Sie sehen verdammt gut aus, Kathy.«
»Scheren Sie sich zum Teufel!«
»Dafür