Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas. Фредерик МарриетЧитать онлайн книгу.
im Gegentheile aber erheben sie das Schlachtgeschrei, vertheidigen das Leben ihres Stammesgenossen und von nun an beginnt der Kampf zwischen den beiden Völkern.
Gewöhnlich nimmt man aber die Friedenspfeife an, ehe man es also zum Aeussersten kommen lässt.
Ich komme nun auf die Waffen und die Ausrüstung der Shoshonenkrieger, bemerke übrigens zu gleicher Zeit, dass sich Alles, was ich darüber sage, auch auf die Apachen, die Arrapahoes und die Comanchen beziehen lässt, indem sich die Shoshonen vor Letzteren nur durch ihre grössere Geschicklichkeit auszeichnen. Der Shoshone ist immer beritten und sitzt fest auf einem kleinen, leichten, selbstgefertigten Sattel ohne Steigbügel, von denen sie keine Freunde sind. Nur die Häuptlinge und berühmten Krieger führen diese Zugehör als ein Merkmal der Auszeichnung, um so mehr, da die Sättel mit Bügeln in der Regel Trophäen sind, die von einem besiegten Feinde gewonnen werden.
In dem Schmuck ihrer Pferde zeigen sie so viel Geschmack, wie die Mexikaner, die Krähen oder die östlichen Indianer, denn sie glauben, dass die natürliche Schönheit und Anmuth des Thieres durch bunten Prunk an Harmonie verlieren würde. Das einzige Merkmal von Auszeichnung, das sie an ihren Rossen anbringen (und zwar nur die Häuptlinge), besteht in ein paar Adlerfedern an der Zaumrosette unter dem linken Ohre. Der Shoshone behandelt sein Pferd wie einen Freund, hätschelt es, pflegt es und misshandelt es nie; es ist daher immer in einem vortrefflichen Zustande und bildet mit seinen stolzen Augen und seiner majestätischen Haltung das Ideal eines schönen, anmuthigen Thieres. Der elegante Putz und die zierliche Gestalt eines Shoshonenreiters harmonirt wunderbar mit dem wilden, stolzen Aeussern seines Rosses.
Der Shoshone lässt seine schön gekämmten Locken in dem Winde flattern und drückt sie nur durch eine dünne, metallene Krone an seinen Kopf, in welcher dieselben Federn stecken, wie an der Rosette seines Thieres. Diese Krone besteht entweder aus Gold oder Silber, und diejenigen, welche derartige Metalle nicht zu erschwingen vermögen, fertigen sie aus Schwanenflaum oder Hirschhaut, zur Zierde die Stacheln des Stachelschweins benützend. Die Arme sind bloss und die Handgelenke mit Spangen von dem Materiale der Krone umgeben. Der Körper ist vom Halse bis zum Gürtel mit einem kleinen Hemde von weichem Hirschleder gehüllt, das sich faltenlos anschmiegt. Vom Gürtel an bis zum Knie wallt ein weites Uebergewand aus schwarzem, braunem, rothem oder weissem Wollenoder Seidenstoffe, den der Indianer zu Monterey oder St. Franzisco aus den Händen der Valparaiso- und Chinahändler bezieht; seine Füsse sind vom Knöchel an bis zur Hüfte mit Beinkleidern aus Hirschleder bedeckt, das mit vegetabilischen Säuren roth oder schwarz gefärbt und mit Menschenhaaren zusammen genäht ist, welche an der Aussenseite umherfliegen oder sich in Zöpfe verschlingen. Ueber den Knöcheln befinden sich wieder metallene Spangen, der Fuss selbst aber steckt in einem eleganten Moccasin, bisweilen mit schönen, runden, erbsgrossen Scharlachmuscheln verziert, die man unter den fossilen Ueberresten des Landes findet.
Das Obergewand ist durch einen Gürtel um den Leib befestigt; die Squaws fertigen denselben gewöhnlich aus den zarten Fasern den Seidenbaums, einer Abart der Wollenstaude, welche stets mit langen, fast untastbaren, aber doch sehr starken Fäden bedeckt ist. Diese werden zusammengewoben und schön gefärbt. Zuverlässig würden solche Schärpen, die zwölf bis fünfzehn Fuss Länge haben, von den Pariser und Londoner vornehmen Damen zu grossen Preisen bezahlt werden, denn ich habe oft ein derartiges Gewebe in meine Hand eingeschlossen, ohne dass ihr Umfang merklich dadurch vergrössert worden wäre.
In dem Gürtel steckt links das Messer und rechts der Tomahawk. Bogen und Köcher hängen an drei Zoll breiten Schwanenflaumriemen über die Schultern, während die lange, mit reichem Schnitzwerk und blanker Kupfer- oder Eisenspitze versehene Lanze horizontal an der Seite des Pferdes getragen wird. Wer einen Karabiner besitzt, befestigt denselben auf der linken Seite an einen Ring und Haken; der Schaft reicht bis an den Gürtel und die Mündung ragt ein wenig über das Knie vor.
