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Kärntner Totenmesse. Roland ZingerleЧитать онлайн книгу.

Kärntner Totenmesse - Roland Zingerle


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S-Klasse-Generation. Die Blinker des Wagens leuchteten kurz auf, als Zeichen, dass er das Öffnen-Signal von Werginz’ Schlüssel erhalten hatte, und gleich darauf war der Anwalt eingestiegen und fuhr davon.

      In Heinz’ Kopf blitzten Versatzstücke der Informationen auf, die er in der vergangenen halben Stunde erhalten hatte, sein Gehirn fühlte sich an, als hätte es einen Muskelkater. Er senkte seinen Blick zu der Visitenkarte, die seine Hände wie einen Schatz hielten. In letzter Zeit konnte er sich Namen, Termine und andere Informationen kaum noch merken, da war dieser schriftliche Anhaltspunkt ein echter Segen. Den Namen von Landesrat Moritschs Büroleiterin hatte er schon wieder vergessen, den Termin um 17 Uhr wusste er noch. Schnell zog einen Kugelschreiber und notierte die Uhrzeit auf die Rückseite der Visitenkarte, nun konnte nicht mehr viel schiefgehen. Allerdings fragte er sich, wie er unter diesen Voraussetzungen einen Mordfall aufklären sollte. Er würde alles aufzuschreiben, was ihm unterkam – aber er würde Hilfe brauchen. Hier wurde es kompliziert, denn die beste Unterstützung, die er bekommen konnte, war die seiner Schwester Sabine, die Chefinspektorin bei der Kriminalpolizei war, und das würde sich schwierig gestalten. Nichtsdestotrotz musste er es versuchen.

      Er zog sein Handy, doch schon der erste Tastendruck machte ihm klar, dass der verdammte Akku wieder einmal seinen Geist aufgegeben hatte.

      Seufzend ging er zu seinem Auto, setzte sich auf den Fahrersitz und steckte das Handy an das Ladegerät am Zigarettenanzünder. Es würde einige Zeit dauern, bis das Ding genug Saft hatte, um sich überhaupt einschalten zu lassen.

      Heinz lehnte sich zurück und schloss die Augen. Irgendwie ging es ihm nicht anders als seinem Handy, sein Akku war leer, und er brauchte eine Pause. Seit Wochen hatte er keinen Auftrag mehr angenommen und auch davor nur solche, die sich leicht erledigen ließen und daher wenig Geld einbrachten. Das hatte dazu geführt, dass seine finanzielle Lage existenzbedrohend geworden war. Aber nicht nur von seinem Beruf, auch von seinen Freunden und seiner Familie hatte er sich zurückgezogen. Das lag daran, dass er den Umgang mit seinen Mitmenschen neuerdings als extrem anstrengend empfand, umso mehr, je näher sie ihm waren. Anfangs hatten ihn alle noch mit Anrufen bombardiert. Direktor Oberhofer von der Fiducia Versicherungsgesellschaft, sein bester Auftraggeber, hatte ihn mit zunehmender Ungeduld für diverse Nachforschungen engagieren wollen, ihn schließlich beschimpft und jede weitere Zusammenarbeit aufgekündigt. Verena, die Frau seiner Träume, die sich nicht dazu entschließen konnte, mit ihm zusammen zu sein, wollte ihn „aus seinem Schneckenhaus“ herauslocken, wie sie sich ausdrückte, hatte es aber ebenfalls irgendwann aufgegeben. Seine Eltern und seine Schwester Sabine meldeten sich immer noch, doch meist ignorierte er ihre Anrufe. Er konnte ihnen nicht begreiflich machen, dass er niemanden sehen und nichts hören wollte und dass der einzige Ort, an dem er sich geborgen fühlte, seine Wohnung war – möglichst abgeschottet von der Außenwelt.

      Und genau da schloss sich der Teufelskreis. Wenn es so weiterging, würde er sich seine Wohnung nicht mehr leisten können, ein Szenario, das ihn derart in Panik versetzte, dass er es lieber ignorierte. Er wusste nicht, wie das alles weitergehen sollte.

      Nach geraumer Zeit öffnete er die Augen wieder und seufzte. Vielleicht brachte der aktuelle Auftrag so viel ein, dass er wieder einige Zeit über die Runden kam, das war immerhin Anreiz genug, es zu versuchen. Er würde Doktor Werginz erste Ergebnisse liefern und dann mit ihm über sein Honorar verhandeln. Dazu musste er aber wissen, worum es in dem Mordfall überhaupt ging. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass in wenigen Minuten die Mittagsnachrichten im Radio kamen, da würde er wohl die Basisinformationen erhalten. Und danach war sein Handy vielleicht so weit aufgeladen, dass er Sabine anrufen konnte.

      Kapitel 3

      Donnerstag, 12.30 Uhr

      Heinz lenkte seinen VW Corrado auf das oberste Parkdeck der City Arkaden und wählte einen Stellplatz nahe einem der Eingänge. Er nahm immer das oberste Parkdeck, wenn er hierherkam. Einerseits fühlte er sich auf dem Dach des Einkaufszentrums unter freiem Himmel wohler als in den niedrigen unteren Decks, andererseits hatte er hier bisher noch immer einen Parkplatz gefunden, selbst an Samstag-Nachmittagen.