Die jüngeren Krieger, die keine Karabiner besitzen, führen statt derselben ein kleines Bündel von Wurfspiessen (die Ierrids der Perser), mit denen sie sehr gut umgehen können, denn ich habe oft gesehen, dass sie eine derartige Waffe auf zehn Schritte Entfernung einem Büffel zwei Fuss tief in die Seite zu werfen im Stande sind. Zu Vervollständigung ihrer Angriffsrüstung gehört noch der Lasso, ein fünfzehn Fuss langer Lederriemen von der Dicke eines kleinen Fingers, der von dem Sattelknopfe herunterhängt. Dies ist eine schreckliche Waffe, gegen die man selbst mit einer Flinte nicht gut ankämpfen kann, denn der Lasso fliegt mit der Schnelligkeit des Gedankens, und ein Versuch, sich umzuwenden und Feuer zu geben, reicht zu, um das unvermeidliche Geschick herauszufordern. Das einzige Mittel, der verhängnissvollen Schlinge zu entgehen, besteht darin, dass man die Zügel des Pferdes über den Kopf erhebt und sowohl Lanze als Karabiner diagonal von den Körper hält, zugleich aber auch mit der Rechten das Messer fasst, um es augenblicklich benützen zu können.
Wenn unter solchen Vorsichtsmassregeln der Lasso einem über den Kopf fällt, muss er ausgleiten und der Wurf ist verloren; ist man aber behend genug, mit dem Messer die Schleife zu durchschneiden, während sie zurückgezogen wird, so gewinnt man den Vortheil oder steht doch wenigstens mit dem Gegner gleich, auf den man sich werfen kann, da er zu besserer Handhabung des Lasso Bogen, Lanze und Büchse zurückgelassen oder doch zu sehr befestigt hat, nm sie in kurzer Zeit gebrauchen zu können. Seine einzige Waffe besteht also in dem Messer und dem Tamahawk, und wenn man will, kann man jetzt seinen eigenen Lasso brauchen. In diesem Falle wendet sich die Stellung, obschon ein derartiger Kampf die grösste Gewandtheit fordert.
Es trifft sich oft, dass ein Indianer, wenn ihm sein Lasso durchschnitten ist und der Feind gegen ihn anrückt, in vollem Galopp Büchse und Lanze von dem Boden, wo er sie fallen liess, wieder aufnimmt, und dann ist natürlich der Sieg in seinen Händen. Es gelang mir einmal, einem derartigen Lasso-Ueberfalle zu entgehen. Ich wurde von einem Krähenindianer verfolgt, der seine Schlinge dreimal vergeblich nach mir schleuderte; bei dem vierten Wurfe zerschnitt ich sie, wandte mich gegen ihn um, jagte ihm nach und erschoss ihn mit einer von meinen Pistolen. Die Schlinge bildete bei jedem Wurfe einen vollkommenen Kreis, dessen Mittelpunkt genau über meinen Kopf fiel; der Durchmesser reichte von dem Halse bis zu dem Schweife meines Pferdes, und hätte ich nicht Büchse, Lanze, Bogen und Köcher weggeworfen, so wäre ich unvermeidlich auf den Boden gezogen worden. Alle westlichen Indianer und Mexikaner sind in Handhabung dieser Waffe ausserordentlich gut erfahren.
Vor der Ankunft des Fürsten Seravalle hatten die Shoshonen Schilde, legten dieselben aber bald als eine unnütze Belästigung ab. Die Geschicklichkeit, welche auf eine geeignete Handhabung dieser Schutzwaffe verschwendet wurde, hat jetzt einem besseren Gebrauche der Lanze Platz gemacht. Ich zweifle, ob in den Tagen der Turniere die tapferen Ritter ihren Damen eine grössere Gewandtheit zeigen konnten, als ein Shoshone im Kampfe gegen einen Arrapahoe oder eineu Krähen entwickelt.12)
Das bewunderungswürdigste Kunststück eines Shoshouen, eines Comanchen oder Apachen, besteht übrigens in der Leichtigkeit, womit er sich bei einem Angriff auf einen Feind längs seines Pferdes herunterhängt und so dem Gegner ganz unsichtbar macht; will ihm dann der Letztere eine Wunde beibringen, so muss es durch den Leib des Thieres geschehen. Trotz dieser schwierigen und gefährlichen Lage wissen sie übrigens doch ihre Waffen mit Gewandtheit und Sicherheit zu benützen. Die Art, wie sie ihr Gleichgewicht behaupten, ist sehr einfach; sie stecken ihren rechten Arm bis zur Schulter in die Schlingen des Lasso, der, wie gesagt, an dem Sattelknopf oder um den Hals des Pferdes hängt; ihre Füsse finden einen Haltpunkt in den zahlreichen Schleifen aus Hirschleder, die vom Sattel herunterfallen. In dieser Weise bleibt ihnen der linke Arm zu Handhabung des Bogens frei; den rechten können sie soweit benützen, um den Pfeil anzuziehen, und nun ersehen sie ihre Gelegenheit, ohne so leicht ihres Zieles zu verfehlen, wenn sie nicht bereits verwundet sind. Ich bemerkte bereits oben, dass die Shoshonen auf den Rath des Fürsten Seravalle ihre Schilde bei Seite legten; aber dieser, ihr väterlicher Freund, lehrte sie auch die europäische Reitertaktik. Sie hatten Verstand genug, die Vortheile einzusehen, die daraus zu erzielen waren, und verbanden dieselbe so gut, wie möglich, mit ihrer eigenen.
Die Shoshonen greifen nun schwadronenweise mit der Lanze an, bilden Carrées, wenden mit wunderbarer Genauigkeit und führen viele schwierige Manöver aus. Da sie jedoch ihrer eigenen Kriegsweise nicht entsagt haben, so bietet es einen höchst auffallenden Anblick, wenn man etwa fünfhundert Pferde mit tapferen Burschen im Sattel zum