      Die City Arkaden waren nicht nur Klagenfurts größtes Einkaufszentrum, sondern wohl auch das am stärksten frequentierte. Zumindest hatte Heinz das Gefühl, hier immer im Gedränge zu sein – was aber auch an ihm liegen konnte. Er hatte sich in Menschenansammlungen noch nie wohlgefühlt, und neuerdings war dieses Unwohlsein extrem geworden und bekam immer wieder neue Schattierungen. Heute zum Beispiel hatte er das Gefühl, dass ihm ständig jemand vor die Füße lief. Er verließ die Rolltreppe – schon stürmte eine junge Frau wie aus dem Nichts so nahe an ihm vorbei, dass er abrupt stehen bleiben musste, um nicht in sie hineinzulaufen. Er ging an einem Geschäft vorbei – da trat eine ältere Dame, hochnäsig weder nach rechts noch nach links schauend, aus dem Eingang und wischte an Heinz vorbei, so dass der Ärmel ihrer umgehängten Sommerjacke seine Nase streifte und überdies noch das aufdringliche Bukett eines schweren Parfüms an ihn heftete. Dann rammte ihn fast ein Teenager, dessen Gesicht die Displaybeleuchtung eines großen Handys reflektierte, danach umrundete ihn ein kleiner Hund, über dessen ausziehbare Leine Heinz beinahe stolperte, und so weiter und so weiter.

      Heinz war froh, als er das Speiselokal auf der obersten Geschäftsebene erreicht hatte, allerdings nur kurz, denn das Lokal war überfüllt, und die Aussicht, an einem kleinen Tisch eng an eng mit den nächsten Gästen zu sitzen, behagte ihm überhaupt nicht.

      Sabine wartete schon. Sie war in ihre Einheitskluft gekleidet, Bluejeans, Cowboystiefel und Lederjacke, die ihrem athletischen Körperbau durchaus schmeichelte, und wie üblich trug sie eine für Polizisten typische Ausstrahlung zu Schau, dieses Offensive, Resolute, Bestimmende, keinen Widerspruch Duldende. Soweit Heinz sich zurückerinnerte, war Sabine schon immer so gewesen, sie war als Polizisten zur Welt gekommen. Sie stand neben dem Eingang, strategisch günstig, um sowohl den Innenbereich des Lokals als auch dessen Außenbereich inmitten der Bummelzone zu überblicken. Von dort bewegte sie sich auch nicht weg, als sie ihn sah, sie wartete, bis er zu ihr kam.

      „Heinz, du schaust aus wie ein Asozialer“, begrüßte sie ihn mit der ihr eigenen Herzlichkeit und küsste ihn auf beide Wangen.

      „Ich hab’ dich auch gern“, konterte er.

      Ihr Gesicht wurde ernst. „Heinz, ich mache mir Sorgen um dich. Wir machen uns Sorgen um dich. Du schottest dich so ab ... wir wollen dir doch helfen.“

      Heinz spürte seinen Fuß zucken, die körperliche Äußerung seines Wunsches, die Flucht zu ergreifen. Doch da musste er jetzt durch. „Ich weiß, Sabine, aber ihr könnt mir nicht helfen, bitte versteh das.“ Das stimmte nur zum Teil. Sie hätten ihm helfen können, wenn sie nur für ihn da gewesen wären, um ihm zuzuhören und ihn in die Arme zu schließen. Aber sie wollten ihm Entscheidungen abnehmen, Dinge für ihn tun, die er nicht wollte, von denen sie aber glaubten, sie seien gut für ihn. Sie wollten ihn bevormunden. Sie hatten keine Ahnung.

      Sabine zischte und wandte sich kopfschüttelnd von ihm ab. „Und was dann?“, fragte sie schließlich, „als du mich vorhin angerufen hast, hast du gesagt, du brauchst meine Hilfe und jetzt doch wieder nicht?“

      „Du weißt schon, wie ich das meine.“

      Sie stellte sich vor ihn hin, starrte ihn fast bedrohlich an und rief: „Ja, Heinz, ich weiß genau, wie du das meinst, ganz genau! Der liebe Bruder braucht die Hilfe seiner großen Schwester – aber immer nur dann, wenn er sich seine Arbeit leichtmachen will.“

      Unangenehm berührt blickte Heinz um sich und sah eine Menge Augenpaare auf sich gerichtet. Sabine schien das egal zu sein, sie starrte ihn unverändert an. Beides blockierte ihn, er schwieg. Nach Sekunden, die sich endlos anfühlten, gab Sabine ihren psychischen Belagerungszustand auf, drehte sich zur Seite und verschränkte die Arme. Heinz wollte etwas sagen, mehrmals, doch ihm fehlten die passenden Worte.

      „Da drüben wird was frei“, sagte sie schließlich und setzte sich rasch in Bewegung, um vor den anderen Wartenden bei jenem Tisch im Außenbereich zu sein, von dem gerade ein junges Paar aufstand.

      Kurz


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